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Buch, Hörbücher:

Schwul

Seite 6

Heimliche Freundschaften (Bruno Gmünder Taschenbuch)

Roger Peyrefitte

Taschenbuch

Reise nach Marokko

Hervé Guibert

Gebundene Ausgabe

Eine kleines, feines Dokument schwuler Autobiografie und Ethnografie. Der mittlerweile an A I D S verstorbene französische Autor Hervé Guibert hat sich in diesem Reisetagebuch mit dem großen Tabu der Pädophilie auseinander gesetzt. Bereits 1982 unter dem Originaltitel Voyage avec deux enfants veröffentlicht, ist es nun in einer schönen Ausgabe endlich auch in deutscher Übersetzung erhältlich. Entgegen der zu erwartenden, sich bürgerlicher Normen beugenden Abwehr pädophiler Neigungen, kehrt Guibert sein Erkenntnisinteresse radikal um und fragt: Wird er die Kinder sexuell erregend finden? Das auch stilistisch dreigeteilte Tagebuch beginnt in seinem ersten Teil mit einem Fantasie-Protokoll. Die Reise, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht stattgefunden hat, wird erahnt, erfühlt, ersehnt. Hier vor allem entfalten die erotischen Fantasien ihr volles Spektrum, denn es ist - wieder entgegen aller Standardisierung - das hässliche Kind, das er sich als Begehrensobjekt auswählt. Seine teilweise gewaltsamen, ins kannibalisch-erotische reichenden Tagträume finden im zweiten Teil ihre ernüchternde Realisierung. Das besuchte Land, das im Wunschtraum das schwül-lüsterne Szenario für die beabsichtigte Verführung stellte, entspricht genauso wenig den Erwartungen wie die beiden Jungs. Diese entpuppen sich als wahre Quälgeister, durchaus auch im sexuellen Sinne: Sie führen den Tagebuchschreiber an der Nase herum. Dieser muss erkennen, dass es sich bei der Reise um eine Selbstlüge gehandelt hat: " Scheißreise, Scheißkinder. " Im dritten Teil schließlich erfahren wir das Ausmaß der Lüge, denn die ganze Reise war eigentlich eine Flucht. Drohend wartet zu Hause die endgültige Trennung vom Partner. Die Realität fordert doppelten Tribut: Genau, wie sich die Reise samt ihres pädophilen Fantasmas als eine Lüge entlarvt, kann dem Verlust des eigentlichen Begehrens nicht entgangen werden. Die zunächst irritierenden Stilbrüche, vor allem im Übergang vom ersten zum zweiten Teil, erweisen sich nachträglich als raffinierte Erzählabsicht: Wir folgen den poetisch-surrealen Träumen, lassen uns von den erotischen Wünschen selbst verführen, um dann umso brutaler auf dem Boden der Realität zu landen. Das Spiel von Fiktion und Fakten ist gerade deshalb so gelungen, weil sich hinter vordergründigem Tabubruch reale Trauer verbirgt. -R J Poole

Paul. Mein großer Bruder

Håkan Lindquist

Taschenbuch

Untiefen der Lust (BadGuys)

Poppy Z Brite

Taschenbuch

Eine Wohnung mitten in der Stadt

Stephan Niederwieser

Gebundene Ausgabe

Die ideale Sommerlektüre, mit Witz, sprachlicher Intensität und schnörkelloser Direktheit. Ein Roman direkt aus dem Leben gegriffen: Bernhard und Edvard, verheiratet, leben in ihrer gemeinsamen Wohnung. Bernhard ist Lehrer, zurückhaltend, sensibel, ernsthaft. Edvard betreibt einen Laden, ist Hausmann, kreativ, unterhaltsam, ist der Soziale und Lebhafte. Sie haben ihren Bekanntenkreis, die schwule Clique, ihr Alltagsleben. Und Bernhard und Edvard haben eine Tochter. Zwar keine leibliche, aber ein kleines, vier Jahre altes, freches Mädchen, auf das sie aufpassen. Hannah, so heißt der kleine Quälgeist und Herzensbrecher, mag ihre beiden " Onkels" und Ersatzväter, denn ihre Mutter Kim managt eine Modellagentur und ist viel unterwegs. Das beschauliche Leben von Bernhard und Edvard gerät aus den Fugen, als mehrere Ereignisse zusammenkommen. Bernhards Mutter, Lydia, kommt zu Besuch. Der Kontakt zwischen Bernhard und seinen Eltern war stets gespannt: Schuldzuweisungen, Vorwürfe - bekannte Familienprobleme. Der zweite " Unruhefaktor" heißt Malvyn. Ein aus Simbabwe kommender, genial gut aussehender junger Mann, charmant, intelligent und Edvards Neffe. Nicht nur, dass alle scharf auf Malvyn sind, nein, der junge Mann wurde von seiner Mutter zu Edvard und Bernhard nach Deutschland geschickt, weil sie Malvyns Schwulsein bemerkte. Stephan Niederwiesers Stil überzeugt wie immer. Die Ereignisse werden wechselnd aus der Sicht der Protagonisten beschrieben: Bernhard, Edvard, Lydia und Malvyn sind die Erzähler. Doch vier Menschen erleben dieselben Ereignisse unterschiedlich. Da gibt es die komischen Momente, wenn Bernhard und Edvard ihre Poppersflasche suchen und Lydia schildert, dass sie ein kleines übel riechendes Fläschchen beim Putzen des Kühlschranks gefunden und weggeworfen habe. Und es gibt ergreifende Momente, wie Lydia in den letzten Minuten ihres Lebens im Krankenhaus auf dem Totenbett ihr Leben und das ihres Sohnes, ihren Einblick in die schwule Welt, ihren Wandel von Werten, wie Familie, Ehe und Beziehung Revue passieren lässt und alle Figuren des Romans in diese Betrachtung mit einbindet. Definitiv einer der Sommerromane, die man sich nicht entgehen lassen sollte! -Martin Kilgus