Hexen

Hexenverfolgung, Hexenverbrennungen,
Inquisition und die Walpurgisnacht

Bilder und
Informationen

Hexenfeuer auf dem Galgenberg bei Marktleuthen im Fichtelgebirge

Hexenglauben als Folklore

Wie anderswo die Sonnwendfeuer, ist es in meiner Heimat, dem Inneren  Fichtelgebirge üblich, in der Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai Hexenfeuer zu schüren, wie hier zum Beispiel auf dem Galgenberg in Marktleuthen. Manche nennen es auch Besenbrennen.

Walpurgisnacht

ist die Nacht vor dem 1. Mai. Dieser ist der Gedenktag der Heiligen Walburga (Walpurga oder Walpurgis), einer Äbtissin aus England. Sie lebte in den Jahren 710 bis 779 und übersiedelte später nach Süddeutschland, Tauberbischofsheim (im heutigen Baden-Württemberg) wo sie zwei Wunder bewirkt und Kranke geheilt haben soll, später nach Heidenheim (im heutigen Mittelfranken). Sie gilt auch als eine Schutzpatronin der Seefahrer und Schutzheilige gegen Stürme.

In den neun Walpurgistagen vor dem 1. Mai wurden im Mittelalter die Kirchenglocken gegen die Hexenumtriebe geläutet. Besonders am 30. April feierten die Hexen auf dem Blocksberg (Brocken) im Harz ein großes Fest, bei dem sie mit ihren Besen am Hexentanzplatz tanzten. Später wurden diese Treffen auch als Hexensabbat oder Teufelstanz bezeichnet, weil besonders an diesem Tag der Teufel persönlich anwesend war.
Hexengefängnis in Bamberg in Oberfranken

Hexenverfolgungen, Hexenverbrennungen

In  Bamberg in Oberfranken baute man 1627 sogar ein extra Gefängnis für Hexen. Im Text darüber ist es als "Malefitz Hauß" bezeichnet. Aber auch in anderen Gegenden findet man Ähnliches als Drudenhaus, Malefizhaus oder einfach Hexengefängnis. Das Fachwerkhaus rechts dahinter mit dem Buchstaben E ist mit "Die Peinliche Frag!" bezeichnet, also nichts anderes als die  Folterkammer.

In der Bibel finden wir Grundlagen für die Hexenverfolgungen zum Beispiel in  2. Mose, Exodus, K. 22, V. 17 (18):
»Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen!« Dieser Vers gehört zu den "Todeswürdigen Vergehen", der nächste Vers lautet zum Beispiel »Wer einem Vieh beiwohnt, der soll des Todes sterben!« Das Wort "Hexe" kommt jedoch in deutschen Bibeln so viel ich weiß in keiner Übersetzung irgendwo vor.

Das Alte Testament sieht für die verschiedensten "Schweren Sünden", zu denen auch allerlei Aberglaube gehört, drastische Strafen vor, zu denen auch immer wieder die Todesstrafe gehört. In  3. Mose, Leviticus, Kapitel 20, Vers 27 lesen wir zum Beispiel: »Wenn ein Mann oder Weib ein Wahrsager oder Zeichendeuter sein wird, die sollen des Todes sterben!« Auch Saul scheint sich schon als Hexenverfolger betätigt zu haben. In  1. Samuel, Kapitel 28, Vers 9 geht er verkleidet zu einem Weibe mit einem Wahrsagergeist, aber sie antwortet ihm: »... du weißt wohl, was Saul getan hat, wie er die Wahrsager und Zeichendeuter ausgerottet hat vom Lande; warum willst du denn meine Seele in das Netz führen, dass ich getötet werde?«
Abb.: Hexenverbrennung durch Jacob Truchsess von der Scheer zu Waldsee im Jahr 1587, urheberrechtsfrei, aus Wickiana, Sammlung alter Drucke.
Hexenverbrennungen und Hexenverfolgung

