Kriege des 21. Jahrhunderts. Die Welt vor neuen BedrohungenIgnacio Ramonet
Taschenbuch
Ignazio Ramonet weiß, wovon er schreibt, wenn er über die Kriegsgefahren zu Beginn unseres neuen Jahrhunderts resümiert. Denn der Ehrenpräsident von Attac International und Direktor von Le Monde diplomatique beschäftigt sich in der angesehenen politischen Monatsschrift eingehend mit diesem Thema. Für ihn steht fest, dass die bisherigen Kategorien, in denen wir über Krieg und Frieden nachgedacht haben, für die Zukunft nur noch bedingt taugen. Ramonet berichtet von der neuen Hegemonialpolitik der U S A, von der akuten Gefahr, die der internationale Terrorismus oder der scheinbar unlösbare Nahost-Konflikt heute darstellen - und von den sich militarisierenden Widerständen gegen die fortschreitende Globalisierung. Zudem analysiert er kommende Gefahren, die, obwohl am Horizont bereits deutlich sichtbar, in ihrer Dramatik unterschätzt werden. Dazu gehören Wassermangel, riesige Hungersnöte und ökologisches Elend ebenso wie die in den armen Ländern der Welt weiter zunehmende Ausbreitung von Aids. Denn: " Wo Aids wütet, wird die Wirtschaft destabilisiert, entsteht Armut und erhöht sich die Kriegsgefahr. Doch die Kriege mit ihren Übergriffen, Vergewaltigungen und chaotischen Zuständen tragen ihrerseits zur Ausbreitung der Epidemie bei. " Auch das siebenseitige Schlusskapitel, in dem der Autor nach mehr als 200 Seiten Bestandsaufnahme unter der Überschrift " Eine andere Welt ist möglich" einer Stärkung der Zivilgesellschaft als Gegenmacht zum globalisierten Kapitalismus der Großkonzerne das Wort redet, gibt keinen Anlass zu großem Optimismus. Das ändert jedoch nichts daran, dass seine Forderung nach einer grund-stürzenden und grund-legenden Neuorientierung der Weltgesellschaft und deren Wirtschaft an den Prinzipien der Solidarität und Nachhaltigkeit berechtigt ist. Der von Ramonet mit guten Argumenten geforderten Einführung eines an keinerlei Bedingungen geknüpften Basiseinkommens für alle Menschen dürfte wohl kein Erfolg beschieden sein. Dennoch gilt: Ohne eine tief greifende Reform der so genannten " Entwicklungspolitik", die sich von dem bisherigen Modell der " Strukturanpassung" verabschieden muss, ohne die vom Autor ebenfalls geforderte Streichung eines Großteils der öffentlichen Schulden der ärmsten Länder dieser Welt, ohne massive Bildungs- und Gesundheitsinvestitionen, ohne die Verbesserung der Trinkwasserversorgung und ohne die Einführung von Sozial- und Umweltklauseln auf Importprodukte, bleibt Frieden in der Weltgesellschaft auch im 21. Jahrhundert traurige Utopie. -Andreas Vierecke
|