Wege zur Weisheit - oder was lehrt uns die antike PhilosophiePierre Hadot
Gebundene Ausgabe
Die Wege zur Weisheit haben so ihre Tücken. Vor allem kommt man auf ihnen nie ans Ziel - dachten zumindest die alten Griechen. Ein Weiser hat es nicht mehr nötig zu philosophieren. Ein Philosoph aber ist sich - wie Sokrates - seines Nichtwissens bewußt. Gerade dieser empfundene Mangel an Weisheit wird zum Antrieb, nach Weisheit zu streben, sie zu begehren, sich ihr aber immer nur, Schritt für Schritt, annähern zu können. Die großen Denker des antiken Griechenland dachten jedoch - wie Pierre Hadot eindrücklich schildert - nicht nur über die Weisheit am Ende des Weges nach. Im Marschgepäck hatten sie nicht bloß Intellekt und theoretischen Diskurs, sondern durchaus auch Praktisches: alltägliche Lebenskunst, konkrete Anweisungen und Übungen, die untrennbar mit dem Philosophieren einhergingen. Natürlich gab es nicht eine einheitliche antike Philosophie, sondern verschiedene, durchaus konkurrierende Schulen. Ob man nun den Lehren Platons oder Aristoteles' folgte, ob man sich den Epikureern, Skeptikern, Stoikern oder Kynikern anschloß: Die Wahl einer philosophischen Schule war eine existentielle Entscheidung, die zugleich immer die Wahl einer bestimmten Lebensweise bedeutete. Diese praktische, lebensweltliche Seite der Philosophie ist durch das Zusammentreffen mit dem christlichen Denken leider ziemlich verkümmert . Und Pierre Hadot möchte mit seinem interessanten Buch auch den Kathederstaub, der sich auf unserer akademischen Philosophie in den Jahrhunderten angesammelt hat, etwas wegpusten und an die faszinierend lebendigen und alles andere als theorie- grauen Anfänge unserer Philosophie erinnern: Als man sich nach der Weisheit sehnte wie nach einer fernen Geliebten und Philosophieren weit mehr war als eine lebensfremde Gedankenspielerei. < I>-Christian Stahl
|