Du, mein Licht in dunkler Nacht

Ein Liebesroman von Peter Althammer

Kapitel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
Die Festnahme

Karl war nun an der Grenze zu Frankreich angekommen und reihte sich in die wartende Fahrzeugschlange ein.
»Ha, habe ich es dieser Schlampe ordentlich besorgt. Bis sie dieses Miststück finden, wenn überhaupt, ist sie längst verfault. Soll einer sagen, dass ich kein Naturfreund bin. Diese Schlampe gibt doch einen guten Dünger ab. Keine Frau verlässt mich, ohne dafür bestraft zu werden. Das habe ich mir selbst geschworen.«, sagte er im Selbstgespräch.
Es verging eine Weile bis Karl an der Reihe war. Er fuhr an und stoppte genau neben dem Grenzbeamten. Da ihm diese Prozedur längst bekannt war, holte er unaufgefordert seinen Pass aus seiner Innentasche der Jacke und übergab ihn dem Grenzbeamten. Selbst als dieser mit seinem Ausweis ins Führhäuschen hineinging, fühlte sich Karl sicher und gab sogar ein Pfeifständchen zu seinem Besten. Was Karl zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, ist, dass längst nach ihm von den Behörten in Deutschland und Frankreich gefahndet wurde.
Eigentlich wurde er, in Anführungsstrichen, nur wegen Entführung gesucht, nun dürfte mit Sicherheit auch noch Mordversuch hinzukommen.
Langsam kamen, und diesmal nicht alleine, zwei weitere Beamte hinzu. Der eine ging von hinten um das Auto herum, auf die andere Seite des Wagens und einer verstärkte jenen welchen, dem Karl seinen Pass übergab. Um keinen sonderlichen Verdacht zu erregen, forderte einer der Beamten, dass er den Kofferraum öffnen solle.
»Man, heute seit ihr aber gewissenhaft.«, sagte Karl und dachte sich immer noch nichts dabei. Doch als er ausstieg und seinen rechten Fuß in Richtung des hinteren Teils des Fahrzeugs setzte, erfolgte blitzschnell der Zugriff der Beamten. Von da an begriff Karl, dass etwas schief gegangen sein musste. Er ergab sich ohne weitere Gegenwehr und heulte wie ein kleines Baby. Sein Plan ging nicht auf. Seine grenzenlose Eifersucht trieb ihn für viele Jahre hinter Gitter. Nun hatte er viel Zeit um über sein menschenverachtendes Tun intensiv nachzudenken. Zusammengekauert saß er nun in einer vorläufigen, drei Quadratmeter großen Arrestzelle an der Grenze fest. Dort wird er solange einsitzen, bis er von den zuständigen Behörden in Empfang genommen wird.