Ketzerverfolgung und Hexenverfolgung durch die Kirche

Bei Hexenverbrennungen denkt man heute vielfach ans Mittelalter. Damals wurden durch die Inquisition vor allem Ketzer verfolgt, gefoltert und verbrannt. Der Höhepunkt der Hexenverfolgungen liegt allerdings später, im 16. und 17. Jahrhundert, also in der Neuzeit! Während im Mittelmeerraum kirchliche Inquisitoren die "Arbeit" allein erledigten, waren es in Nord- und Mitteleuropa meist weltliche Gerichte oder Ratsversammlungen, die Hexen zum Tod verurteilten, allerdings nicht nur mit Billigung der Kirche sondern auf Anordnung der Inquisition, die mit allgemeiner Angst und Drohungen im Hintergrund Druck ausübte. Es gab zwar Gerichtsordnungen aber keinen Rechtsstaat und Grundrechte wie heute. Die Inquisitoren konnten unter Berufung auf die Hexenbulle und andere päpstliche Anordnungen das Recht beugen und die Gerichte unter Druck setzen.

Die Tötung von Unschuldigen und die Erzwingung von Geständnissen mit Folter kann man nicht anders nennen als Massenmord über viele Jahrhunderte, veranlasst letztlich von Päpsten, die ihre Macht durch die Verbreitung von Angst und Schrecken erhalten wollten.

Hexen in der Kunst


Albrecht Dürer: Die Hexe
Auch  Albrecht Dürer, dessen Bilder oft voll von Allegorien sind, nahm sich des Themas an. Im Jahr 1500 malte er diese Hexe, die rückwärts auf einem Ziegenbock reitet. Zwei der vier Putten, als  Engel eigentlich Gegner der Hexen, tragen den Bock nach rechts, wo etwas bedrohliches vom Himmel kommt. Vielleicht wird sie dort ja vom Zorn Gottes vernichtet. Nach anderen Deutungen handelt es sich bei den Putten um die vier Jahreszeiten, die durch einen Wetterzauber der Hexe durcheinandergebracht werden, dann käme rechts ein Hagelsturm.

Bildung für Frauen?

Als Hexen wurden oft heilkundige und kräuterkundige, intelligente und unabhängige Frauen gebrandmarkt. Wie heute noch in manchen islamischen Ländern Mädchen die Schulbildung verwehrt wird, so waren früher auch in Mitteleuropa gebildete und selbstbewusste Frauen verdächtig und wurden als unnatürlich betrachtet.

Die Inquisition

Papst Gregor IX. führte 1232 die Todesstrafe für Ketzerei ein und beauftragte die Dominikaner mit der Inquisition. Im Hexenhammer, den Henricus Institoris (Heinrich Kramer) im Jahr 1486 verfasste, schrieb dieser: »Alle Hexenkraft stammt von der Fleischeslust, die in Frauen unstillbar ist, und um diese Lust zu stillen, lassen sie sich selbst mit dem Teufel ein.« Durch diese Verbindung mit dem  Teufel fielen alle Hexen automatisch unter Ketzerei. Schwangere Frauen, die Schwierigkeiten bei der Geburt hatten, schickten in ihrer Not oft zu den heilkundigen Frauen. Da niemand verstand, was sie taten, waren sie von vornherein verdächtig. Außerdem betätigten sich manche sicher auch als Engelsmacherinnen, nahmen also Abtreibungen vor. In diesem Zusammenhang kann man die vier Putten als die abgetriebenen Kinder interpretieren. Andere sehen die Szenerie als Hinweis, wie Hexerei und Aberglauben (und auch die Engelchen!) nach rechts ins Unwetter des Mittelalters führen, der Ziegenbock aber Richtung Renaissance, Humanismus und Aufklärung stürmen will.

