Du, mein Licht in dunkler Nacht

Ein Liebesroman von Peter Althammer

Kapitel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
Johnny stand fast regungslos vor dem Telefon. Es schien so, als träume er mit offenen Augen. Und Mimmi schüttelte mit dem Kopf. So stand sie auf und ging zu ihm.
»Johnny, Träumerle. Ist alles in Ordnung mein lieber Junge?«, fragte Mimmi etwas besorgt.
»Was, was ist? Mimmi, sie kommt morgen. Sie kommt tatsächlich. Sie kommt wirklich.«, er war wie verzaubert. Für ihn, der sein ganzes bisheriges Leben einsam durch seine Gefühlswelt wandeln musste, öffneten sich plötzlich alle Pforten der Gefühle, der Liebe, der wahren Liebe. Johnny war nicht der Typ Mann, der sich gezielt auf die Suche nach der wahren Liebe machte, nein er träumte zeitlebens nur davon. Und er war auch nicht der Typ Mann, der an Träume glaubte, bzw. dass sie auch noch in Erfüllung gehen würden. Er hatte nun von irgendeiner Macht, und dessen war er sich sicher, einen winzigen aber dennoch für ihn glücklichen Tritt in seiner Gefühlswelt bekommen. Das Schicksal flüsterte ihm leise zu, dass in der Welt, mit all ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten, ja in der Welt der Liebe, nichts unmöglich scheint. Nichts unmöglich ist.
»Mein lieber Junge, das war ja nicht zu überhören, dass Sheila morgen hierher kommt. Ich freue mich für dich, Johnny. Ich wünsche mir, dass du glücklich wirst. Du hast es dir redlich verdient.«, sagte Mimmi, während ihr ein paar Tränchen über ihre faltigen Wangen herunter liefen.
Mit einem Male drehte sich Johnny um und hob seine Großmutter hoch und tanzte regelrecht mit ihr durch die mollig warme Wohnstube. Und Mimmi musste lachen und freute sich natürlich mit.
»Johnny, du verrückter Lausebengel. Wirst du mich wohl gefälligst wieder herunter lassen? Du weißt, ich bin nicht mehr die Jüngste.«, sagte sie in festem Ton.
»Entschuldige Mimmi. Aber ich könnte die ganze Welt umarmen. Ich bin so unsagbar glücklich.«

*


Unterdessen auf dem Anwesen bei den Roigers, in Claudias Wohnstube.
Genau wie Johnny, verhielt sich nun auch Sheila regungslos, ja fast apathisch, fest in beiden Händen das schnurlose Telefon an ihre linke Wange gepresst. Da saß sie nun auf Claudias Bett und Claudia saß 2 Meter vor ihr neben dem Tisch auf einem ihrer Stühle. Claudia beobachtete Sheila mit scharfen Blicken. So stand sie von ihrem Stuhl auf und ging auf sie zu. Claudia beugte sich in Sheilas Augenhöhe und blickte tief in ihren Augen. Dann schwang sie mit ihrer Linken Hand vor ihrem Gesicht herum. Doch sie zeigte keine Reaktion. Alsgleich legte Claudia ihre rechte Hand auf ihre rechte Schulter und rüttelte sie ganz sachte.
»Liebes, ist alles in Ordnung mit dir? Sheila, he, Mäuschen, was hast du denn, ging auch alles gut?« Sie machte sich nun etwas Sorgen. So kam Sheila wieder zu sich. Sie hatte mit offenen Augen geträumt. Noch immer beglückte, ja überflügelte ein sanftes Lächeln, Sheilas Gesicht.
»Kleines, ich bin es doch, deine Claudia.«, erwiderte sie ihre Bitte.
»Was, was ist?«, fragte Sheila verdutzt nach.
»Liebes, ich bin es nur, deine Claudia. Ist auch alles in Ordnung mit dir? Ist auch alles gut gegangen?«, fragte sie mit runzelnder Stirn.
»Oh, entschuldige Claudia. Ich muss wohl in meinen Gedanken versunken sein. Stell dir vor, ich fahre morgen zu ihm. Ja, ich fahre morgen zu seiner Großmutter und er ist auch da. Wir werden einen ganzen Tag miteinander verbringen. Einen ganzen Tag lang. Nach der Begrüßung seiner Großmutter Mimmi werden wir den ganzen Tag zusammen verbringen, nur wir beide alleine.«, stammelte sie irgendwie wirr redend daher.
»Das ist aber schön, ich gönne es dir. Das hast du dir aber auch redlich verdient. Wenn man bedenkt was du mit diesem Karl Schmidt, diesem Schuft, alles mitmachen musstest. Aber, nichts desto Trotz, darfst du deine Pflichten hier im Hause nicht vergessen. Du hast deiner Mama versprochen, bei Kaffee und Kuchen dabei zu sein und zwar pünktlich. Nun, pünktlich wirst du es nicht mehr schaffen, aber du solltest jetzt sofort hochgehen und anwesend sein.«, rügte Claudia sie ein wenig.
«Ach du lieber Gott, das hatte ich ganz vergessen. Bis später Claudia. Ich muss sehen dass ich hochkomme. Noch ein Küsschen auf Claudias Wange und so schnell, wie einem zischenden Blitz zu vergleichen, sauste sie die 18 Stufen hoch, die direkt zum großen Saal führten. Und, schwups, stand sie einige Meter vor dem Tisch an dem die Familie, wenn sie denn Zuhause waren, gemeinsam zu speisen pflegte, worauf ihr Herr Papa großen Wert legte.
»Aha, sieh nur meine liebe Adelheid, wer uns da mit seiner Anwesendheit beehrt.«, drückte sich ihr Herr Papa lästernd aus.
»Mit flotten Schritten lief sie in formvollendeter Manier sogleich zu ihrem Vater. Jener, der wie immer an der linken Seite, also am Ende des 16 Plätze umfassenden Tischs, seinen gewohnten Platz inne hielt. Wobei, wie uns mittlerweile bekannt sein dürfte, ihre Mama am Rechten Ende des Tisches saß.
»Verzeih die Verspätung. Ich freue mich, dich zu sehen. Ich küsse dich, liebster Papa.«, schmeichelte sie dem Oberhaupt der Familie.
Ja, wenn sie so zu ihrem Herrn Papa sprach, schmolz er vor lauter Stolz dahin und brachte es folglich nicht mehr fertig, seiner Tochter die nötige Etikette in Form einer wörtlichen Rüge zu erteilen. Als nächstes rannte sie zum anderen Ende des Tisches, wo ihre Mama schon ungeduldig auf die ihr zustehenden liebreizenden Worte seitens ihrer Tochter wartete.
»Auch dich bitte ich um Verzeihung, liebste Mama. Ich weiß nicht wie du das immer wieder schaffst. Jedes mal, wenn ich dich sehe, wirst du immer schöner. Papa hat wirklich einen guten Geschmack, was die Schönheit und Grazie angeht.« schmeichelte sie ohne Grenzen.
