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Du, mein Licht in dunkler Nacht
Ein Liebesroman von Peter Althammer
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Der Verdacht
Nachdem Claudia jedem ihrer Dienstmädchen seine
Aufgaben zugeteilt und die Herrschaften von ihrem Verdacht informiert
hatte, wartete sie im großen Saal, Fingernägel kauend auf
deren Rückkehr. Sie hatte panische Angst um Sheila. Mehrere
Stunden waren bereits vergangen und die Abenddämmerung setzte
allmählich ein. Stunde um Stunde verging, doch Sheila kam nicht
nach Hause. So langsam bestätigte sich Claudias Verdacht. Es
muss etwas Schlimmes mit ihr passiert sein.
Eine andere Möglichkeit hierfür konnte es
einfach nicht geben. Sheila hielt stets ihre Vereinbarungen ein. Und
sollte sich diesbezüglich etwas ändern, hätte sie
zumindest angerufen. Sie wusste zwar, dass Sheila mit Handys nichts
anzufangen vermochte, jedoch aus irgendeiner Telefonzelle hätte
sie mit Sicherheit angerufen.
Sie weinte bitterlich in ihr bereits durchnässtes
Taschentuch. Dann endlich ging die prunkvolle große Türe
in der Vorhalle des Hauses auf, und die Herrschaften betraten die
Eingangshalle. Blitzartig, und irgendwie apathisch wirkend, stand
Claudia, völlig mit den Nerven am Boden, aus dem Sessel auf und
blieb starr wie eine Statue stehen. In diesem Moment nicht fähig,
auch nur einen Mucks von sich zu geben, hielt sie nur maulaffenfeil.
Wie sonst üblich, lauerte sie, wenn die hohen Herrschaften von
einem gemeinsamen Abend zur Tür herein kamen, in der
Einganshalle, um ihre Garderobe in Empfang zu nehmen. Nur diesmal
nicht, was aber angesichts der Umstände bei den Herrschaften
auf Verständnis stieß. Wussten sie doch, dass Claudia ihre
Tochter genauso liebte wie Herr und Frau Roiger selbst. Zudem
Claudia das Töchterchen vom ersten Tage der Geburt an hegte und
pflegte. Geradewegs mit Tränen in den Augen gingen beide auf sie
zu und umarmten sie innig.
»Komm her, komm her, meine arme Claudia. Es wird
meiner Sheila doch nichts geschehen sein oder?«, frage Frau
Roiger sie mit zittriger Stimme und tränenunterlaufenen Augen.
Doch Claudia konnte ihr keine Antwort darauf geben. Als sie sich
durch einen Schluck Cognac etwas beruhigt hatte, erzählte sie
den Herrschaften ihren Verdacht und wie es dazu kam. Einen Moment
lang schwieg sich Herr Roiger aus. Dann aber:
»Es kann nur mit Karl zu tun haben. Wir haben auf
dem Weg hierher mit der Polizei gesprochen, sie haben in den letzten
Stunden mit sämtlichen Krankenhäusern telefoniert.
Fehlanzeige, nichts, es fehlt jede Spur von ihr. Deine Vermutung ist
vielleicht sogar berechtigt, Claudia. Wir sind auch mit den Kollegen
in Paris in Kontakt getreten. Sie haben die Bestätigung
bekommen, dass Karl gestern Morgen um fünf Uhr dreißig die
Grenze über Frankreich verlassen hatte. Sie wissen zwar nicht, ob
er tatsächlich nach Deutschland wollte, dennoch spricht vieles
dafür. Sie haben auch bei seiner Hauswirtin nachgehakt und er
soll vor ihr geäußert haben, dass er nun, auf die Frage
hin, wo er denn so eilig hin wolle, mit einem höhnischen
Gelächter, 'sein Mädchen besuchen', geantwortet habe.
Faktum, er hat meine Tochter entführt, dieser Scheißkerl.
Ich werde ihn kriegen. Gnade ihm Gott, wenn er meiner Sheila etwas
angetan hat.«, sagte Gunther verzweifelt.
»Aber Gunther, es gibt noch eine Möglichkeit,
wo sie sein könnte.«, sagte Adelheid zu ihm.