Der Hexenhammer

In Speyer wurde 1486 eine lateinische Schrift veröffentlicht, die sich mittels des in der Mitte des 15. Jahrhunderts von Johannes Gutenberg erfundenen Buchdrucks mit beweglichen metallenen Lettern rasch verbreitete, der Hexenhammer, Malleus Maleficarum. Eine deutsche Übersetzung im Internet finden Sie hier im  Projekt Gutenberg. Als Grundlage und "Gesetzbuch" für viele Hexenprozesse war das Buch ein Bestseller über mehrere Jahrhunderte. Da er nur sehr schwer verständlich und in lateinischer Sprache geschrieben war, verfasste ein Ulrich Tengler (Tenngler) Anfang des 16. Jahrhunderts den  Laienspiegel (Layenspiegel, Laijen Spiegel) als Handbuch für den Prozess für den Bürgermeister und die Ratsherren. Gaben die Angeklagten nicht die richtigen Antworten, wurden sie einfach so lange gefoltert, bis sie alles zugaben. Bei der Peinlichen Befragung reichte oft schon das Zeigen der Folterinstrumente (Territion) mit gleichzeitiger Beschreibung, was man damit machen kann, damit die Menschen sagten, was man wollte. Obwohl die Inquisition den Anstoß gab, hat sich die Hexenverfolgung also in der weltlichen Gerichtsbarkeit verselbständigt und erreichte hier den Höhepunkt der Grausamkeit.
Cautio criminalis von Friedrich Spee von Langenfeld
Die Cautio criminalis von Friedrich Spee von Langenfeld
Abb.: Gemeinfrei

Hexenprozesse

Bei Hexenprozessen nach den Regeln des Hexenhammers war es aber auch prinzipiell egal, was die Beschuldigten zu ihrer Verteidigung sagten. Es wurde immer so ausgelegt, dass sie keine Chance hatten. Ihnen wurde "das Wort im Mund herumgedreht". Ebenso war es mit vielen Hexenproben, z.B. die Wasserprobe: Ist sie eine Hexe, wird das Wasser sie tragen und man muss sie verbrennen. Ist sie unschuldig, geht sie unter. Dass sie dabei ertrinkt, macht nichts, als Unschuldige kommt sie ja in den Himmel.

Kritiker dieser Prozeduren mussten aufpassen, nicht selbst angeklagt zu werden. Ein berühmter Gegner der Folter und der Verfahren, wie man Geständnisse erpresste, war der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld. Er hatte Anfang des 17. Jahrhunderts in  Würzburg Philosophie studiert und 1631, mitten im Dreißigjährigen Krieg, verfasste er zunächst anonym seine Schrift Cautio criminalis, in der er die gängigen Methoden der Hexenprozesse kritisierte. Einen dauerhaften Erfolg scheint er damit allerdings nicht gehabt zu haben, da die Hexenverfolgungen in manchen Gegenden auch später noch grausame Höhepunkte erreichten.
Einen guten authentischen Einblick in die Foltermethoden mit erzwungenen Geständnissen und erzwungenen falschen Beschuldigungen anderer gibt ein vierseitiger Brief eines Johannes Junius, Ratsherr und später auch Bürgermeister von Bamberg. Er schrieb den Brief am 24. Juli 1628 an seine Tochter Veronika, und das Staatsarchiv Bamberg verwahrt das Original. Dort findet man auch das Verhörprotokoll seines Prozesses. Im Brief beteuert er seine Unschuld und wie ihm das Geständnis eines Teufelspakts mittels Folter abgerungen wurde. Jeder Widerruf hätte wieder neue Folter zur Folge gehabt und selbst nach dem Geständnis war kein Ende. Man folterte ihn weiter, damit er andere beschuldigte, ebenfalls an den Teufelsriten teilgenommen zu haben.

