Orphans - Brawlers, Bawlers & BastardsAudio CD
Schon lange hatte Tom Waits eine Box mit Raritäten aus seinen Archiven angekündigt; der Titel stand seit Jahren fest: < I> Orphans, " Waisenkinder" - Songs, die auf weit verstreuten Compilations, vergriffenen Soundtracks oder kaum aufzutrebenden Tributalben veröffentlicht waren, Songs, die er für andere Musiker geschrieben hatte oder schlichtweg wie Brotkrümel vom Tisch gefallen und weggekehrt waren. In Fankreisen kursierten Listen mit den möglichen Tracks, man rätselte herum, Journalisten foppte der Meister der Erzählkunst mit haarsträubenden Geschichten über das Material. Er habe eigentlich kein richtiges Archiv, das meiste sei verloren gegangen, manches habe er sich zusammenkaufen müssen, von Russen und anderen seltsamen Figuren, undsoweiter. Nun hat der Mythenerfinder das Zwielicht gelüftet und eine Box mit einem üppig ausgestatteten Buch und 56 Tracks auf drei C Ds zusammengetragen, die er ganz entgegen seiner Masche fein säuberlich sortiert hat. Man trennt ja ! den Müll, könnte Waits behaupten. In der Abteilung " Brawlers" treffen sich die Rock'n' Roller, Blues und Boogiemänner, für " Bawlers" bündelte der Barde seine Folks und Balladen, und " Bastards" ist den Experimenten, Gedichten und schrägsten Werken gewidmet, die der Kalifornier auftreiben konnte. Dabei hat Waits manches Material neu eingespielt oder um zusätzliche Instrumente ergänzt, er hat eigene Stücke wie das Leadbelly-Motiv " Fannin' Street", welches er einst für John Hammond schrieb, interpretiert oder Songs anderer Autoren gecoveret, darunter Kurt Weill, Jack Kerouac und David Johnston. Und mit " Road To Peace" gibt Waits ein aktuelles Statement zum Krieg im Mittleren Osten ab. Ein Raritätenkabinett? Alles andere als das. < I> - Uli Lemke
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