»Was, und du kommst erst jetzt damit heraus?«,
wunderte sich Gunther.
»Na ja, weißt du, sie hat mich gebeten, dir noch
nichts davon zu sagen. Das wollte sie mit dir selbst bereden. Sheila
hat einen jungen Mann kennengelernt, er heißt Johnny. Sie
sagte mir, dass sie in ihn verliebt sei.«, gestand Adelheid
schluchzend.
»Ach ja, dieser Johnny, von dem weiß ich doch
längst. Und frag mich bitte jetzt nicht, woher ich es weiß. Ich
bekomme vieles in diesem Hause mit, auch wenn ich oft geschäftlich
unterwegs bin. Allerdings, das wäre eine Möglichkeit. Wenn
man frisch verliebt ist, macht man so manche Dummheiten.«,
schlussfolgerte Gunther, wurde aber jäh von Claudia unterbrochen.
»Verzeihen sie mir, Herr Roiger, aber ich glaube
nicht, dass sie zu diesen Johnny gefahren ist.«, sagte Claudia
ganz Leise.
»Und wieso glaubst du das?«, fragte er.
»Na, weil ich heute Nachmittag mit ihm telefonisch
sprach.«, antwortete sie.
»Menschenskind noch mal, lass dir doch nicht jedes
Wort einzeln aus dem Munde ziehen.«, forderte Gunther zornig.
Und Claudia erzählte von dem Telefongespräch mit Johnny.
»So, und wie steht es mit seiner Glaubwürdigkeit,
ich meine, glaubst du ihm, was er dir sagte?«, fragte er sie.
»Ich glaube nicht, dass er mich belogen hatte,
dafür liebt er Sheila viel zu sehr. Er fühlt sich selbst
ohnmächtig, nichts unternehmen zu können. Er ist halb
wahnsinnig vor Angst um Sheila. Auch seine Loyalität und Respekt
ihrer Familie gegenüber ist sehr hoch einzuschätzen.«,
sagte sie des weiteren.
»Nun Claudia, wenn du das sagst, dann glaube ich
dir. Du hast schon oft in der Vergangenheit deine fast perfekten
Einschätzungen bezüglich der Menschenkenntnis unter Beweis
gestellt. Doch die wichtigste Frage bleibt noch offen. Was können
wir nur tun? Ich meine, wir können doch nicht nur herumsitzen
und nichts tun?«, sagte Gunther außer sich.
»Genau das werden wir, wir bleiben hier und warten
ab.«, kam von Frau Roiger. Während Gunther seine Frau
entsetzt ansah.
»Aber Adelheid, das meinst du doch nicht ernst,
oder?«, fragte er. Das Gespräch drohte zu einer mündlichen
Auseinandersetzung auszuarten, bis Claudia sich wiederum zu Wort
meldete.
»Es bringt doch nun wirklich nichts, wenn wir uns
jetzt Zanken. Ihre Frau hat Recht, Herr Roiger. Ich meine, wo sollten
wir denn überhaupt suchen. Sie wissen, dass ich Sheila wie meine
eigene Tochter liebe, aber das ändert doch nichts an der
Tatsache, dass er sonst wo mit Sheila hingefahren sein könnte.
Außerdem müssen wir doch hier sein, falls sich die Polizei
meldet. Oder falls sie ja doch noch nach Hause kommt. Nicht wahr?«,
entgegnete sie schluchzend.
»Ja, du hast Recht Claudia, wie meistens. Verzeih
mein Ungehalten. Aber ich fühle mich so hilflos, meiner Tochter
nicht helfen zu können.«, sagte er mit Tränen in den
Augen. Das war das erste Mal seit vielen Jahren, dass Claudia den sonst
so hartgesottenen Hardliner, den sonst so rücksichtslosen
Geschäftsmann, mit Tränen in den Augen sah.
»Dennoch, Gunther, wir sollten uns nicht zu sehr
auf die Polizei verlassen. Also, was gedenkst du zu unternehmen.