*


Wieder im Krankenhaus: Drei Stunden saßen nun Herr und Frau Roiger und die Haushälterin Claudia im Wartebereich des Krankenhauses. Schließlich kam der Herr Professor höchstpersönlich zu Herrn und Frau Roiger, um Bericht zu erstatten.
»Frau und Herr Roiger, sie können beruhigt sein. Körperlich geht es ihrer Tochter den Umständen entsprechend gut. Bei den psychischen Problemen würde ich ihnen raten, sich an einen dafür zuständigen Psychiater zu wenden.«, gab er zu verstehen.
»Was, Herr Professor, hat er ihr nur angetan.«, fragte Johnny besorgt.
»Nun, die Körperverletzungen, die ihr angetan wurden, sehen schlimmer aus als sie wirklich sind. Was aber nicht heißen soll, dass sie nicht ernst genommen werden dürfen. Sie hat am ganzen Körper Prellungen und Abschürfungen, zum Teil sehr tiefe Schnitte, die wir mit ein paar Stichen nähen mussten. Außerdem hat sie sehr viel Blut verloren, was zu einem Schockzustand führen könnte. Zudem wurde sie vergewaltigt. Wir haben Verletzungen an ihren Schamlippen festgestellt. Einen Abstrich haben wir bei ihr auch gemacht, was natürlich gesetzlich vorgeschrieben ist. Sie wird jedenfalls ein paar Tage hier bleiben müssen. Alleine für die Versorgung der Wunden. Wir wollen doch einer Blutvergiftung zuvorkommen, nicht wahr.«, sagte der Herr Professor.
»Dürfen wir zu ihr?«, fragte Frau Roiger.
»Wir haben ihr ein sehr starkes Beruhigungsmittel verabreicht, weshalb sie jetzt schläft, aber es spricht durchaus nichts dagegen. Wenn es möglich ist, sollten sie sie schlafen lassen. So, das wäre im Augenblick alles. Haben sie sonst noch an mich Fragen?«, fragte er.
»Nein, Herr Professor, haben sie vielen Dank.«, sagte Frau Roiger. Anschließend reichten sich alle die Hände und gingen in das Zimmer von Sheila. Da lag sie nun, eingekrümmt wie ein Baby, völlig entstellt an Körper, Geist und Seele. Als Johnny sie so liegen sah, brach er fast zusammen. Er begann, sich Vorwürfe zu machen.
Er hätte sie mehr bedrängen müssen, bei ihm zu bleiben und gemeinsam mit ihm ihr Leben, wie sie zu ihm sagte, neu zu ordnen. Dann wäre er mit Sicherheit bei ihr, zumindest in ihrer Nähe gewesen, um sie zu beschützen. Er sprach es nicht laut aus, vielmehr übermannte ihn diese Gedankenflut, die ihn nun quälte. Es existierte für ihn in diesem Augenblick keine Nacht und kein Tag, alles verschwamm in einer Art Dämmerung. Er kämpfte mit seinen Tränen. Dann küsste er sie so sanft es nur irgend möglich war auf ihre rechte geschwollene Wange. Dann wurde sie, zwar noch etwas benommen, wach und sah in Johnnys verzweifeltes Gesicht.
»Mein Johnny, mein schöner Johnny. Du hast mich also gefunden, ja. Ich konnte dich in meinen Träumen fühlen.«, sagte sie mit leise zitternder Stimme, während ihr Tränen von den Wangen liefen.
»Nicht nur ich habe dich gefunden, mein Engel. Dein Vater war dabei.«, sagte er und trat etwas zurück.
»Geh nicht weg Johnny, bleib bei mir.«, flehte sie ihn an.
»Ich gehe doch nicht weg, Liebes. Keine Angst, ich bleibe.«, versicherte er ihr.
Als Sheila ihren Vater das erste Mal in ihrem Leben weinen sah, brach ihr fast das Herz entzwei. Das erste Mal spürte sie die Liebe, nach der sie sich in ihre ganze Kindheit so sehr gesehnt hatte. Und auch ihre Mutter konnte sich nicht verstellen. Und als sie ihre Claudia sah, bedurfte es keinerlei Worte mehr.
»Hört mir genau zu, ihr müsst euch vor Karl in Acht nehmen. Er ist zu allem Fähig. Er sagte mir, bevor er mich dort liegen ließ, dass er schon morgen nach mir sehen wollte. Wenn er also morgen dort hin kommt und sieht, dass ich nicht da bin, dann wird er sich an euch rächen wollen. Er kann immerhin eins und eins zusammenrechnen und vermutet, dass ich hier im Krankenhaus bin.«, sagte sie ängstlich.
»Keine Sorge, der wird dich nicht mehr anrühren. Ich werde dir noch heute Nacht ein paar Wachmänner vorbeischicken.«, sagte ihr Papa.
»Ich bin auch noch hier. Ich gehe hier nicht weg, Herr Roiger.«, beruhigte Johnny. Und Sheila lächelte, als sie das von Johnny hörte.
Eine zeitlang blieben sie noch schweigsam bei ihr. Das Leben musste natürlich weitergehen und Sheila wusste dies und musste sie, bis auf Johnny, nach Hause schicken. Der Hausherr hatte natürlich seinen Geschäftspartnern gegenüber Verpflichtungen zu erfüllen und die Hausherrin eben die ihren. Und Claudia musste natürlich rasch ins Bett, denn in vier Stunden war für sie die Nacht vorbei. Das Haus, das ständig gepflegt werden wollte, duldete keinerlei Vernachlässigungen. Gerade als sie sich verabschiedet hatten, bekam der Hausherr einen Anruf auf sein Handy. Was er da zu hören bekam, stimmte ihn dermaßen freudig, dass er beinahe einen Freudensprung machte.
»Hört mal alle her. Gerade hab ich einen Anruf vom Bürgermeister höchst persönlich bekommen. Karl wurde vor etwa drei Stunden an der Grenze zu Frankreich festgenommen.«, sagte er vor Freude, dann gingen sie wieder nach Hause.
»Na, Liebes. Hast du das gehört? Sie haben ihn an der Grenze geschnappt.«, sagte Claudia.
»Das Gefängnis wird ihn auch nur eine zeitlang beschützen können. Denn wenn der Tag kommt, an dem er entlassen wird, werde ich vor ihm stehen und dann gibt es für ihn keine Hilfe mehr. Ich werde ihn ungespitzt in den Boden rammen. Dieses Mal hat er keine wehrlose Frau vor sich, dieses Mal wird ein Mann vor ihm stehen.«
»Johnny, jetzt hör mir mal gut zu. Ich weiß, dass ich einige Fehler, was unsere neue Beziehung angeht, gemacht habe. Ich hätte dich nie so lange alleine lassen dürfen. Das, mein Liebling, weiß ich jetzt. Ich weiß jetzt, dass ich mein Leben auch mit dir in Ordnung bringen kann. Ich wollte dir kein Bündel neurotischer Komplexe präsentieren. Ich wollte für dich perfekt sein. Darum versprich mir, nein, du musst es mir schwören, dass du ihn nicht dafür bestrafen wirst. Denn ich könnte mit diesem Wissen, was du mit Karl nach seiner Entlassung tun würdest, nicht Leben. Auch wenn er zwanzig Jahre bekommen sollte. Für mich bliebe fortan nur noch die Angst um dich und für dich bliebe nur noch deine Rache. Für uns beide und unsere gemeinsame Zukunft, wäre das kein Leben. Wir beide haben uns ein bisschen Liebe und Geborgenheit verdient, meinst du nicht auch, mein Schatz? Schwöre es mir bitte, schwöre es mir.«, bat sie ihn immer und immer wieder. Er sah ihr tief in die Augen und ihm war klar, dass wenn er nicht schwören würde, er sie gänzlich verlieren könnte. Und er schwor ihr auf alles was ihm heilig war. Denn seine, ja ihre gemeinsame Liebe, war ihm wichtiger als seine Rache.



 Kapitel 20
© 2008 by Peter Althammer

Sollten Sie als Verlag Interesse an einer Veröffentlichung in Buchform haben, nehmen Sie bitte Verbindung auf:
 Kurze Vita des Autors, Kontakt

Reiseberichte mit Fotos, Interessantes und Kurioses aus aller Welt:
 www.panoptikum.net