Nach diesen schmeichelnden Worten küsste sie ihre Mama noch ganz zärtlich auf ihre linke Wange und begab sich zu ihrem Herrn Papa an dessen rechte Seite. Sie wusste, was ihren Herrn Papa zufrieden stellte. Denn immer, wenn sich Sheila neben ihren Herrn Papa zu setzen pflegte, schickte jener Hausherr einen stolzen, jedoch zugleich wirksamen Blick zu seiner angetrauten Adelheid hinüber, was sogleich signalisieren sollte, dass das gemeinsame Töchterchen ihn doch auf gewisse Weise um einiges lieber hatte als die Mama. Jedoch, was der Herr Papa nicht wissen konnte, beinhaltet die Tatsache, dass ein bestimmtes Abkommen zwischen dem Töchterchen und der Mama seit langem bestand. Dieses Abkommen wurde jedes mal geschickt in die Tat umgesetzt, sollten eventuell aufkommende Spannungen zwischen Töchterchen und dem Herrn Papa anstehen. Also, diese ganzen Schmeicheleien, die Sheila bei fast jedem gemeinsamen Essen an den Tag legte, dienten lediglich dazu, dem Hausherrn Stolz und Größe zu Präsentieren. Ihm je nach Stimmung und Lage das Gefühl zu vermitteln, dass ohne ihn gar nichts, aber auch rein gar nichts mehr, im Sinne der Etikette natürlich, in diesem Hause funktionieren würde. Wobei aber, wenn Sheila ihren Herrn Papa sagte, dass sie ihn liebte, war dies niemals gelogen. Sie verfeinerte, ja sie vermischte lediglich nette Worte und Gesten mit der von ihm Gewünschten Etikette und der Macht seiner Worte. So war der Herr Papa zufrieden. Wenn Papa zufrieden war, so war es auch die Mama und wenn beide Elternteile zufrieden waren, wie sollte es auch anders sein, war es auch Sheila. Im Übrigen genoss auch die Mama die Unwissenheit ihres geliebten Gatten, wenn er ihr voll Wonne diesen besagten Blick signalisierte. Dementsprechend Profitierten beide Parteien an dem immer wieder kehrenden Spielchen. Da Sheila viel zu spät zu Kaffee und Kuchen an den Tisch kam, waren folglich ihre Eltern schon längst mit dem Kuchen fertig und nuckelten gelangweilt an ihrer Tasse Kaffee herum. Die Etikette erlaubte es nicht, eher vom Tisch aufzustehen, bevor auch nicht der letzte seinen Teller leer gegessen hatte. So kam es, dass aus dieser Situation die Eltern Zeit fanden, um ihre Tochter aufs Genaueste zu Mustern. Was Sheila zu anfangs gar nicht mal bemerkte. Während sie, hastig wie noch nie, ihren Marmorkuchen regelrecht verschlang, starrten vier Augen dem Treiben zu. Noch konnten sich ihre Eltern beherrschen. Doch als das ehrenwerte Töchterchen bei jedem immer größer werdenden Stückchen Kuchen, das sie sich hastig in den Mund hineinstopfte, noch daraufhin ein nicht definierbares Lächeln folgte, konnten sich Sheilas Eltern gerade noch so beherrschen. Ihre Eltern sahen in Folge zuerst sich an und, ja fast zeitgleich, wiederum zu ihrem geliebten Töchterchens Treiben. Was sie, und das galt für beide Elternteile, nicht ertragen konnten war, wenn ihre Tochter etwas verheimlichte. Und das war nach diesem Verhalten am Tische ja offensichtlich. Die Neugier brannte förmlich auf ihren Gesichtern. Sheila, die nun noch tiefer in ihren Gedanken versunken war, bemerkte auch weiterhin das stetig ansteigende Ungehalten ihrer Eltern nicht. Ohne auch nur die geringste Ahnung setzte sie der ganzen Situation noch ein Krönchen auf, indem sie ein gewisses Leuchten in ihren Augen zum Besten gab. Das Maß war somit voll. Denn dieses lethargische (Teilnahmslosigkeit) und dennoch glückliche Verhalten seitens ihrer Tochter war ihren Eltern wohl bekannt. Einst verspürten auch sie dieses Aufwallen der Gefühle. Ja, eine prekäre Situation, die sich hier anzubahnen schien. Beide Elternteile wussten nun, dass es sich bei ihrem geliebten Töchterchen um Liebe handelte. Doch dieses Mal konnten beide nicht mit ihren Worten eingreifen. Denn Mama glaubte, als einzige zu wissen, wir erinnern uns an das Gespräch zwischen Mutter und Tochter in ihrem Schlafgemach, dass sie in einen etwas älteren jungen Mann namens Johnny verliebt ist. Und der Herr Papa durfte ja nichts dazu sagen, sonst flöge er ja auf, da er ja die beiden bei diesem Gespräch belauscht hatte. Es war schon eine Qual, für Papa und Mama. Hatten sie sich doch letztendlich mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Als nun auch Sheila mit dem Kuchen fertig war, kam sie wieder zu sich. Alle drei guckten sich intensiv an. Und das Töchterchen spürte sofort, dass ihre Eltern an ihrem Verhalten, sozusagen, Lunte gerochen hatten. Sheila spürte förmlich, dass der Herr Papa und die Mama innig hofften, sie würde von alleine über ihre neue Liebe mit diesem Johnny mit ihnen Reden. Doch plötzlich und ganz kess mit einem glücklichen Lächeln auf ihrem Gesicht, bat sie streng nach der Etikette, ob sie sich nun vom Tisch entfernen dürfe. Was ihr natürlich gestattet wurde. So bekam der Herr Papa und die Mama noch ein Küsschen als Krönung des wunderbaren Zusammenseins und schwups rannte Sheila in die Richtung, aus der sie gekommen war, zu Claudias Wohnräumen in dem ausgebauten Untergeschoss.
Währenddessen guckten sich Gunther und Adelheid verdutzt an. Irgendwie muss etwas falsch gelaufen sein. Nach ihrem Verhalten zu urteilen waren sich da beide einig.
»Na, meine Liebe Adelheid, hast du mir vielleicht etwas zu sagen, ich meine, was ich eigentlich wissen sollte?« Ging nun Gunther, im festen Glauben, dass Angriff stets die beste Verteidigung sei, Pro und nicht wartend in Kontra über.
»Ich? Aber mein lieber Gunther. Wie kommst du darauf, dass ich dir diesbezüglich etwas zu sagen hätte?« Ging nun Adelheid, in Kontra über.
Oder kann es vielleicht sein, dass du mir irgend etwas verheimlichst?«, fragte sie?
»Aber Adelheid, nichts läge mir ferner, als das Vertrauen, das du mir stets entgegen bringst, zu schmälern oder gar zu missbrauchen.«, erklärte Gunther seiner Gattin.
»Wir sollten nicht so ein Theater um diese missliche Situation seitens unserer Tochter machen. Ich glaube im Übrigen vergessen wir beide des Öfteren, dass Sheila kein kleines Mädchen mehr ist, auch wenn sie sich manches Mal so verhält, betone ich.«, schlug Adelheid vor.
»Meine Liebe. Dir dürfte inzwischen bekannt sein, dass ich dir in fast allen nur erdenklichen Schwierigkeiten, die uns unser Kind aufbürdet, in den meisten Fällen zur Seite stehe. Was ich auch gedenke, in den nächsten Jahren weiterhin zu tun. Ich jedenfalls möchte dir nahelegen, in der nächsten Zeit ein besonderes und geschärftes Auge auf Sheila zu haben. Denn es ist ja offensichtlich, dass mit diesem Kind irgendetwas nicht stimmt. Oder bist du hierbei anderer Meinung?«, fragte Gunther sie.