Verstehe mich nicht falsch, mein Lieber, wenn wir schon hier ausharren
müssen, sollten wir trotzdem all unsere Möglichkeiten, die
uns zur Verfügung stehen, ausschöpfen, schließlich
sind wir doch wer oder etwa nicht? Auf alle Fälle muss uns etwas
einfallen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass sich mein Baby in
der Hand dieses gewalttätigen Emporkömmlings befindet. Wer
weiß, was er ihr alles antun wird. Oh Gott, ich darf nicht daran
Denken. Das arme, arme Kind.«, jammerte und jammerte Adelheid.
»Aber Adelheid, so beruhige dich doch. Glaubst du
etwa nicht, dass ich ständig daran arbeite, einen Weg zu finden,
wie ich meinem Kind helfen könnte? Mir will einfach nichts
einfallen, mir platzt schon bald der Schädel. Verdammt noch mal,
wenn ich den in die Finger bekomme, diese kleine beschissene Bazille.
Adelheid sah ihren Mann entsetzt an, solche Worte hatte sie in all
ihren Ehejahren noch nie von ihm gehört. Frau Roiger und Claudia
nahmen an einer der bequemen Sitzgruppen im großen Saal Platz
und tranken zur Beruhigung Cognac. Nur einen hielt es nicht auf
seinem Platz. Gunther, der nun mit einem undefinierbaren Brummen auf
und ab ging. Plötzlich klingelte das Telefon, das sich an der Bar
im großen Saal befand. Mit mächtig großen Schritten
lief Gunther hin und nahm den Hörer ab. Ja, hier Familie Roiger,
Herr Gunther Roiger persönlich am Apparat.«, gab er sich
hoffnungsvoll zu erkennen.
Währenddessen horchten aufgeregt Frau Roiger und
Claudia dem Gespräch des Hausherrn zu. Sie sahen, dass er sich
Notizen machte und sich ständig bedankte. Dann legte er auf und
kam mit einem hoffnungsvoll wirkenden Gesichtsausdruck wieder zu der
Sitzgruppe.
»Was ist, hat die Polizei meine kleine Sheila
gefunden?«, fragte Frau Roiger ihren Mann.
»Nein, das nicht, Adelheid, aber ich habe das
Kennzeichen des Wagens, mit dem Karl meine Sheila entführt hatte.
Es war die Nachbarin, Frau Kubelik, du weißt schon, die Dame auf der
gegenüberliegenden Seite im barocken Haus.«, Berichtete er
aufgeregt.
»Aber ja doch, die feine Dame mit den vier Pudeln.
Jene, die wir letzten Sommer zum Abendessen einluden. Aber erzähl
doch genauer mein Bester.«, forderte sie.
»Ich kann das alles nicht glauben. Stell dir nur
mal vor. Sie hatte die Entführung selbst mit angesehen.«,
erzählte er weiter.
»Ja aber warum hat sie denn nichts unternommen?
Warum hat sie nicht die Polizei verständigt. Die hätten
doch die Straßen absperren und somit Karl aufhalten können?«,
hinterfragte Adelheid.
»Das kann doch alles nicht wahr sein. Frau Kubelik
hat mir erzählt, dass sie von ihrem Balkon aus gesehen habe, wie
Karl sie hier direkt vor unserem Anwesen, gewaltsam von hinten
überfiel und in den Kofferraum seines Wagens warf und dann ganz
gemütlich weg fuhr. Sie hatte es für sich behalten, weil
sie Angst hatte, dass dieser Mann sich an ihr rächen würde,
wenn sie es bei der Polizei angezeigt hätte. Kannst du dir das
vorstellen, Adelheid? Das ist doch alles der Wahnsinn. Was sind das
nur für Menschen?«, sagte er und schüttelte dabei den
Kopf.
»Ich weiß, Gunther. Sie ist über achtzig Jahre
alt. So verhalten sich eben die alten Leute.«, entgegnete
Adelheid.
»Aha, so verhalten sich also die alten Leute.
Verdammt noch mal. Ich rufe jetzt die Polizei an und gebe das
Kennzeichen und die Beschreibung des Fahrzeugs durch. Ich hoffe, dass
die etwas damit anfangen können.«, sagte er und ging
wieder zum Haustelefon an die Bar. Als das erledigt war, setzte sich
Herr Roiger völlig Erschöpft zu den beiden Damen. Er ließ
sich förmlich in den Sessel fallen.