Drei mal erzeugte diese Praktik, unter Folter andere beschuldigen zu müssen, in Bamberg in einer Art Schneeball-Effekt Wellen von Hexenverbrennungen und Hexer-Verbrennungen zwischen 1612 und 1631, bei denen ca. 800 Menschen zum Tod verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Foltermethoden waren neben Finger- und Beinschrauben und aufspannen auf die Folterbank auch das Aufhängen an den auf dem Rücken zusammengebundenen Händen, was zum Auskugeln der Schultergelenke führte. Auch im nahen Zeil am Main gab es Wellen von Hexenverbrennungen. Auffällig ist, dass sie oft beginnen, wenn es den Menschen schlecht geht. Neben Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges war es die sogenannte Kleine Eiszeit, die Missernten und Hungersnöte verursachte. 1628 gilt als eines der Jahre ohne Sommer. Das bekannteste war Jahrhunderte später das Jahr 1816.  Klimageschichte unserer Heimat
Hexengeschäft in Eger (Cheb) in Tschechien
Hexengeschäft in Eger in Tschechien

Hexensymbole, Esoterik

Diese früher todernste Angelegenheit sehen die meisten Leute heute nicht mehr so eng. Während über viele Jahrhunderte zig-tausende Menschen gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, kennen wir und unsere Kinder höchstens noch die Hexe aus dem Märchen von Hänsel und Gretel. Und die war ja anscheinend leicht zu überlisten, obwohl es in dem Märchen auch nicht gerade zimperlich zugeht. Genaugenommen dürften viele unserer Kinder-Märchen erst ab 18 Jahren zugelassen sein. Hänsel und Gretel verbrennen die Hexe ja im Ofen!

Bei Otfried Preußler ist Die kleine Hexe eher ein liebenswertes Geschöpf und Bibi Blocksberg lieben nicht nur die Kinder. Es nervt nur etwas, dass sie immer so viele Spinnweben an die Wände hext, »Hex-Hex!«.

Mit dem Wort Hexe kann man heute fast schon niemand mehr beleidigen. Eher erntet man ein mitleidiges Lächeln. In  Eger in Tschechien fand ich sogar dieses Hexengeschäft. Hoffentlich findet es der Großinquisitor nicht! Vielleicht stammt es noch aus der kurzen Zeit, in der Eger protestantisch war. Wie es die böhmische Gegenreformation von 1626 und die Inquisition überlebt hat, ist mir allerdings ein Rätsel!

Auf den oberen Fensterscheiben sieht man zwei Symbole, die früher oft sogar von der Kirche für die fünf Wundmale Jesu verwendet wurde, heute aber eher mit Hexerei und Okkultismus in Verbindung gebracht werden:  Pentagramme oder Drudenfüße. Für die Hexen haben diese Symbole eine zwiespältige Bedeutung. Einerseits ist es, besonders auf die Spitze gestellt, das Symbol des Teufels, meist wurde es jedoch verwendet, um böse Mächte zu bannen. In dem Geschäft gibt es sicher eine Vielzahl ritueller Gegenstände, die moderne Hexen, Schamanen und Druiden heutzutage so brauchen.

In unserer heutigen, angeblich aufgeklärten und liberalen Welt sprießen wieder die verschiedensten esoterischen Bewegungen vom Neuheidentum über Schamanen, Hexen bis zum Okkultismus. Die meisten vertreten eher ein monistisches oder holistisches Weltbild, was sicher auch dadurch begünstigt wird, dass sich die moderne Physik spätestens seit der Quantenmechanik von den hoffnungsvoll kausalen und einfachen Ursache-Wirkung-Gesetzmäßigkeiten verabschiedet hat und jede Erkenntnis wieder neue Rätsel hervorbringt, von der dunklen Materie über die dunkle Energie bis zum unverständlichen Teilchenzoo des Standardmodells. Glaubte man früher noch, in absehbarer Zeit mittels Forschung die Welt irgendwann vollständig begreifen und erklären zu können, hat sich die Wissenschaft inzwischen von dieser Hoffnung mehr oder weniger verabschiedet und die Metaphysik etabliert sich neu.

