Vladimir Nabokov: Die russischen Jahre 1899 - 1940Brian Boyd
Gebundene Ausgabe
Vladimir Nabokov wurden zu seinem 100. Geburtstag viele Ehrungen zuteil. Keine aber reicht an dieses mächtige Werk heran, das Brian Boyd nun vorlegt: Nabokovs russische Zeit. Gründlicher als Boyd dies tat, kann man eigentlich eine Familiengeschichte nicht mehr recherchieren, um diesem Meister der literarischen Verrätselung auf die Spur zu kommen. < P> Die Nabokov(w)s gehörten schon seit jeher der Intelligenzija Rußlands an. Man zählte zum inneren Zirkel des Hoflebens, besaß ausgedehnte Ländereien. Vladimirs Großvater war Justizminister unter zwei Zaren; der Vater ein anerkannter Strafrechtler und Abgeordneter der Ersten Duma. Beide waren reformerische, liberale Politiker und radikale Gegner der Todesstrafe (im späteren Werk Nabokovs sollten Tod und Exekution übrigens eine merkwürdig herausragende Stellung einnehmen). < P> In Interviews stellte Nabokov seine glückliche Kinderzeit als Inspirationsquelle heraus. Von den besten Hauslehrern herangebildet, verfaßte er schon früh Gedichte und frönte solch elitären Hobbies wie der Schmetterlingsforschung. Mit psychologischem Gespür liefert Boyd genaueste Innenansichten des Autors. Seine Selbstsicherheit und sein Einzelgängertum waren sprichwörtlich. Er verabscheute Gruppen, Konventionen und alles, was sich nicht durch Besonderheit auszeichnete. Von vielen als kalt empfunden, blieb Nabokov zeitlebens sein eigener Kosmos. Persönliche Schicksalsschläge, wie die Flucht der Familie nach der Oktoberrevolution oder die spätere Ermordung des geliebten Vaters, schienen sein Talent nur noch weiter reifen zu lassen. < P> Boyds umfangreiches Werk behandelt die unruhigen Emigrationsjahre in Deutschland und Frankreich und die Entstehung der ersten wichtigen Werke Die Gabe, Lushins Verteidigung und Einladung zur Enthauptung. Nach dem Einmarsch der Nazis in Norwegen ahnte Nabokov die kommende Entwicklung: Im Jahre 1940 erhielt die Familie in letzter Minute die Einreiseerlaubnis in die U S A. Das nächste Kapitel konnte beginnen. -Ravi Unger
|