Der berühmte Herr Leibniz: Eine BiographieEike Christian Hirsch
Gebundene Ausgabe
Sein Platz im Olymp der deutschen Geisteselite ist ihm sicher bis in alle Ewigkeit. Was Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) - von Friedrich dem Großen bewundernd als "eine Akademie für sich" bezeichnet - geleistet hat, könnte gut und gerne einigen Dutzend zu großem Ruhm verhelfen. Seit fast einem Jahrhundert bemühen sich Forscher dreier Lehranstalten, allein die ungeheure handschriftliche Hinterlassenschaft des universalgebildeten Autodidakten für eine chronologisch und sachlich gegliederte Gesamtausgabe zu bewältigen. Und noch immer liegen erst 32 von schätzungsweise 100 Bänden vor. < P> Es versteht sich von selbst, dass auch in der hier vorliegenden Leibniz-Biografie des bislang vornehmlich mit theologischen Themen in Erscheinung getretenen Eike Christian Hirsch die Erfindung der Infinitesimalrechnung und des binären Zahlensystems, der mechanischen Rechenmaschine und der Windkraftanlage sowie natürlich die eigentümliche Monadenlehre, die Philosophie der prästabilierten Harmonie, die Theodizée und das Streben nach einer Characteristica universalis breiten Raum einnehmen. Was uns in diesem Buch jedoch auch begegnet, das ist der Mensch hinter alledem. Denn bei aller posthumen Wertschätzung war < I> Der berühmte Herr Leibniz, wie ihn Kant süffisant nannte, zu Lebzeiten eher verkannt, ja beinahe eine tragische Figur. Eigentlich zu Höherem berufen, musste er sein Dasein als schlecht bezahlter Hofgelehrter in Hannover fristen, wurde von radikaleren Rationalisten wie Voltaire verspottet und von Rivalen wie Isaac Newton angefeindet oder schlicht um den Lorbeer für seine Entdeckungen gebracht. < P> Für manchen Geschmack sicherlich zu lang und minuziös zeichnet Hirsch in seinem streckenweise bewusst romanhaft gehaltenen Buch das warmherzige Porträt eines außergewöhnlichen Mannes und seiner Epoche. Dass es dabei kräftig "menschelt", tut der Sache im Prinzip keinen Abbruch. Fragt sich nur, was davon vor dem Hintergrund des wiederholt geäußerten Umstands, dass Leibniz selbst sehr wenig von sich preisgegeben hat, für bare Münze genommen werden darf. < I>-Roland Detsch
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