»Herr Roiger, weiß die Polizei schon etwas
Neues?«, fragte Claudia.
»Nein, leider noch nicht. Aber sie sagten, dass sie
die Dienstwagen verdreifacht haben und die Haupt- und Landstraßen
verstärkt befahren. Und sie sagten, dass wir auf keinen Fall
etwas auf eigene Faust unternehmen sollten. Das könnte für
unsere Tochter schlimme Folgen haben. Wieder folgte bedrückt
banges Warten. Still war es nun im großen Saal geworden. Frau
Roiger und Claudia schienen nicht über einen Ausweg nachzudenken,
vielmehr kämpften beide mit ihren Gefühlen. Und der
Hausherr, ja, der Hausherr war eher der Kämpfertyp. Er lief
wieder auf und ab und konzentrierte sich auf eine Möglichkeit,
auf irgendeine Art und Weise seiner Tochter helfen zu können.
Dann hielt er es nicht mehr aus.
»Meine Damen, es tut mir leid, ich kann nicht mehr
länger untätig herumsitzen. Ihr beide rührt euch nicht
vom Fleck, falls Sheila doch noch nach Hause kommt. Claudia, du hast
doch heute Nachmittag mit diesem Johnny telefoniert. Ich gehe davon
aus, dass du auch seine Adresse hast, oder?«, fragte er sie.
»Gewiss Herr Roiger, die habe ich. Aber was haben
sie denn vor?«, eine berechtigte Frage, die da Claudia stellte.
»Was ich vorhabe? Das kann ich dir schon sagen.
Ich fahre nun zu diesem Johnny, vielleicht weiß er doch mehr als er
dir am Telefon erzählt hatte. Ich werde schon herausbekommen, ob
er in dieser Sache mit drin steckt. Wenn nicht, werde ich mit ihm
hier nach Stuttgart zurückkehren und sämtliche Landstraßen
abfahren. Ich weiß zumindest die Richtung, in der er fuhr, das hat mir
Frau Kubelik gesagt. Er ist auf unserer Straße nach Osten
gefahren.«, erzählte er.
»Ja, auf die Bundestraße.«, sagte Claudia,
während Frau Roiger nur mit den Schultern zuckte.
»Genau, und wo führt die Bundesstraße
hin, ich meine, wenn man jemanden verstecken oder verschwinden lassen
möchte, fährt man nicht erst durch das nächst größere
Dorf, wo diese Landstraße hindurchführt. Es könnte ja
alles auffliegen. Und wie heißt das nächst größere
Dorf?«, fragte er die Damen.
»Das ist eher eine kleinere Stadt als ein Dorf. Es
ist Brandhausen.«, antwortete Claudia.
»Richtig, und es ist nicht einmal 40 Kilometer von
hier. Also muss er vorher in irgendeinem Feldweg oder in ein
Waldstück, ganz in der Nähe von dieser Bundesstraße,
gefahren sein. Also noch vor Brandhausen. Jedenfalls würde ich
so handeln, wenn ich Karl wäre und wenn ich schnellstmöglich
jemanden verschwinden lassen möchte.«, erklärte der
Hausherr. Wenn er wüsste, wie Recht er damit zu diesem
Zeitpunkt behalten sollte.
»Claudia, gib mir nun die Adresse von diesem jungen
Mann. Und sobald ich unterwegs bin, rufst du ihn an und sagst, dass ich
zu ihm unterwegs sei. Und sage ihm, sobald ich bei ihm klingle, soll
er sofort heraus kommen und zu mir ins Auto steigen.«, sagte er
mit einer Entschlossenheit, die die beiden Damen hoffen ließ.
Gunther ging auf Adelheid zu, hob sie quasi aus ihrem Sessel hoch und
sah ihr tief in die Augen. Er konnte die Angst in ihren Augen sehen
und auch spüren, denn ihr ganzer Körper zitterte.
