Tempelberg und Klagemauer: Die Rolle der biblischen Stätten im Nahost-KonfliktAmy Dockser Marcus
Taschenbuch
Die alttestamentarische Geschichte des Nahen Ostens belastet bestimmte Stätten der Region mit einer enormen religiösen Symbolkraft. Deren politische Instrumentalisierung verstellt häufig den Blick auf die Erkenntnisse, die die archäologische Forschung von dieser Geschichte zu geben vermag. Und auch die Archäologie selbst kann sich nicht immer von der Macht der Überlieferung befreien. Von Israel über Jordanien bis Ägypten - überall werden bestimmte, naturgemäß jeweils andere Fragestellungen der biblischen Geschichte systematisch ausgeblendet oder aber in den Vordergrund gerückt. Schon aus diesem Grund muss das Buch eine eindeutige Antwort auf die Frage schuldig bleiben, inwieweit die Bibel mit den Ergebnissen der archäologischen Forschung übereinstimmt. Längst noch nicht geklärt ist etwa die politisch brisante Frage, ob das israelitische Volk ursprünglich aus Palästina stammt, oder ob es dorthin eingewandert ist. Einige junge israelische Forscher zweifeln zudem daran, dass, wie bislang angenommen, das israelitische Reich im zehnten Jahrhundert weit über die Grenzen des historischen Palästina hinausgereicht habe. Hierfür, so argumentieren sie, fänden sich in Jerusalem viel zu wenig bauliche Überreste. Dass solche Thesen heute politisch erheblichen Zündstoff bergen, bedarf kaum der Erwähnung. Und gerade weil im Streit zwischen Israel und den Palästinensern jede Seite auf historisch fragwürdige Rechte pocht, ist es wichtig die historische Faktizität von Rechtfertigungsgründen auch aus archäologischer Perspektive auf den Prüfstand zu stellen. Amy Dockser Marcus, von 1981 bis 1998 Nahostkorrespondentin des < I> Wall Street Journal in Tel Aviv, ist - wohl weil sie sich die Materie selbst als Laie hat erschließen müssen - eine auch für Nichtfachleute gut nachvollziehbare, wenngleich manchmal etwas sprunghaft zwischen Bibelzitaten, Forschungsbericht und Interviewpassagen wechselnde Darstellung der äußerst komplexen biblisch-archäologischen Zusammenhänge gelungen. -Andreas Vierecke
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