Poesie:

Heinrich Heine, der letzte Dichter der Romantik,
schrieb im 19. Jahrhundert das seltsame Gedicht:

»Liebe Nachbarn, mit Vergunst!
Eine Hex, durch Zauberkunst,
kann sich in ein Tier verwandeln,
um die Menschen zu misshandeln.

Eure Katz ist meine Frau,
ich erkenne sie genau
am Geruch, am Glanz der Augen,
Spinnen, Schnurren, Pfötchensaugen...«

Der Nachbar und die Nachbarin,
sie riefen: »Jürgen, nimm sie hin!«
Der Hofhund bellt: »Wau-Wau!«
Die Katze schreit: »Miau!«


Zu dieser Zeit, so scheint es, haben die meisten Menschen
die Sache wohl nicht mehr ernst genommen.
Als über hundert Jahre früher Clemens Brentano
seine Ballade Zu Bacharach am Rheine... über die Loreley
schrieb, klingt das schon noch etwas anders:

Zu Bacharach am Rheine
wohnt eine Zauberin.
Sie war so schön und feine
und riss viel Herzen hin.

Und brachte viel zuschanden
der Männer rings umher,
aus ihren Liebesbanden
war keine Rettung mehr.

Hexen-Einmaleins und Magische Quadrate


Johann Wolfgang von Goethe hat sich in seinen Werken
vielfach mit Geheimnisvollem und Jenseitigem,
Zauberei und Hexerei, befasst. Sehr bekannt wurde
das Hexen-Einmaleins aus seinem Faust:

»Du musst versteh'n!
Aus Eins mach Zehn,
und Zwei laß geh'n,
und Drei mach gleich,
so bist Du reich.
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
so sagt die Hex',
mach Sieben und Acht,
so ist's vollbracht:
Und Neun ist Eins,
und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmaleins!«

Mit diesem Zauberspruch wird in der Hexenküche
ein Verjüngungstrank für Dr. Faust gebraut.

Das geheimnisvolle Hexen-Einmaleins entsprang wahrscheinlich einfach der poetischen Phantasie Goethes und als er es niederschrieb, dachte er sich nichts Besonders Mathematisches dabei. Es verdross ihn sogar, dass die Menschen ihn mit "solchem Unsinn quälten", da er immer wieder auf das Geheimnis dahinter angesprochen wurde.
Erst später wurde es oft mit dem Magischen Quadrat in Verbindung gebracht, bei dem die Summe aller Zeilen, Spalten und Diagonalen immer 15 ergibt:
4 9 2
3 5 7
8 1 6
Dieses Magische Quadrat stammt aber nicht von Goethe. Es taucht in China schon im sogenannten Saturn-Siegel und in dem chinesischen Märchen der Schildkröte Lo Shu auf. Darin geht der Kaiser Yü in seinem Garten spazieren und aus dem Gelben Fluss stieg eine Schildkröte, die auf ihrem Panzer dieses Magische Quadrat trug. Da sie es selbst nicht sehen und erklären konnte, bedurfte es 12 der weisesten Männer Chinas, um die Bedeutung der Zeichen zu entschlüsseln.

In früheren Zeiten befassten sich nicht nur Mathematiker sondern auch Mystiker und Künstler mit den verschiedensten Ausführungen Magischer Quadrate, so zum Beispiel Albrecht Dürer in seiner Melencolia I oder an der neuen Kirche la Sagrada Família in  Barcelona. Auch Buchstaben und Wörter wurden verwendet, wie im uralten  SATOR-Quadrat.
Spalten
Zeilen Diagonale
 



Links (oben) können Sie versuchen, selbst ein anderes magisches Quadrat zu finden. Sie können eigene Zahlen eintragen, die Addition erfolgt automatisch.