»Gewiss mein Lieber. Es ist offensichtlich, dass unser Kind, nun sagen wir einmal, sich in ihrer Gefühlswelt etwas verändert hat. Ich meine, wir sollten Sheila sich einfach ein wenig austoben lassen. Eines jedoch ist uns sicher garantiert. Sollte sie mit ihren Problemen nicht alleine zurecht kommen, führt ihr Weg in den meisten Fällen wieder zu uns beiden zurück. Und, ehrlich gesagt, auf diesen Trumpf würde ich nur zu ungern verzichten. Ich weis, wenn wir zu sehr in ihre Welt, in ihre eigene Welt eindringen, erreichen wir damit nur das Gegenteil. Also, warum, so frage ich dich, die Suppe zu heiß essen, wenn man sie lauwarm eindeutig besser genießen kann?«, gab Adelheid symbolisch ihrem Gatten zu verstehen. Es folgte ein Blick ihres getreuen Gatten, den Adelheid besonders genoss. Ein Blick der aufkommenden Kapitulation.
»Meine liebste Adelheid, wie in den meisten Fällen, muss ich dir hierbei auch Recht geben.
Nach dieser, eher etwas in Rätseln formulierten Konsultation bei Kaffee und Kuchen, beließen es Gunther und Adelheid dabei.
Anschließend wünschten sie sich noch einen Schönen Nachmittag, gaben sich ein Küsschen, so wie es sich für eine manierliche Familie gebührte und trennten sich bis zum Abendessen. Gunther und Adelheid hatten, wenn sie denn mal am Wochenende zu Hause waren, vorausgesetzt es wurden keine Hohen Gäste geladen, ein jeder sein eigenes Hobby. Adelheid widmete sich, wie sollte es auch anders sein, ihren Rosen. Dabei, und das war im wahrsten Sinne des Wortes die einzige Ausnahme, wo sie sich wie ein Landmädel kleidete. Ansonsten zog sie sich für jeden nur erdenklichen Anlass die dazu passende Kleidung an. Es kam öfter vor, dass sie bis zu viermal am Tage, passend also, dem Anlass gerecht, die Kleidung wechselte. Doch für ihre Rosen und die Ruhe, die sie sich dort ersehnte, würde sie jedes Opfer bringen. Nur sehen durfte sie dabei, mit Ausnahmen der Bediensteten und natürlich dem Rest der Familie, kein einziger außerhalb des Anwesens. Es kam auch schon vor, dass genau in der Zeit, wo sich die Hausherrin zwischen ihren Rosenhecken befand, plötzlich des Bürgermeisters Anmut vor dem großen und prunkvollem Außentor stand und um Einlass bat. Und das auch noch ohne Voranmeldung! Man stelle sich das mal vor! Sicherlich schätzte der Roigers Clan den Umgang mit solchen Persönlichkeiten. Es würde zudem auch noch das Persönlichkeitsbild dieser, ihrer Familie, nicht nur im geschäftlichen sondern auch in der Öffentlichkeit, um einiges steigern. Dessen waren sie sich bewusst. Doch, ging es um die Privatsphäre, entpuppten sie sich schließlich als die Eigenbrötler schlechthin und gaben sich als die wahren Snobs zu erkennen. Und der Bürgermeister, tja der Bürgermeister musste wieder in seine Limousine einsteigen und, zwar etwas in seiner Persönlichkeit gekränkt, unverrichteter Dinge abfahren.
Gunther hingegen bevorzugte ein eher nicht sehr verbreitetes Hobby, da es sich die meisten sowieso nicht leisten konnten. Sicherlich gab es viele unter den ersten Zehntausend, doch vergleicht man diese mit der tatsächlichen Masse an Bewohnern der gesamten Städte dieser Welt, so waren diese ersten Zehntausend, an überdurchschnittlich Superreichen doch in der Minderheit. Laut Gunther, eher ein Sternchen im großen Himmelsfirmament. Er sammelte Münzen und hatte eigens dafür Sammler verpflichtet. Diese verstanden ihr Geschäft und jeder einzelne mit einem unschätzbaren Wissen ausgestattet, feilschten sich förmlich durch sämtliche Auktionen der Großstädte dieser Welt nach diesen kostbaren und doch seltenen Münzen. Sie forschten nach Absprache ihres Chefs, eben Gunther Roiger, wenn verlangt, nach allem was er aufkaufen wollte. Und sei es noch so kostspielig. Per Zufall fing ihn diese Leidenschaft vor zirka dreißig Jahren ein. Ein guter Freund hatte ihm zu jener Zeit seine Münzsammlung verkaufen wollen und als Gunther diese herrlichen und glänzenden Münzen sah, war es um ihn geschehen. Fortan interessierte er sich nicht nur für ihren hochpolierten Glanz und Wert nein, auch die Geschichte, die eine jede solch seltene Münze erzählte, verzauberte seine Sinne und Fantasien. Mittlerweile besaß Gunther, und das wurde bewiesen, die größte, die wertvollste und in der Erhaltung teuerste Münzsammlung auf dem gesamten Globus den man Erde nennt. Der nur grob geschätzte Gesamtwert seiner Sammlung wird von den heutigen Experten auf weit mehr als vier Milliarden Euro veranschlagt. Natürlich verwahrte Gunther all diese kostbaren Münzen nicht in seinem Anwesen auf, sondern der größte Hauptanteil, achtundneunzig Prozent, liegt sicher verwahrt und natürlich auch gut versichert in einer Haupt- und Zentralbank, in einem Land von dem nur sehr wenige und dennoch vertraute, wussten.
Aber er sammelte auch in seiner extra dafür eingerichteten Räumlichkeit, wo seine kleinen Babys, so nannte er seine Münzen, in Reih und Glied unter beleuchteten Glasvitrinen lagen. Dort fühlte er sich wohl und entspannt. Nur dort in diesem Raum konnte er für ein paar Stunden seine geschäftlichen Aktivitäten und Verpflichtungen für viele Menschen, gänzlich beiseite Schieben. Da waren sich Gunther und seine über alles geliebte Adelheid einig. Sie brauchte den Duft, die Farben und die Ruhe zwischen ihren Rosen und er eben seine Münzen und deren Geschichten.

*


Währenddessen in Claudias Wohnzimmer.
Ein sehr lautes Gelächter hallte vom Wohnzimmer auf den Flur hinaus. Claudia und Sheila amüsierten sich aufs köstlichste. Sie lachten und lachten. Claudia hatte im wahrsten Sinne des Wortes ein hochgradiges Talent, Witze zu erzählen. Das tat sie meistens um Sheila von ihren Problemen, oder wie auch gerade eben von ihrem Liebesleid, ein wenig abzulenken und das gelang ihr in den meisten Fällen. Ja sie liebte Sheila als wäre es ihr eigenes Kind.
»Ach meine liebe Claudia, du bist und bleibst für mich ein seltenes Unikat. Ich bin echt froh, dass du da bist.«, wies sie darauf hin und guckte Claudia ganz ernst und tief in die Augen, während ihr Tränen von den Wangen liefen.
»Ist schon gut, mein liebes Kind, ist schon gut. Also, wenn du nicht bald aufhörst, so ein traurig liebes Gesicht zu machen, fange ich auch gleich das Heulen an.«, entgegnete Claudia, wobei ihr auch schon ein paar Tränchen über die Wangen herunter liefen. Es folgte nun eine innige Umarmung.
