Als sei es erst gestern geschehen: Jüdische Schicksale aus Schermbeck 1930-1997Marga L Randall
Taschenbuch
Aus dem Vorwort von Ignatz Bubis: Eine wichtige Mission im Land
Marga Randall gehört zu den nicht allzu zahlreichen noch lebenden jüdischen Frauen in der Welt, die in den dreißiger Jahren noch als Mädchen aus einer behüteten Kindheit brutal herausgerissen wurden, dem Holocaust dann knapp entkommen, in den Vereinigten Staaten ein neues Leben aufbauen, erst spät wieder Kraft und Gelegenheit zu einem ersten Besuch in Deutschland finden konnten, um dann immer wiederzukommen, obwohl schreckliche Erinnerungen geblieben sind - als sei es erst gestern geschehen.
Diese wiederholte besuchsweise Rückkehr in die alte Heimat war auch bei der Autorin möglich geworden, weil sie sich durch alte Freundschaften wie durch die neue deutsche Generation dazu ermutigt fühlte, um nach und nach dann sogar mit der alten deutschen Generation ins Gespräch zu kommen, was sich für alle Seiten als lehrreich erwies.
Marga Randalls Erfahrungen führten nach und nach nicht nur dazu, die Geschichte ihrer eigenen Familie zu rekonstruieren, sondern schließlich auch überhaupt daran zu denken, ihre Überlebensgeschichte aufzuschreiben, die wie jede jüdische Überlebensgeschichte immer auch Geschichten vom Nichtüberleben enthält, hier wie so oft von geliebten nahen Verwandten.
Dass die Autorin schon vorher mit ihren Besuchen überhaupt und mit allen ihren damit verbundenen Vorträgen und Gesprächen sowie jetzt mit ihrer eindrucksvollen Schrift tatsächlich eine wichtige Mission in Deutschland erfüllt, verdient auch Dank von jüdischer Seite, weil an keinem Ort in Deutschland und Europa über das Geschehen der Schóah jemals Gras wachsen darf.
Marga Randalls Mission ist aber auch deshalb so wichtig, weil mit Augenzeugen und Augenzeugenberichten vielleicht besonders gut versucht werden kann, aus den Geschichten der Geschichte zu lernen, insbesondere im Bewusstsein, dass es schon bald keine Zeitzeugen mehr geben wird.
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