Der Papst. Johannes Paul II.: Drama und GeheimnisJan Roß
Gebundene Ausgabe
Ein nichtkatholischer < I> Zeit-Redakteur lobt Papst Johannes Paul I I. in den Himmel und begründet dies originell und nachvollziehbar: Wie ein kleines Wunder wirkt Jan Roß' Buch über den Papst. Zumal die meisten liberalen Medien Johannes Paul I I. ' Konservativismus in ethischen wie dogmatischen Fragen kritisieren. Roß befreit seine Leser vom Schubladendenken. " Dies ist kein Buch über die Wahrheit, sondern über Größe": Mit diesem programmatischen Satz eröffnet er seine ungewöhnliche Hommage an den Papst, den "größten unter den führenden Männern unserer Zeit". Seit dem Fall des Ostblocks, an dem Johannes Paul I I. maßgeblich mitgewirkt habe, sei der Papst "der letzte unüberhörbare Kapitalismuskritiker überhaupt", denn "bis zum Überdruss" prangere er "den Materialismus der Konsumgesellschaft und die Verwechslung der Freiheit mit rücksichtsloser Selbstverwirklichung" an. < P> In bester Querdenker-Tradition schlägt Roß seinen Lesern vor, die Reizthemen aus ungewohntem Blickwinkel zu betrachten. Mit dem Widerstand gegen die künstliche Empfängnisverhütung wirke Johannes Paul I I. auch gegen die "ständige sexuelle Verfügbarkeit der Frau durch die Pille". " Dritte-Welt-Aktivisten" würden dem Papst für dessen Protest gegen globale Geburtenkontrolle applaudieren, schließlich verhindere sie den "westlichen Imperialismus" der Bevölkerungsplanung. Mit seiner glühenden Marienverehrung setze Johannes Paul I I. bewusst das weibliche Prinzip gegen "die Gefahr eines Petrus-Absolutismus". < P> Spannend geschrieben und mit vielen Geschichten garniert lässt Roß das Leben Karol Wojtylas von der Wiege bis in den Petersdom Revue passieren und legt damit ein biografisches Fundament für das Verständnis des Papstes. Freilich treibt Roß' Papst-Bewunderung auch zu Formulierungen, die jede Distanz vermissen lassen. Etwa, wenn er Johannes Paul I I. als positives Gegenbild zu Dostojewskis Großinquisitor darstellt. Oder wenn Roß dem " Funktionärsgewimmel protestantischer Synoden" und den Gremien der deutschen Katholiken "weniger urchristliches Feuer" unterstellt als dem "vermeintlich erstarrtem, autoritären, lebensfernen Papst". Am Ende bleibt nur eine Frage offen: Was hält einen nichtkatholischen Redakteur wie Jan Roß eigentlich davon ab, sich dem Papst als Katholik unterzuordnen? < I>-Uwe Birnstein
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