Im Faust-Museum in Knittlingen findet man dieses Magische Zahlenquadrat mit je fünf Zeilen und Spalten:

Magische Quadrate

Literatur:

E.T.A. Hoffmann

, der 1808 in Bamberg erst Theaterdirektor werden wollte, dann als Musikdirektor einen Reinfall erlebte und sich bis 1810 mit Hilfsarbeiten am Bamberger Theater und Musikunterricht durchschlug, widmete sich mit seiner romantischen Novelle "Der goldne Topf" den Hexen. Die Geschichte beginnt damit, dass der Student Anselmus den Korb einer alten Apfelhändlerin umstößt, worauf ihm später auf einem Türknauf oder Türklopfer an seiner Arbeitsstelle beim Archivar das "Äpfelweib" oder "Apfelweibla" erscheint und er durch einen Zauber in eine Flasche eingesperrt wird. Daneben stehen noch weitere Flaschen mit früheren Angestellten. In der sehr phantastischen Geschichte versucht in dem Haus eine Hexe den Goldenen Topf zu rauben, das Geschenk eines Erd-Elementargeistes. Wie es sich gehört, wird die Hexe natürlich besiegt und verwandelt sich in eine Runkelrübe, was tatsächlich ihre wahre Gestalt war. Auch Anselmus wird befreit und lebt dann glücklich und zufrieden in Atlantis. Und wenn er nicht gestorben ist...
Apfelweibla in Bamberg
Hexenfeuer oder Besenbrennen in Marktleuthen im Fichtelgebirge
Noch ein Bild vom Hexenfeuer oder Besenbrennen in Marktleuthen im Fichtelgebirge. Heute einfach ein "Event", früher bittere tödliche Realität für viele unschuldige junge Menschen!

Sagen, Legenden, Märchen

In der Literatur finden wir Hexen in alten  Sagen und Legenden, die sich teilweise auch in den Märchen der Gebrüder Grimm niederschlugen, bis zu heutigen Historischen Romanen und modernen Kindergeschichten wie Otfried Preußlers Die kleine Hexe und Bibi Blocksberg. In den alten Märchen sind es meist alte gebückte oder gar verkrüppelte Weiblein.

Heilerinnen

Die Historiker fanden in alten Gerichtsprotokollen oft Anklagen gegen junge starke Frauen, heilkundige und kräuterkundige Heilerinnen, die sich durch Heilerfolge und Geburtshilfe auszeichneten. Die Kirche schrieb nämlich Krankheiten und Leiden göttlichen Prüfungen zu, persönlichen Verfehlungen und Sünden, oder sogar der Erbsünde von Adam und Eva. Natürlich wusste man noch nichts von Bakterien oder Viren, die Krankheiten waren die Strafe Gottes. Heilkunst duldete man höchstens in Klostermauern. Wo kämen wir auch hin, wenn jeder macht, was Hildegard von Bingen tut. Vielleicht war es sogar Konkurrenzdenken. (  Heilerinnen im Mittelalter von Annerose Sieck)
Nach den wahren Ursachen der Krankheiten zu forschen,
war deshalb für die katholische Kirche ein Werk des Teufels,
auf das die Todesstrafe stand!
Auch Männer wurden der Zauberei angeklagt und hingerichtet. Schon im 15. Jahrhundert erließ Papst Innozenz VIII. die Hexenbulle, verfasst von dem "Hexentheoretiker" und Inquisitor Heinrich Kramer, der später auch den Hexenhammer schrieb und sich damit rühmte, mehr als 200 Hexen überführt zu haben. Papst Innozenz VIII. war es übrigens auch, der das Blut von zehnjährigen Knaben getrunken haben soll, um länger am Leben zu bleiben, mehrere Geliebte gleichzeitig hatte und viele Kinder hinterließ. Das Zölibat verpflichtet ja "nur" zur Ehelosigkeit, einen Harem für seine Vergnügungen kann man da ruhig unterhalten. Um sein Leben zu verlängern, soll er sich auch teilweise von Muttermilch ernährt haben, die er aus den Brüsten von Ammen saugte. Obwohl sich das finstere Mittelalter seinem Ende zuneigte, waren Hexenbulle und Hexenhammer nur der Anfang, und die Hexenverfolgungen erlebten erst in der beginnenden Neuzeit ihren Höhepunkt, bis die Philosophen des Zeitalters der Aufklärung und soziale Revolutionen dem ein Ende setzten. Ein Weiterleben des Hexenglaubens und Aberglaubens konnten sie bis heute nicht verhindern.

