Die Vestalin als ideale Frauengestalt. Priesterinnen der Göttin Vesta in der bildenden Kunst von der Renaissance bis zum Klassizismus: TextbandChristiane Schalles
Taschenbuch
Der Vestakult erschließt sich heute nur noch dem archäologisch, historisch oder kunstwissenschaftlich Interessierten. Das Wissen über diese historische Gestalt war - bezogen auf ihre Aufgaben, Vorrechte und Pflichten - durch die Kenntnis antiker Schriften seit der Renaissance mit dem heutigen im wesentlichen identisch. Die ' Vestalin' diente im antiken Rom als Priesterin der ' Göttin Vesta', der Gottheit des Herdfeuers. Ihre vornehmste Aufgabe bestand darin, das heilige Feuer im Tempel ihrer Göttin auf dem Forum Romanum zu hüten und ein Erlöschen, das mit dem Untergang des römischen Imperiums gleichgesetzt wurde, zu verhindern. Geht das Vestalinnenamt bereits auf Zeiten vor der Stadtgründung Roms zurück, so wird "[d]ie Einsetzung des Priestertums der virgines Vestae" und die Gründung des Vestatempels meistens Numa Pompilius, dem zweiten König Roms, zugeschrieben. Die Überlieferung spricht in historischen Zeiten von jeweils sechs Vestalinnen, wobei eine davon als " Virgo Vestalis Maxima" die Aufgabe der Oberin versah. Die Mädchen wurden im Alter von sechs bis zehn Jahren zu diesem Amt ausersehen, wobei in den antiken Quellen betont wird, dass sie ohne jeglichen körperlichen Makel sein und ihre Eltern noch leben mussten. Sie standen dreißig Jahre im Dienst ihrer Göttin. Während dieser Zeit waren sie zu vollkommener Keuschheit verpflichtet. Welche Gewichtung das verlangte Keuschheitsgelübde besaß, zeigt die Bestrafung bei Nichtbeachtung: Konnte einer ' Vestalin' ein solcher Fehltritt nachgewiesen werden, so wurde sie bei lebendigem Leib bei der Porta Collina in einer Höhle begraben. Ließen die 'vestalischen Priesterinnen' jedoch aus Unachtsamkeit das heilige Feuer ausgehen, so wurden sie 'nur' ausgepeitscht.
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