»Mein liebes Kind, dich hat es ganz schön erwischt. Dieser Johnny muss ja was ganz besonderes sein, oder?«
»Das ist er, Claudia, wahrlich das ist er.«, bestätigte Sheila.
»Nun aber Schluss für heute. Wir müssen uns jetzt wieder beruhigen. Außerdem habe ich noch eine Menge Arbeit zu erledigen.«, entgegnete Claudia leicht streng. Was sie aber nicht böse meinte. Es war halt ihre Art, alles in gewohnter Form zu halten. In all den vielen Jahren, wo nun Claudia für die Familie Roigers arbeitete, hatte sie niemals, nie, die ihr aufgetragenen Arbeiten in diesem Hause vernachlässigt oder gar nur oberflächlich erledigt. Sie gab stets einhundertzwanzig Prozent. Und das sollte auch so bleiben.
»So Kleines, ich muss jetzt meine Mädels kontrollieren. Diese jungen Dinger treiben nur Unsinn, wenn ich außer Reichweite bin. Du kannst ruhig hier bleiben, wenn du magst. Bis bald meine Hübsche.«, sagte Claudia, mit einem herzwarmen Lächeln.
»Ist gut, wir sehen uns ja dann beim Abendessen.«, erwiderte Sheila, wobei sie Claudia ein freches Augenzwinkern entgegen warf.
Claudia ging also ihren häuslichen Pflichten der Roigers nach. Und Sheila, ja Sheila saß noch auf Claudias Bett und dachte nach.
Sie brauchte nicht lange zu überlegen und ihr fiel schon etwas ein. Sie beschloss, sogleich auf ihr Zimmer zu gehen und mal wieder in ihr Tagebuch zu schreiben. Gerade wollte sie losspurten, da fiel ihr in Claudias Räumlichkeiten, und das, obwohl sie schon so viele Male hier unten war, etwas auf. Zunächst guckte sie sich nun intensiv in diesem Schlafzimmer um. Sie sah dabei nach links, nach rechts nach unten und nach oben, ja, einfach überall hin.
Wusste gar nicht, dass Claudia so schlicht und einfach wohnt. Nur das Bett. Dann ein einfacher und uralter schmaler Schrank stand auf der rechten Seite an der Wand. Ein paar Pflanzen, die mit einem ultraviolettem Licht bestrahlt wurden, da ja hier unten im ausgebauten Keller kein Tageslicht eindringen konnte, standen auf einem extra dafür geeigneten Tisch. Ein kleiner Tisch aus Holz, passend für zwei Personen. Jedoch nur ein Stuhl vorhanden. Teppich oder dergleichen, die diesen Raum ein bisschen verschönern würden, gab es auch nicht. Sonderbar, hat meine Claudia vielleicht finanzielle Probleme oder mag sie es so. Das lässt mir jetzt keine Ruhe. Ich werde sie später danach fragen. Und nicht vor den Dienstmädchen. Muss unbedingt vermeiden, Claudia auf irgendeine Art und Weise bloßzustellen.
Von einer Sekunde auf die andere verfiel Sheila in eine Art Nostalgie. Es war Johnny, der ihr wieder in den Sinn kam. Schon allein der Gedanke an ihn ließ ihr verliebtes Herzchen schnell und wie wild pochen. Ein Kribbeln machte sich in ihrem Bauch bemerkbar, was sich aber als nicht unangenehm entpuppte. Im Gegenteil, in ihrem Innern machte sich eine wohltuende Wärme bemerkbar. Sie konnte es bald nicht mehr aushalten, so sehr sehnte sie sich nach ihm. Es war ja ihre Entscheidung, dass sie sich erst morgen so gegen zehn Uhr vormittags bei seiner Großmutter Mimmi treffen werden. Mittlerweile bereute sie es schon. Denn längst hätte sie bei ihm sein können. Doch ihr Wort, zwar etwas spät, sich zu ihren Eltern bei Kaffee und Kuchen zu gesellen, wollte sie nicht brechen. Am liebsten würde sie hinaus auf die Straße gehen und es der ganzen Welt zurufen. Ich bin verliebt, ich bin verliebt, verliebt in Johnny Meinert. So fühlte sie sich eben.
So, jetzt muss ich aber hoch in meine Wohnung, dachte sich Sheila.
Wohl erdacht, sogleich gemacht.
Mit einem stilvollen Schwung sprang sie förmlich von Claudias Bett in einem Satz und landete fest im Stand. Rannte aus dem Wohnbereich ab in den Flur und stieg die Stufen hoch bis in den Salon oder wie er meistens genannt wurde den Großen Saal. Dort angekommen hielt sie kurz inne. Da stand sie nun und sah zwei der insgesamt zwölf Dienstmädchen, die fleißig die Stühle und die langen Tafeltische aufs gründlichste reinigten. Da diese Dienstmädchen allesamt gleichermaßen gekleidet waren, fiel es Sheila ein wenig schwer, jene welche, die sie gerade eben erspähte, auseinander zu halten. Ja, diese heilige Kleiderordnung geht auf die Forderung ihrer geliebten Mama zurück. Gegen eine einheitliche Dienstkleidung hatte Sheila nichts einzuwenden. Doch diese Dienstkleidung, die alle Dienstmädchen tragen mussten, hielt sie schon für durchaus übertrieben. Man stelle sich einmal vor. Diese Dienstmädchen mussten nämlich die Dienstkleidung aus dem Jahre 1940 tragen. Nur an Hand von alten Fotos, die ihre Mama von ihrer Großmutter mitvererbt bekam. Es wurde diese Kleidung der damaligen Zeit in einer Spezialschneiderei speziell, also separat, angefertigt. Ihre Mama erachtete dies nicht nur für notwendig, sondern für ein absolutes Muss. Nur diese Dienstkleidung passte ins Ambiente dieses Hauses. Laut der Hausherrin. Und wer sich weigerte, diese Kleidung zu tragen oder gar sich über diese Verordnung lustig zu machen pflegte, konnte jeder Zeit gehen. Kurz und gut, wer sich weigerte, flog noch im gleichen Augenblick und das im Sauseschritt, aus dem Hause, aus dem Anwesen, durch das große und prunkvolle Außenhaupttor und hinaus in die Freiheit.
Ausgeschlossen von dieser speziellen Kleiderverordnung wurden lediglich Claudia und der Gärtner. Selbst die beiden Spitzenköche, die in abwechselnder Schicht die köstlichsten Gaumenfreuden aus bester Qualität und allerfrischesten Produkten, was man für Geld kaufen konnte, herbeizauberten, mussten für ihren Job die entsprechende Kleidung aus dieser Zeit tragen. Was aber für die beiden Köche keinerlei Problem darstellte. Ja, ihnen gefiel diese Ordnung sogar. Und die Dienstmädchen haben sich längst daran gewöhnt. Trotz alledem wollte Claudia nicht aus dem Rahmen fallen und bat kurzer Hand die Hausherrin, wenigstens eine Art Dienstkleidung, ihrem Rang als Oberaufseherin und zugleich Haushälterin entsprechend, in Auftrag dieser speziellen Schneiderei zu geben. Was, wie man sich natürlich bestens vorstellen konnte, die Hausherrin mit Freude in Auftrag gab. Und man staune, als Claudia diese neue Dienstkleidung in fünffacher Ausführung, von der Hausherrin persönlich gebracht anzog, sah sie wie aus dem Ei gepellt aus. Es war nicht aus dem Jahre 1940, nein im Gegenteil, sie sah darin wie eine Managerin oder gar eine Geschäftfrau aus. Natürlich freute sich Claudia über alle Maßen darüber. Was die Hausherrin in so höchste Verzückung versetzte.
