|
Du, mein Licht in dunkler Nacht
Ein Liebesroman von Peter Althammer
|
Die Festnahme
Karl war nun an der Grenze zu Frankreich angekommen und
reihte sich in die wartende Fahrzeugschlange ein.
»Ha, habe ich es dieser Schlampe ordentlich
besorgt. Bis sie dieses Miststück finden, wenn überhaupt,
ist sie längst verfault. Soll einer sagen, dass ich kein
Naturfreund bin. Diese Schlampe gibt doch einen guten Dünger ab.
Keine Frau verlässt mich, ohne dafür bestraft zu werden. Das
habe ich mir selbst geschworen.«, sagte er im Selbstgespräch.
Es verging eine Weile bis Karl an der Reihe war. Er fuhr an und
stoppte genau neben dem Grenzbeamten. Da ihm diese Prozedur längst
bekannt war, holte er unaufgefordert seinen Pass aus seiner
Innentasche der Jacke und übergab ihn dem Grenzbeamten. Selbst
als dieser mit seinem Ausweis ins Führhäuschen hineinging,
fühlte sich Karl sicher und gab sogar ein Pfeifständchen zu
seinem Besten. Was Karl zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, ist, dass
längst nach ihm von den Behörten in Deutschland und
Frankreich gefahndet wurde.
Eigentlich wurde er, in Anführungsstrichen, nur
wegen Entführung gesucht, nun dürfte mit Sicherheit auch
noch Mordversuch hinzukommen.
Langsam kamen, und diesmal nicht alleine, zwei weitere
Beamte hinzu. Der eine ging von hinten um das Auto herum, auf die
andere Seite des Wagens und einer verstärkte jenen welchen, dem
Karl seinen Pass übergab. Um keinen sonderlichen Verdacht zu
erregen, forderte einer der Beamten, dass er den Kofferraum öffnen
solle.
»Man, heute seit ihr aber gewissenhaft.«,
sagte Karl und dachte sich immer noch nichts dabei. Doch als er
ausstieg und seinen rechten Fuß in Richtung des hinteren Teils
des Fahrzeugs setzte, erfolgte blitzschnell der Zugriff der
Beamten. Von da an begriff Karl, dass etwas schief gegangen sein
musste. Er ergab sich ohne weitere Gegenwehr und heulte wie ein
kleines Baby. Sein Plan ging nicht auf. Seine grenzenlose Eifersucht
trieb ihn für viele Jahre hinter Gitter. Nun hatte er viel Zeit
um über sein menschenverachtendes Tun intensiv nachzudenken.
Zusammengekauert saß er nun in einer vorläufigen, drei
Quadratmeter großen Arrestzelle an der Grenze fest. Dort wird
er solange einsitzen, bis er von den zuständigen Behörden
in Empfang genommen wird.
*
Wieder im Krankenhaus: Drei Stunden saßen nun Herr
und Frau Roiger und die Haushälterin Claudia im Wartebereich des
Krankenhauses. Schließlich kam der Herr Professor
höchstpersönlich zu Herrn und Frau Roiger, um Bericht zu
erstatten.
»Frau und Herr Roiger, sie können beruhigt
sein. Körperlich geht es ihrer Tochter den Umständen entsprechend gut. Bei
den psychischen Problemen würde ich ihnen raten, sich an einen
dafür zuständigen Psychiater zu wenden.«, gab er zu
verstehen.
»Was, Herr Professor, hat er ihr nur angetan.«,
fragte Johnny besorgt.
»Nun, die Körperverletzungen, die ihr angetan
wurden, sehen schlimmer aus als sie wirklich sind. Was aber nicht
heißen soll, dass sie nicht ernst genommen werden dürfen.
Sie hat am ganzen Körper Prellungen und Abschürfungen, zum
Teil sehr tiefe Schnitte, die wir mit ein paar Stichen nähen
mussten. Außerdem hat sie sehr viel Blut verloren, was zu einem
Schockzustand führen könnte. Zudem wurde sie vergewaltigt.
Wir haben Verletzungen an ihren Schamlippen festgestellt. Einen
Abstrich haben wir bei ihr auch gemacht, was natürlich
gesetzlich vorgeschrieben ist. Sie wird jedenfalls ein paar Tage hier
bleiben müssen. Alleine für die Versorgung der Wunden. Wir
wollen doch einer Blutvergiftung zuvorkommen, nicht wahr.«,
sagte der Herr Professor.
»Dürfen wir zu ihr?«, fragte Frau Roiger.
»Wir haben ihr ein sehr starkes Beruhigungsmittel
verabreicht, weshalb sie jetzt schläft, aber es spricht durchaus
nichts dagegen. Wenn es möglich ist, sollten sie sie schlafen
lassen. So, das wäre im Augenblick alles. Haben sie sonst noch an
mich Fragen?«, fragte er.
»Nein, Herr Professor, haben sie vielen Dank.«,
sagte Frau Roiger. Anschließend reichten sich alle die Hände
und gingen in das Zimmer von Sheila. Da lag sie nun, eingekrümmt
wie ein Baby, völlig entstellt an Körper, Geist und Seele.
