Aufarbeitung der Vergangenheit. Reden und Gespräche, 5 CD-AudioTheodor W. Adorno, Rolf Tiedemann
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Eine schöne Idee des Hör-Verlages, uns den Philosophen Theodor W. Adorno, auch T W A genannt, auf diese Art näher zu bringen. Mehrere Radioproduktionen aus den Jahren 1955-1969, die Adorno in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk erstellt hatte, sind hier zusammengefasst. Und - der Meister liest selbst, was, nebenbei bemerkt, stellenweise nicht unkomisch abgeht, denn ein großer Rhetoriker ist er wahrhaftig nicht. Der Authentizität der überaus sperrigen Texte tut das natürlich keinen Abbruch, im Gegenteil. Adorno hat den Bann durchbrochen, der in einer zur Reproduktion ihrer eigenen Unwahrheit verdammten Gesellschaft die Freiheit des Geistes gefesselt hält. Er hat das Wahnsystem, das sich als Realität ausgibt, beim Namen genannt und sich nicht abbringen lassen von dem "machtlosen Versuch des Gedankens, seiner selbst mächtig zu bleiben" ( Georg Picht). Die für die traditionelle Philosophie irrelevante Frage nach den Möglichkeiten wahrhaft menschlicher Zustände war Zentrum seines Denkens. Die Unmöglichkeit einer verbindlichen Antwort war seiner Philosophie gemäß eins mit der prinzipiellen Unmöglichkeit von Philosophie nach Auschwitz. Zum Inhalt der fünf C Ds: " Aufarbeitung der Vergangenheit"(1960): Angesichts der heutigen hysterischen und streckenweise unangemessenen Holocaust-Debatten, zeigt dieser Vortrag, welches Niveau bezüglich dieses sensiblen Themas möglich war. " Bemerkungen zu Hegel" (1956): Wird dem, der Hegel nicht kennt, einen gehörigen Schrecken vor und Respekt für sowohl Hegel als auch Adorno verschaffen. " Jargon der Eigentlichkeit "(1963): Gegen Heidegger und die Heideggerianer. Eine eifernde Polemik, die bis heute in Fachkreisen sehr kontrovers diskutiert wird. " Das Altern der Neuen Musik"(1955): Der hegelianische Musik-Ästhetiker Adorno unter Volldampf. " Zur Grundfrage der Gegenwärtigen Gesellschaftsstruktur" (1968): Historisch in jedem Fall bemerkenswert. Allen Marxisten, ob Neo-, Alt- oder Post-, ans Herz gelegt. " Erziehung zur Mündigkeit" (1969, Gespräch mit dem Erziehungswissenschaftler Hellmut Becker): Pflichtlektion für alle Gesamtschulfanatiker und sonstige Gleichheitsschwärmer. Da es sich hier durchweg um intellektuelles Schwarzbrot der komprimiertesten Art handelt, wird man diese Vorträge wohl über Jahre hinweg immer wieder mit Gewinn anhören können und die eigene Intellektualität schärfen, auch und gerade in Auseinandersetzung mit Argumenten, an denen die Zeit nicht schadlos vorüber gegangen ist. < I>-Dietrich Clausen
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