»Ich weiß, Adelheid. Sei dir gewiss, ich werde
alles in meiner Macht stehende tun, um unsere Tochter wieder nach
Hause zu bringen. Bete für Sheila und mich.«, sagte er dem
Weinen nahe. Adelheid wusste, dass unter Gunthers harter Schale ein
weicher und gefühlvoller Kern ruhte. Aber, ihn in dieser ja fast
jämmerlich wirkenden Verfassung sehen zu müssen, brach ihr
fast das Herz. Ohne weitere Worte lief er auf die hauseigene
Garderobe zu, hinter ihm Claudia, die ihn eilig überholte und in
der Garderobe verschwand, um ihm seinen Mantel zu holen.
»Also Claudia, vergiss bitte den Anruf nicht. Und
noch etwas, ich bin stolz, sagen zu können, dass ich eine so gute
Haushälterin wie dich habe. Ich werde dir eine saftige
Gehaltserhöhung geben. Ich denke, dass es längst an der Zeit
war. Weiter so, meine liebe Claudia.«, sagte er mit einem
sanften und erzwungenen Lächeln auf den Lippen.
»Danke Herr Roiger. Ich hoffe inständig, dass
Sie Sheila finden werden.«, sagte Claudia herzzerreißend.
Wortlos verließ Herr Roiger das Haus. Mit all
seinem Reichtum hätte sich Gunther leicht einen Chauffeur
leisten können. Und es war mit Sicherheit kein Geiz, warum er
bisher keinen in Stellung nahm. Vielmehr fand er einen solchen als
überflüssig, zumal er doch selbst willens und fähig
war, Auto zu fahren. Er spendete lieber solche für ihn unnütze
Ausgaben an Kinder der Dritten Welt. Hierfür bekam er schon
viele öffentliche Auszeichnungen. Besonders viele
Belobigungsschreiben bekam er von den höchsten Würdenträgern
vieler Länderstaaten. Was aber für ihn nur - in
Anführungszeichen - geschäftliche Vorteile einbrachte und
das Menschliche irgendwie auf der Strecke zu bleiben schien.
Nachdem Claudia Johnny telefonisch die neue Situation
berichtet hatte, saßen beide Damen wieder in ihrer Sesselgruppe
im großen Saal und harrten weiterhin aus. Vieles, noch bevor der
Hausherr das Anwesen verließ, wurde nicht ausgesprochen. Die
Angst, einen geliebten Menschen verlieren zu können,
verdrängte diese Worte, jedoch nicht die Gedanken.
»Frau Roiger, soll ich ihre Beruhigungstropfen
holen?«, fragte Claudia besorgt.
»Was, ach ja, an die Tropfen hatte ich gar nicht
gedacht. Ja, wärst du so nett Claudia, das wäre lieb von
dir.«, bedankte sie sich. Nachdem sie Frau Roiger die
Beruhigungstropfen gegeben hatte,
schlief die Hausherrin völlig erschöpft ein.
*
Johnny saß im Sessel und wartete auf das
verabredete Klingelzeichen an seiner Türe. Cirka zwei Stunden,
mit dem Auto, braucht Herr Roiger von Stuttgart zu ihm nach
Nürnberg, also hatte er noch einige Zeit, um sich umzuziehen. Er
wusste nicht, was er davon halten sollte. Vielleicht, so dachte sich
Johnny, will Herr Roiger mich auf irgendeine Art prüfen.
Sicherlich glaubt er, dass ich mehr weiß, als ich der Haushälterin
Claudia erzählt hatte. Na ja, verständlich wäre es ja.
Ich würde genauso handeln, wenn ich an seiner Stelle wäre.
Die arme Familie Roiger. Trotz all ihres Reichtums so hilflos zu
sein. Sicherlich schwer zu verarbeiten. Johnny ging zum Fenster,
öffnete es und sah in die pechschwarze Nacht hinaus. Nur ein
Fenster, wenn er seinen Blick etwas rechts orientierte, spendete
Licht auf das Vordach des anderen Gebäudes. Wo bist Du nur,
Sheila, wo bist Du. Wenn Du mich fühlen oder meine Gedanken
hören kannst, gib mir ein Zeichen. Sheila, Sheila bitte gebe mir
ein Zeichen. Meine Güte, jetzt drehe ich langsam durch. Wie
sollte Sheila denn meine Gedanken lesen können. Absurd ist das.
Was soll ich denn nur tun, ich sehne mich so nach ihr.
Kapitel 16
© 2008 by Peter Althammer
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