Sheila sah sich öfter den großen und nach ihrer Meinung hässlichen Saal an. Das tat sie immer dann, wenn sie kurz nachdenken musste. Komischerweise, was sie sich aber nicht erklären konnte, fiel es ihr hier am leichtesten. Aber auch die unheimliche und bedrückende Stille die dieser Saal vermittelte, hat es ihr angetan. Warum auch immer. So beließ sie es dabei, holte tief Luft und rannte die Zweiunddreißig Stufen hoch. Oben angekommen eine Scharfe Kurve nach links zu ihrem linken Flügel und ab, den langen Flur, bis hin vor ihre Türe. Dort angekommen ging sie in die Hockhaltung über und atmete sich erst einmal richtig aus. Diese Sprints veranstaltete sie des Öfteren, der Figur zuliebe. Kurze Zeit darauf öffnete sie das Vorzimmer, man könnte es auch als Wohnzimmer bezeichnen, ging indessen hindurch, öffnete die nächste Türe, wo sich ihr Schlafzimmer befand. Sprang mit einem gekonnten Satz aufs Bett und ging in den Schneidersitz über. Es folgte ein gewohnter Griff nach links, wo ihr Nachtkästchen stand und sie öffnete die dazugehörende Lade, in dem sich ihr Tagebuch befand. Sheila holte es heraus und legte es auf ihren im Schneidersitz postierten, Schoß. Sie öffnete den ersten und harten Seitendeckel des Buches, wo ein Kugelschreiber klemmte, zog ihn heraus und begann zu Schreiben.
Liebes Tagebuch.
Mein Herz ist mit Glücksgefühlen und unsagbarer Sehnsucht nach Liebe, ja, nach meiner großen Liebe, durchtränkt. Ach, was schreibe ich denn da. Selbst diese Zeilen vermögen nicht das zu beschreiben, was mein Herz, ja meine Sinne mir zärtlich zuflüstern. Es ist nicht die erste Liebe selbst. Doch diese neue Liebe, die mir unbekannte und noch nie dagewesene Gefühle aus den tiefsten Tiefen meines innersten Selbst regelrecht überfluten. Mein Verstand, der mir nicht mehr gehorchen will, der mich von diesem Abenteuer der Liebe stets versucht, mich zu entmutigen. Doch liebes Tagebuch, bin ich nicht Willens und stark genug, mich dagegen zu wehren. Doch so frage ich dich, möchte ich mich denn wesenhaft dagegen wehren? Mitnichten. Ich sehne mich nach seinen warmweichen und zärtlichen Lippen, die die meinen in diesem Zugabteil schon einmal berührten und zu einem Kuss gereifen ließen. Als dies in diesem Moment geschah, bebte und zitterte mein gesamter Körper. Nach diesem ersten Kuss, nach dieser ersten Zufallsbekanntschaft, die ich erst zwei Stunden kannte, schämte ich mich und fühlte mich folglich wie eine Schlampe. Wortlos ja, wortlos berührten sich unser beider Lippen. Keine Hand oder irgendein anderes Teil unseres Körpers berührten sich. Danach stürzte ich wie eine schwachsinnig gewordene aus dem Zug und rannte. Doch je weiter ich mich von ihm entfernte, desto näher fühlte ich mich ihm hingezogen. Seit diesem Augenblick muss ich immerzu an ihn denken. Mein Herz, mein armes kleines, mich immerzu quälendes Herz, lechzt, ja hungert nach dieser Liebe. Mein Bewusstsein flößt mir nebenher noch Angst und Ungewissheit ein. Es, so scheint mir, vermischt und vereinigt sich mit meinen Gedanken, der Gefühle Herz, zu einem Wirrwarr, das mich unsicher werden lässt. Nicht nur wirre Gedanken, nein auch absurde Vorstellungen durchströmen mein Gehirn. Sind es vielleicht die Hormone, die mich oft zum Weinen bringen. Sicher, leicht wäre es, es ihnen zuzurechnen. Doch, so frage ich, woher kommt sie, die Liebe? Das Wort mit Fünf Buchstaben, das so mächtig sein kann, um einem die Sinne zu rauben? Das einem dazu bringt, verrückte Dinge zu tun, während dieses Rausches der Gefühle. Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Manches mal stehe ich vor dem Spiegel und sehe hinein und frage mich, was ich da sehe. Ist das wirklich jene welche Person, die einst schwor, als sie das erste Mal enttäuscht wurde, ja verliebt war, sich nie mehr von dem Rausch der Liebe bezirzen zu lassen? Nie mehr wieder auf die schönen und schmeichelnden Worte so genannter potenzgesteuerter Macho zu hören? Ja diese selbe Person die schwor, sich nie wieder zu verlieben? Jenige welche, sich nicht mehr von diesen Gefühlen leiten und beirren zu lassen? Erkennen, bekennen muss ich, dass ich diese jenige bin? Ja, das bist du, Sheila Roiger. Und doch. In meinem innersten Selbst lodert aufs Neueste und viel stärker als je zuvor diese neue Liebe. Es ist so, als lebte ich nur noch für den morgigen Tag, wo ich ihn wiedersehen werde. Um noch einmal mein Herz zu öffnen! Morgen werde ich nicht viel darüber nachdenken. Ich werde einfach geschehen lassen was eben geschieht. Ich werde meinem Herzen folgen und mich nicht von der Etikette meines Namens leiten lassen.

So beendete Sheila ihre heutige Eintragung in ihrem Tagebuch. Sie klemmte auf der Innenseite ihren Kugelschreiber wieder in den ersten harten Seitendeckel, der im Übrigen mit Hochglanz aus reinem Silber bespannt war. Danach legte sie ihr Tagebuch wieder in die Schublade. Weiterhin saß Sheila im Schneidersitz und dachte nach. Dann guckte sie auf ihre Armbanduhr.
Noch ne halbe Stunde bis zum Abendessen. Was könnte ich nun anstellen. Vielleicht sollte ich die Bediensteten ein wenig ärgern, so wie ich es als Kind immer tat. Eigentlich keine so gute Idee. Wenn man ein Kind ist, wird einem eher verziehen. Aber als Erwachsener im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gibt es eher Ärger. Man, wie doch die Zeit vergeht. Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern. Man bemerkt gar nicht, wie schnell zwanzig Jahre vergangen sind. Ja, es kommt einem vor, als wäre es erst gestern gewesen. Drei, höchsten noch viermal zwanzig Jahre, und dein Leben ist vorüber. Und das natürlich nur, wenn man einigermaßen gesund ist. Es ist ein Jammertal. Dachte sie sich des Weiteren.
