Tango. Inkl. CD: Das kurze Lied zum langen AbschiedRaimund Allebrand
Taschenbuch
Für den Tangotexter Enrique Santos Discépolo war der Tango ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann (". . . un pensamiento triste que se puede bailar"). Ist diese Sentenz mehr als ein gern benutztes Stereotyp, drückt sie eine tiefere Wahrheit aus, die auch erklären könnte, warum der Tango seit mehr als hundert Jahren so viele Menschen in unterschiedlichsten Kulturen in seinen Bann gezogen hat und immer noch zieht? Um einer Antwort auf diese Fragen näher zu kommen, hat sich der Psychologe und Philosoph Raimund Allebrand in seinem Buch besonders den Texten des Tango Argentino gewidmet. Fast 30 klassische Tangolieder (überwiegend aus den 30er und 40er Jahren) hat er vollständig übersetzt, sie bilden die Grundlage einer sensiblen Interpretation der Seele des Tango - es wird deutlich, wie die Melancholie des Tango beschaffen ist, aus welchen Quellen sie sich speist. " Die Traurigkeit des Tango verliert sich nicht orientierungslos in Raum und Zeit; seine Tristesse kommt aus der Sehnsucht nach Vergangenem und deutet als Nostalgie zielsicher auf den Verlust jenes Gestern, das im Heute wiederkehrt und nach Antwort verlangt. " - Verlorene Heimat, gescheiterte oder unmögliche Liebe, Protest gegen das Schicksal, Auflehnung gegen eine verfehlte Existenz, das sind die vorherrschenden Themen der Tango-Chansons. " Zurück - schon faltig die Stirn/ vom Schnee der Zeit die Schläfen gebleicht/ Doch du spürst: Das Leben - ein Hauch/ zwanzig Jahre - ein Witz/ denn im Schatten verborgen/ ein flackernder Blick/ der dich sucht und dich ruft. . . " (" Volver", 1935) Weil schmerzliche Lebenserfahrungen, die nicht selten zur Lebenshaltung werden, in vielen Fällen erfolgreich in eine Kunstform (und gelungene Einheit aus Musik und Dichtung) fließen, können deren Emotionen über die Jahrzehnte und die Ländergrenzen hinweg verstanden werden. Und nach der Lektüre von < I> Tango. Nostalgie und Abschied kann das Lebensgefühl noch etwas besser begriffen werden, mit all den Nuancen, Zwischentönen und zwiespältigen Emotionen dieser traurigschönen Lieder. < I>-Christian Stahl
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