Die verbreiteten Hexenverfolgungen in der beginnenden Neuzeit wurden übrigens nicht direkt vom Papst in Rom gesteuert, sondern verbreiteten sich eher wie die heutigen Verschwörungstheorien unter Inquisitoren, Priestern, Mönchen und im Volk. Selbst Martin Luther soll gesagt haben: »Mit Hexen und Zauberinnen soll man keine Barmherzigkeit haben. Ich wollte sie selber verbrennen.« Auch wenn der Reformator Luther in mancher Beziehung für seine Zeit fortschrittlich dachte, machen ihn solche Aussprüche heute nicht gerade sympathisch. Ich nehme es ihm auch übel, dass er sich in den  Bauernkriegen auf die Seite der Feudalherren und Adligen stellte. Weiterhin soll er unter anderem geschrieben haben: »Gemeinhin ist es der Weiber Natur, dass sie viel Zauberei und Aberglauben treiben ... und die Hexen, das sind Teufelshuren, welche das Wetter machen, die Milch stehlen und auf dem Besen reiten!« Dass solcher Aberglaube im gemeinen ungebildeten Volk verbreitet war, kann man ja noch nachvollziehen, aber auch die gebildeten Priester und Ratsherren scheinen das wirklich geglaubt zu haben.

Möglicherweise sah man in den Hexen auch Nachfahren oder zumindest Anhängerinnen der alten heidnischen Naturreligionen, die es zu bekämpfen galt. Die Menschen vermissten die weibliche Seite der Religion, die Muttergöttin, möglicherweise auch ein Grund, dass die katholische Kirche die Marienverehrung einführte, um diese Sehnsucht zu befriedigen.

Die Wasserprobe

In dem bairischen Stück "Die Bernauerin" beschreibt Carl Orff mit eindrucksvollem Chorgesang und Dramatik eine Wasserprobe. Herzog Albrecht verliebt sich in die Tochter eines Baders, Agnes. Der große Standesunterschied stößt seinem Vater, dem regierenden Herzog Ernst, sauer auf. Als Albrecht unterwegs ist, wird sie festgenommen, als Hexe verleumdet, das Volk von einem Mönch aufgehetzt, und Agnes einer Wasserprobe ausgesetzt, die immer mit dem Tod endet. Man fesselt sie, und wirft sie in die Donau. Geht eine Frau dabei unter, war sie unschuldig und ertrinkt. Konnte sie sich über Wasser halten, war sie eine Hexe und wurde verbrannt. Vince Ebert nennt das in seinem Vortrag "Denken lohnt sich" eine »Klassische Win-Win-Strategie aus Sicht der Kirche«. Obwohl man sagen muss, dass auf dem Höhepunkt der Hexenverfolgungen, der schon in der Neuzeit, im 16. und 17. Jahrhundert lag, die Urteile nicht mehr von Inquisitoren, sondern von weltlichen Gerichten beschlossen wurden, allerdings mit Billigung der Kirche. Bei der Bernauerin traf die erste Möglichkeit zu, sie ertrank, war also unschuldig!