Sheila beschloss, in den großen Saal zu gehen, um sich eine schöne Tasse Kaffee servieren zu lassen. Gesagt, getan. Wieder einmal sauste sie in flotten Schritten den Flur hinaus und im Endspurt bis hin zu den zweiunddreißig Stufen, welche sie flink wie ein Wiesel hinunterstolperte. Sie hielt, als sie unten ankam, kurz inne, um ihr zu hastiges Atmen nach diesem Spurt wieder unter Kontrolle zu bringen. Anschließend ging sie zu dem Tafeltisch, wo sie stets mit ihren Eltern zu dinieren pflegte. An jedem Ende dieses Tisches befand sich unterhalb der Tischplatte ein hervorstehender Knopf. Drückte man auf einen dieser beiden Knöpfe, so ertönte in der Küche ein Signal, was jedem der sich in dieser Zeit dort aufzuhalten pflegte, aufhorchen lies, um anschließend sofort auf dieses Signal zu reagieren und sich zu diesem Tisch zu begeben. Dies war eine direkte Order und sie fand in allen Arbeitsverträgen ihren festen Platz.
Sheila saß auf ihres Vaters Platz, was sie immer tat, sollte sie sich alleine an diesem Tisch befinden. Jedoch beobachtete sie, und das mit Argusaugen, von ihrem Vater nicht gesehen zu werden. Eines von so vielen Eigenheiten seitens ihres Vaters, wo er gänzlich aus der Haut fahren konnte. Der Herr Papa, sollte man wissen, ist in gewisser Weise ein Gewohnheitsmensch und hasste nichts mehr, als dass diese Gewohnheit missachtet würde. Also, sich trotz dessen Verbots auf seinen Platz zu setzen, war für Sheila jedes Mal ein kleines Abenteuer. Zudem kam noch erschwerend hinzu, dass sie sich ein klein wenig mächtig fühlte. Man stelle sich nur einmal vor. Sheila Roiger sitzt auf dem Platz von einem der reichsten Männer dieser Welt. Es gab ihr irgendwie ein gutes Gefühl. So drückte Sheila zur Linken dieses Tisches jenem Signalknopf und wartete. Es verging nicht einmal eine Minute, schon kam eines der zwölf Dienstmädchen in schnellen, jedoch geordneten Schritten an den Tisch herbei. Alice Brückner war es, die etwas schüchtern und leicht bleich wirkend im Gesicht auf Sheilas Anordnung wartete. Alice ist der Jüngste Spross von insgesamt zwölf Dienstmädchen und erst, soviel wie Sheila von Claudia erfuhr, seit exakt drei Monaten dabei, also im Hause der Roigers tätig. Ein niedliches, sehr natürlich hübsches hellblondes Mädchen mit sehr langem, jedoch im Dienste hochgebundenem Haar. In etwa in der Mitte des Kopfes musste ein jedes Dienstmädchen auf dem hochgesteckten Haar eine mit kleinen Rüschchen verzierten Pelerine (halbe oder nach hinten offene Kopfbedeckung) tragen, die durch zwei nach hinten, hinter den Ohren führenden Schnüren, im Bereich des Genickes zusammengebunden wurde. Mit fünfzehn Jahren hatte sie ihre Lehre begonnen und mit zirka achtzehn Jahren, wie kann es anders sein, erfolgreich abgeschlossen. Ohne eine Ausbildung hätte Sheilas Mama sowieso keine einzige in Stellung genommen. Ihre Mama legte auf die Standfestigkeit und Arbeitswillen ihrer jeweiligen Angestellten großen Wert. Ihre Meinung darüber? Wer eine mehrjährige Lehre absolviert, das auch noch mit Erfolg und Fleiß, was ja die Empfehlungen der jeweiligen Berufszeugnisse aussagten, verdient es, sich im Hause der Roigers, in einem Zeitraum von zwei Jahren zu qualifizieren, sozusagen sich zu beweisen und zu bewähren. Wobei jene neue Kraft von Claudia der Oberaufsicht und zugleich Haushälterin, aufs Genaueste geprüft, beobachtet und zu guter Letzt beurteilt wurde. Auf Geheiß bzw. Order von der Hausherrin musste Claudia über jeden, und das nicht nur von den neuen Dienstmädchen, eine Art Dienstarbeit und Verhaltensbuch führen. In diesem Buch musste Claudia alle Verhaltensweisen eklatant aufs Genaueste, mit Datum, Uhrzeit usw. eintragen. Worauf die Hausherrin stets zurückgreifen konnte, wenn eine Arbeitskraft nicht mehr von Nöten oder gar unzumutbar für das Ansehen des Hauses Roigers wurde. Doch bisher konnte Claudia fast jedes, sofern es ein fleißiges Mädchen war, durch die harten und anforderungsreichen Zusatzprüfungen der Hausherrin bringen. Dabei ging es ihr nicht darum, wie ihre Hausherrin, jede noch so kleinste Kleinigkeit zu rügen und in ihrem Dienstbuch zu notieren, nein vielmehr, um Individualität, also Charakter und Eigenbemühungen.
Unglückliche Missgeschicke, wie zum Beispiel das Zerbrechen von teurem Porzellan und dergleichen, versuchte Claudia in den meisten Fällen sowieso auf sich zu nehmen. Denn es hätte schlimme Folgen für die neuen Dienstmädchen gehabt. Doch nicht jedes Dienstmädchen konnte Claudia vor einer fristlosen Entlassung verschonen. So wie in dem Fall eines schwanger gewordenen Dienstmädchens, das schon 6 Jahre in diesem Haus der Roigers zufrieden arbeitete. Claudia versuchte verzweifelt, dem Mädchen ihre Arbeit zu bewahren. Sie teilte das schwangere Mädchen nur noch unten in der ausgebauten und hochmodernen Großküche ein. Auf diese Weise war sie in den meisten Fällen von der hohen Herrschaften Blicke weitgehend verschont. Doch wie bekannt, wächst ein solch unschuldig kleines Menschlein weiter und weiter, bis es schließlich nicht mehr zu verbergen war und bei der nächsten unangemeldeten Kontrolle von der Hausherrin höchstpersönlich entdeckt wurde. Was natürlich mit sofortiger Wirkung zu einer fristlosen Kündigung führte. Alles Flehen und Bitten konnte das Herz der Hausherrin nicht erweichen. Es brach Claudia, als sie die junge werdende Mutter weinend für immer verabschieden musste, fast ihr Herz. Und nicht genug der Strafe, wurde Claudia von der Hausherrin abgemahnt, ja fast noch selbst entlassen. Die Hausherrin hielt Claudias Verhalten für einen Vertrauensbruch, weil jene welche es vor ihr monatelang verbarg. Claudia hingegen ließ sich diese Drohung nach so vielen Jahren der Aufopferung für diese Familie nicht gefallen und packte noch am selbigen Tag ihr Hab und Gut zusammen. Worauf der Hausherr bei seiner liebsten Adelheid erzürnt Einspruch erhob und im eigenen Ermessen die Abmahnung zurückzog und, noch darüber hinaus, eine saftige Gehaltserhöhung drauflegte. Claudia nahm natürlich an und ging wie eh und je mit stolzem und erhobenen Haupt ihrer Verpflichtung im Hause der Roigers nach. Sie wusste von diesem Tage an, was sie aber nicht im Entferntesten ausnutzte, dass sie im Leben der Familie Roigers unentbehrlich geworden war. Von diesem Zeitpunkt an, bekam sie nie, ja überhaupt keine Rüge, noch Abmahnungen oder dergleichen von der Hausherrin mehr. Im Gegenteil, Claudia konnte sogar eigene Entscheidungen treffen, ohne die Hausherrin vorher Fragen zu müssen. Was sie aber nicht gerne tat. Sobald die Hausherrin nicht im Hause zugegen war, entschied sie nun mal alleine, das hatte sie auch schon vorher so gemanagt, ungeachtet dessen, ob es der Familie Roiger gefiel oder nicht. Es gab nun mal Entscheidungen, die nicht erst der Genehmigung seitens des Hausherrn oder der Hausherrin bedurften. Zum Beispiel als Sheila im hohen Fieber lag und Claudia dieses arme kranke Kind in ihr Auto verfrachtete und eigenständig ins nächstgelegene Krankenhaus brachte, während die hohen Herrschaften auf irgendeinem Empfang zugegen sein mussten. Natürlich aus geschäftlichen und gesellschaftlichen Gründen, versteht sich. Denn Hausherren sah man nicht so oft wie die Hausherrin im Hause. Doch war diese zugegen, fragte Claudia sie höflich um eine Entscheidung seitens der Hausherrin. Mit der Zeit stärkte dies wieder das beiderseitige Vertrauen. Natürlich war das alles von Claudia genau geplant. Sie wusste, wie sie mit ihrer Chefin umzugehen hatte. Sie musste ihr nur das Gefühl der Unterordnung geben. Sie brauchte nur in Anführungsstrichen, brav und in guter Manier, ab und an um Hilfe und Vorschläge von ihrer Hausherrin zu erbitten. Das gab ihrer Chefin das nötige Selbstwertgefühl und stärkte sie in dem Glauben, dass ohne sie hier im Hause der Roigers überhaupt nichts mehr funktionieren würde. Von da an gab es keinerlei, nun sagen wir einmal, fast keine unangemeldeten Kontrollen mehr. Auf diese Art und Weise der gegenseitigen Verständigung befanden sich beide Parteien für zufrieden und alles konnte seinen, zumindest für Claudia, gewohnten Gang weitergehen.
