We'll Keep A Welcome (The Welsh Album)Audio CD
Im vergangenen Jahr erfreute uns Michala Petri auf ihrer Zauberflöte mit Melodien aus der skandinavischen Heimat, und auch Kiri te Kanawa, zur Hälfte eine Maori, brachte Volkstümliches von Zuhause zu Gehör. Nun ist Bryn Terfel an der Reihe, uns in seine Heimat und an die Stätten seiner Kindheit zu führen: Mit weit ausgebreiteten Armen empfängt er die Hörer stolz und freudestrahlend auf einer ausklappbaren Seite im Booklet dieser C D, im Hintergrund erstreckt sich eine walisische Landschaft. < P> Bedauerlicherweise ist von der ursprünglichen Musik der Waliser nicht sehr viel übrig geblieben, denn ihre Kultur wurde, wie die zahlloser anderer Minderheiten, in vergangenen Zeiten zerschlagen und erst im 18. und 19. Jahrhundert wieder rekonstruiert und neu begründet. Daher sind die originalsprachlichen Liedertexte wohl das Exotischste auf dieser C D; die Melodien ähneln mit ihrer Pentatonik und ihren Synkopen denjenigen englischer Volkslieder (wobei Ursache und Wirkung zu untersuchen wären). Auch die Tradition des Männerchorgesangs stammt in der hier vertretenen Form aus der Zeit des kulturellen Wiederauflebens, nicht aus ferner Vergangenheit. < P> Die Arrangements, auf Alben dieser Art oft ein heikler Punkt, sind im vorliegenden Fall bewusst schlicht gehalten. Sie verwenden zwar das Instrumentarium des modernen Symphonieorchesters, gehen aber mit harmonischen und klanglichen Effekten sehr sparsam um und zeichnen sich - so der Booklettext - "eher durch Aufrichtigkeit als durch äußere Finesse" aus. Wir hören Bryn Terfel mal mit und mal ohne Männerchor, begleitet entweder vom großen Orchester mit schnarrender Trommel und scheppernden Becken oder von unterschiedlichen kammermusikalischen Besetzungen. Die Schlichtheit der Sätze ist gleichzeitig Chance und Schwachpunkt des Albums: Die einfachen Lieder sollen nicht übertüncht und verfälscht werden - das ehrt die Produzenten und ist bemerkenswert bescheiden. Andererseits kommt der Anachronismus dennoch zwangsläufig zum Vorschein: Bryn Terfel ist kein Barde, sondern ein Opernsänger, und eine moderne Oboe oder ein Flügel sind keine volkstümlichen Instrumente. Wie tragfähig kann das eigentlich lobenswerte Konzept also sein? Neben vielen reizvollen Momenten enthält die C D auch gewisse Längen; nicht immer springt die große Begeisterung der Mitwirkenden wirklich auf den Hörer über. < I>-Michael Wersin
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