2007 wurde das Stück auf der Freilicht-Bühne der  Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel eindrucksvoll von Michael Lerchenberg inszeniert. Ich durfte im Chor singen und mitspielen. Die Musik Carl Orffs, die Dramatik und die Regie Lerchenbergs auf dieser grandiosen Freilichtbühne im Fichtelgebirge war ein unvergessliches Erlebnis.
Hexentanzplatz: Walpurgisnacht, Hexenfeuer, Besenbrennen
Der Hexentanzplatz im Harz
Foto: Hejkal, gemeinfrei nach
Hexensabbat auf dem Brocken
Hexensabbat auf dem Brocken
Abb: Michael Herr (1650), gemeinfrei nach

Hexentreffen auf dem Blocksberg


Der Blocksberg ist ursprünglich ein imaginärer Berg, auf dem sich die Hexen vor allem in der Walpurgisnacht trafen. Der Begriff wurde für viele Hügel gebraucht, die man als Hexenberge oder Hexen-Versammlungsplätze ansah. Heute setzt man den Blocksberg mehr oder weniger mit dem Brocken im Harz gleich.

Inwieweit es Berechnung war, dass sich Adolf Hitler am 30. April 1945, dem Tag vor der Walpurgisnacht, das Leben nahm, ist umstritten. Es wird wohl eher Zufall gewesen sein. Viel länger hätte er wahrscheinlich auch nicht warten können, um nicht der russischen Armee in die Hände zu fallen. Und eher wollte er wohl nicht, um nicht vielleicht doch den Endsieg zu verpassen. Die Nazis hatten schon sehr viel Sinn für Symbolik, sowohl grafisch, wie das  Hakenkreuz, als auch für bestimmte Tage im Jahr, für historische Ereignisse und bestimmte okkulte Phänomene. Sie zogen Parallelen zu Bibelstellen der Offenbarung und Prophezeiungen des Nostradamus und Hitler fühlte sich nach eigenen Worten von der Vorsehung bestimmt. Die nahenden übermächtigen Feinde sah er wohl als seine persönliche Götterdämmerung,  Richard Wagners Mystik lässt grüßen.

Hexentreffen auf dem Blocksberg
Abb: Blocksbergs Verrichtung von Johannes Praetorius (1668), gemeinfrei nach

Hexenverfolgungen in Amerika

Auch in Amerika gab es Hexenverfolgungen. Bekannt wurden vor allem die Hexenprozesse im Jahr 1692 in Salem im Staat Massachusetts im Nordosten der USA, der Region Neuengland. Von der streng puritanischen Gemeinde breitete sich eine Welle gegenseitiger Beschuldigungen über viele Städte in der ganzen Gegend aus. Die Erklärungen, warum gerade hier so etwas auftrat, reichen von einer religiösen Massenhysterie der Puritaner über Aufstachelung durch selbsternannte Wahrsager bis zu einem schiefgegangenen sozialen Experiment, welcher Art auch immer. Sogar von Wahnvorstellungen durch eine Massenvermehrung des giftigen Mutterkornpilzes am Getreide der Gegend ist die Rede, welcher tatsächlich Halluzinationen hervorrufen kann. Wahrscheinlich ist es einfach ein Paradebeispiel dafür, was religiöser Fundamentalismus und Fanatismus anrichten können. Die Geschichte wurde mehrmals literarisch und in Spielfilmen aufgegriffen.

Sadisten

Das Bild zeigt eine Hinrichtung in Salem im Jahr 1692 durch Auflegen von schweren Steinen auf den Verurteilten (Illustration von 1923, public domain). So etwas können sich nur Sadisten ausdenken. Solche Menschen, die Freude und Lustgewinn am Leid und an Schmerzen anderer empfinden, gibt es überall. In einer funktionierenden Gesellschaft können sie ihre kranken Fantasien nicht oder kaum verwirklichen. Die Gefahr, erwischt und sanktioniert zu werden ist zu groß. In Gesellschaften mit schwacher Ordnungsmacht kommen sie zum Vorschein und können sogar örtlich überhand nehmen. Besonders in Regionen mit ungezügelter Bevölkerungsvermehrung ist die Gefahr von Anarchie groß und sadistische Täter können ihre Lust am Quälen ausleben.
Hinrichtung bei den Hexenverfolgungen in Salem, ungezügeöter Sadismus


   
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