»Sie wünschen bitte?«, fragte Alice mit einem Hofknicks Sheila nach ihrem Bedürfnis.
»Alice, schön dass ich dich auch mal zu sehen bekomme. Du bist also das neue Dienstmädchen hier.«, stellte Sheila fest.
»Gewiss, Fräulein Roiger.«, gab sie kleinlaut und mit schüchternem Wesen zurück.
»Aber, aber, Alice, wenn meine Eltern nicht zugegen sind, wir wollen ja um jeden Preis verhindern, dass du Ärger bekommst, kannst du mich beruhigt Sheila nennen.«, gab sie zu verstehen.
»Gerne Sheila. Und was möchten Sie, oh ich bitte um Verzeihung, was möchtest du gerne?«, frage Alice nach.
»Ach ja, ist mir doch glatt entfallen, warum ich hier in diesem Saal der Hässlichkeit überhaupt anwesend bin. Sei so nett und bringe mir bitte ein kleines Kännchen Kaffe, viel Zucker und extra viel Milch, ja?«, bat sie darum.
Da guckte Alice nicht schlecht. Ja, sie war von Sheila über die Maßen entzückt. Sie konnte es fast nicht glauben, das Sheila eine Roiger ist. Dementsprechend reagierte Alice auch fassungslos. Denn seit sie in diesem Hause arbeitete, hatte sie nur klipp und klare Befehle empfangen, nicht mehr und nicht weniger. Nicht eine einzige Bitte hatte sie seither erhalten. Ausgenommen dieser hier.
»Was ist, Alice, hab ich etwas falsches gesagt? Dich, irgendwie beleidigt? Wenn ja, dann tut es mir leid.«, wollte nun Sheila wissen. Ihr ist nämlich das Erstaunen in Alices Gesicht nicht entgangen.
»Sheila, du hast mich nicht gekränkt. Ich war nur etwas erstaunt, dass du so anders bist?«, gestand Alice ganz offen.
»Anders? Als wer oder was?«, fragte nun Sheila neugierig geworden.
»Verzeih Sheila, es steht mir nicht zu, hier im Hause deiner Eltern auf irgendeine Art und Weise Kritik zu üben.«, gab Alice zu verstehen.
»Doch, wenn wir beide alleine sind und ich einverstanden bin, darfst du das allemal.«, forderte Sheila mit einem leichten und nicht zu überhörendem Unterton von Alice.
»Na ja, ich meinte, dass du, entschuldige bitte, eben ganz anders als deine Eltern bist. Ich hoffe inständig, dass ich dich nun nicht gekränkt habe?«, fragte sie vorsichtig nach.
»Papperlapapp, du hast mich nicht im geringsten gekränkt, liebste Alice. Deine Worte sind Balsam für meine Seele. Ich möchte nie so sein wie meine Eltern. Gewiss, ich habe sie sehr, sehr lieb. Doch kann ich nicht auf ihre Gesellschaft oder geschäftlichen Wellenlängen mit reiten. Das ist ihre Welt, die sie sich aufgebaut haben und nicht die meinige. Ich, liebste Alice, habe, wie du und all die anderen Menschen, ganz normale Träume. Bestimmt nicht mehr, aber auch nicht weniger. Weist du, nicht viele Menschen werden, so wie ich, im Reichtum geboren. Der Ottonormalverbraucher, wobei ich ihm aber nicht Recht geben kann, belächelt dies als Glück. Meine Wenigkeit bezeichnet es als Schicksal. Klar, soviel Reichtum macht nicht gerade traurig, das gebe ich durchaus zu. Es kann aber auch in vielen Dingen ein Fluch sein. Wenn du verstehst was ich meine?«, versuchte sie Alice zu erklären.
»Ja Sheila, selbst die Reichen die alles haben, besitzen im Grunde auch nicht mehr als die, die die Mehrheit verkörpern.« Ein weiser und gerechter, für beide Seiten gelungener Spruch. Was Sheila völlig in Erstaunen versetzte. Wie Recht sie doch hatte.
»Da stimme ich dir zu, Alice.«, erwiderte Sheila bejahend.
»So, Sheila, ich gehe jetzt den gewünschten Kaffee holen.«, gab sie zu verstehen. Und ging ihres Weges.
Sheila saß fast regungslos auf des Herrn Papas Thron und während sie auf den Kaffee wartete, dachte sie nach. Sie hatte nur eines im Sinn. Sie freute sich auf morgen.
Ja, morgen werde ich mit dem Taxi zu Johnny fahren. Dachte sie sich.
Immer und immerzu sah sie Johnny vor sich. Sie hatte das Gefühl, als würde dieser Tag nicht enden wollen. Im nächsten Augenblick vernahm Sheila, wie aus einem Echo klingend, laute Stimmen. Sie zuckte förmlich vor Schreck zusammen.
»Träumerle. Ich bin es doch, Alice mit dem Kaffee. Hab ich dich etwa verschreckt?«, frage Alice.
»Äh, was? Durchaus nicht. War nur in Gedanken versunken. Du kannst jetzt den Kaffee anrichten.«, gab sie kühl zurück.
»Na, das muss ja ein Wahnsinns Typ sein?«, betonte sie, mit einem Blick, der alles auszusagen schien. Von ihrer anfänglichen Schüchternheit war nun nichts mehr zu sehen.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Sheila nach.
»Was meinst du, worauf?«, kam Alice mit dieser Gegenfrage.
»Na, dass ich an einen bestimmten Typen gedacht hatte.«
»Von einem bestimmten Typen habe ich nicht gesprochen, sondern nur von einem Wahnsinns Typ.«, ergänzte Alice ihre Gedanken.
»Weißt du was, Alice? Du bringst mich ganz durcheinander.«, erklärte sie fest.
»Ich bringe dich ganz bestimmt nicht durcheinander, sondern dieser irre dufte Typ, den du offensichtlich an der Angel hast. Ist wohl noch nicht viel passiert, was? Na ja, geht mich ja nichts an. Entschuldige bitte. Meine Neugier wird mich noch mal Kopf und Kragen kosten.«, bat sie mit einem kühlen und vorsichtigen Lächeln.
»Nein, lass nur, aber was mich jetzt brennend interessieren würde, ist, worauf du hinaus willst?«, fragte Sheila mit gerunzelter Stirn.
»Aber, aber, meine Liebe. Das ist doch offensichtlich? Du bist verliebt und das nicht nur ein bisschen, nein du bist Hals über Kopf, ja, fast besinnungslos verliebt. Und du hast mit ihm noch nicht geschlafen. Lass mich mal raten. Es war nur ein einziger Kuss, der dich völlig durcheinander gebracht hatte. Er geht dir nicht mehr aus dem Kopf. Er ist höchstwahrscheinlich nicht einmal dein Typ. Anfangs versuchtest du ihn verzweifelt aus deinen Gedanken zu verbannen. Er ist höchstwahrscheinlich eine flüchtige Bekanntschaft, eine zufällige Bekanntschaft, doch immer und immer wieder siehst du ihn vor dir. Du kannst nicht schlafen, nicht viel essen. Du bist stets launisch und verstehst dich selbst nicht mehr. Du kommst dir richtig schlecht vor, weil du dich einem völlig fremden Mann öffnetest. Doch immer und immerzu musst du an ihn denken. Er hat sich wie ein Virus in deinem Herzen eingeschlichen und du hast das Gefühl, als schnüre sich dein Herz immer enger und enger zusammen. Doch es ist kein unangenehmes Gefühl, eher Kribbeln in deiner Bauchgegend, ein ungebanntes und noch nie so intensiv verspürtes Gefühl. Noch kämpft dein Verstand dagegen an. Doch im Innern deines Herzens spürst du, dass du machtlos gegen diese Gefühle, die du für ihn empfindest, bist. Stimmt es oder habe ich Recht? Fazit, kämpfe nicht dagegen an, Sheila. Es ist sinnlos. Du bist einer der wenigen glücklichen Menschen, die die wahre Liebe erfühlen und erleben dürfen. Du solltest, wenn dich meine Meinung interessiert, jeden nur erdenklichen Moment der Zweisamkeit, die sich für dich ergibt, mit ihm auskosten.« Offenbarte, Alice ihre Gedanken an Sheila. Die nun wie geschockt maulaffenfeil hielt.
»Aber woher weißt du denn so viel von mir?«, fragte Sheila nun baff. Sie konnte es fast nicht glauben, was sie von diesem erst achtzehn Jahre jungen Mädchen zu hören bekam.
Woher wusste sie soviel von mir und meiner großen Liebe? War es wirklich so offensichtlich? Wirkte ich wirklich so auffällig, dass ein jeder so mir nichts dir nichts aus meinen Verhalten gedankenschnell aus mir lesen konnte. Unglaublich. Oh Gott, ist das peinlich.« Dachte sich noch Sheila und sah Alice verwundert in die Augen.
»Also, du brauchst dir keine Gedanken darüber zu machen. Von mir wird keine Menschenseele etwas darüber erfahren. Ich weiss, ich bin ein Plappermaul. Verzeihst du mir liebe Sheila?« Erbat sie nun, während sich Alice über sich selbst ärgerte.
»Du hast ja Recht, Alice. Aber sag mal, dir ist es wohl auch schon so ergangen? Ich meine, dass du so verliebt warst und dich, genau wie ich, so verrückt verhalten hast?« Eine berechtigte Frage, die sie da Sheila stellte.
»Ehrlich gesagt, nicht. Es war bisher nur ein Wunschtraum von mir.«, gestand Alice, ein klein wenig traurig.
»Nun, du hast ja noch so viel Zeit. Du bist jung und ein überdurchschnittlich wunderschönes Mädchen. Wenn ich ein Mann wäre, dann würde ich dir den Hof machen. Und glaube mir, du hättest keine Chance, nein zu sagen?« Machte Sheila ihr Mut.
»Oh vielen Dank, das ist aber sehr nett von dir. Ich dachte immer, dass ich ein hässliches Entlein wäre.«, erklärte Alice etwas nachdenklich.
»Was? Du und ein hässliches Entlein? Wie kommst du denn darauf? Du bist ein wunderschönes und natürliches Mädchen. Ich finde, und das kannst du mir auch ganz bestimmt glauben, dass du dir über dein Aussehen keinerlei Gedanken machen solltest. Dennoch, leider habe ich im Verlauf meiner ersten und langjährigen Beziehung eindeutig feststellen müssen, wobei ich mich natürlich auch dazu zählte, dass viele Menschen denken sie wären hässlich, gewissermaßen im höchsten Maße unattraktiv. Das, meine liebe Alice, wird auch der Grund sein, warum diese Menschen so oft alleine sind und das, obwohl sie die gleichen Wünsche und Sehnsüchte haben und jene Geborgenheit suchen wie jeder normal empfindende Mensch, den diese Gefühle von Anbeginn seiner Existenz mitgegeben wurden. Und da gibt es noch jene welche, die sich anscheinend vor Partnern nicht mehr retten können und dadurch, genau auf unsere unsichere und schüchterne Art Typ fixiert sind. Sie beginnen, auf unseren Herzen herumzutrampeln, wobei sie keinerlei Rücksicht auf unser Ziel, nämlich nur ein wenig, aber dennoch ehrlich, geliebt zu werden, nehmen. Sie sehen uns nur als Objekte ihrer eigenen Begierde. Glaube mir, meine liebste Alice, unter so vielen sexhungrigen Männern auf den Richtigen zu Treffen, der dir all diese innigen Gefühle bieten könnte, wäre glatt ein Lottogewinn. Ich will deine Hoffnungen nicht zunichte machen, doch, wenn der Tag für dich kommen mag, und er wird kommen, egal wie lange es noch dauern wird, lasse dich nicht von seinem Aussehen oder was er besitzt, noch wie beliebt jener welche von dir auserwählte doch in seinem Kreise sei, blenden. Denn nichts ist schemenhafter, irreführender, als der erste Eindruck. Auf diese Weise meine Liebe sind schon viele bitterlich enttäuscht worden, weil sie nicht willens und fähig waren, erst einmal den inneren Kern dieses Menschen zu durchleuchten.«, erklärte Sheila Alice aus ihren Erfahrungswerten.
»Gewiss, Sheila, das werde ich, falls ich mich einmal verlieben sollte, berücksichtigen. Mein Ehrenwort darauf.«, bestätigte Alice.
»Gut, das solltest du auch, meine Liebe.«, antwortete sie.
Die beiden, unterhielten sich noch eine gewisse Zeit miteinander, währenddessen sich ein ganz anderer so seine quälenden Gedanken machte.



 Kapitel 7
© 2008 by Peter Althammer

Sollten Sie als Verlag Interesse an einer Veröffentlichung in Buchform haben, nehmen Sie bitte Verbindung auf:
 Kurze Vita des Autors, Kontakt

Reiseberichte mit Fotos, Interessantes und Kurioses aus aller Welt:
 www.panoptikum.net