Als Johnny sie so liegen sah, brach er fast zusammen. Er begann, sich
Vorwürfe zu machen.
Er hätte sie mehr bedrängen müssen, bei
ihm zu bleiben und gemeinsam mit ihm ihr Leben, wie sie zu ihm sagte,
neu zu ordnen. Dann wäre er mit Sicherheit bei ihr, zumindest in
ihrer Nähe gewesen, um sie zu beschützen. Er sprach es
nicht laut aus, vielmehr übermannte ihn diese Gedankenflut, die
ihn nun quälte. Es existierte für ihn in diesem Augenblick
keine Nacht und kein Tag, alles verschwamm in einer Art Dämmerung.
Er kämpfte mit seinen Tränen. Dann küsste er sie so
sanft es nur irgend möglich war auf ihre rechte geschwollene
Wange. Dann wurde sie, zwar noch etwas benommen, wach und sah in
Johnnys verzweifeltes Gesicht.
»Mein Johnny, mein schöner Johnny. Du hast
mich also gefunden, ja. Ich konnte dich in meinen Träumen
fühlen.«, sagte sie mit leise zitternder Stimme, während
ihr Tränen von den Wangen liefen.
»Nicht nur ich habe dich gefunden, mein Engel.
Dein Vater war dabei.«, sagte er und trat etwas zurück.
»Geh nicht weg Johnny, bleib bei mir.«,
flehte sie ihn an.
»Ich gehe doch nicht weg, Liebes. Keine Angst, ich
bleibe.«, versicherte er ihr.
Als Sheila ihren Vater das erste Mal in ihrem Leben
weinen sah, brach ihr fast das Herz entzwei. Das erste Mal spürte
sie die Liebe, nach der sie sich in ihre ganze Kindheit so sehr
gesehnt hatte. Und auch ihre Mutter konnte sich nicht verstellen. Und
als sie ihre Claudia sah, bedurfte es keinerlei Worte mehr.
»Hört mir genau zu, ihr müsst euch vor
Karl in Acht nehmen. Er ist zu allem Fähig. Er sagte mir, bevor
er mich dort liegen ließ, dass er schon morgen nach mir sehen
wollte. Wenn er also morgen dort hin kommt und sieht, dass ich nicht da
bin, dann wird er sich an euch rächen wollen. Er kann immerhin
eins und eins zusammenrechnen und vermutet, dass ich hier im
Krankenhaus bin.«, sagte sie ängstlich.
»Keine Sorge, der wird dich nicht mehr anrühren.
Ich werde dir noch heute Nacht ein paar Wachmänner
vorbeischicken.«, sagte ihr Papa.
»Ich bin auch noch hier. Ich gehe hier nicht weg,
Herr Roiger.«, beruhigte Johnny. Und Sheila lächelte, als
sie das von Johnny hörte.
Eine zeitlang blieben sie noch schweigsam bei ihr. Das
Leben musste natürlich weitergehen und Sheila wusste dies und
musste sie, bis auf Johnny, nach Hause schicken. Der Hausherr hatte
natürlich seinen Geschäftspartnern gegenüber
Verpflichtungen zu erfüllen und die Hausherrin eben die ihren.
Und Claudia musste natürlich rasch ins Bett, denn in vier
Stunden war für sie die Nacht vorbei. Das Haus, das ständig
gepflegt werden wollte, duldete keinerlei Vernachlässigungen.
Gerade als sie sich verabschiedet hatten, bekam der Hausherr einen
Anruf auf sein Handy. Was er da zu hören bekam, stimmte ihn
dermaßen freudig, dass er beinahe einen Freudensprung machte.
»Hört mal alle her. Gerade hab ich einen
Anruf vom Bürgermeister höchst persönlich bekommen.
Karl wurde vor etwa drei Stunden an der Grenze zu Frankreich
festgenommen.«, sagte er vor Freude, dann gingen sie wieder
nach Hause.
»Na, Liebes. Hast du das gehört? Sie haben
ihn an der Grenze geschnappt.«, sagte Claudia.
»Das Gefängnis wird ihn auch nur eine
zeitlang beschützen können. Denn wenn der Tag kommt, an dem
er entlassen wird, werde ich vor ihm stehen und dann gibt es für
ihn keine Hilfe mehr. Ich werde ihn ungespitzt in den Boden rammen.
Dieses Mal hat er keine wehrlose Frau vor sich, dieses Mal wird ein
Mann vor ihm stehen.«
»Johnny, jetzt hör mir mal gut zu. Ich weiß,
dass ich einige Fehler, was unsere neue Beziehung angeht, gemacht
habe. Ich hätte dich nie so lange alleine lassen dürfen.
Das, mein Liebling, weiß ich jetzt. Ich weiß jetzt, dass ich mein Leben
auch mit dir in Ordnung bringen kann. Ich wollte dir kein Bündel
neurotischer Komplexe präsentieren. Ich wollte für dich
perfekt sein. Darum versprich mir, nein, du musst es mir schwören,
dass du ihn nicht dafür bestrafen wirst. Denn ich könnte
mit diesem Wissen, was du mit Karl nach seiner Entlassung tun
würdest, nicht Leben. Auch wenn er zwanzig Jahre bekommen
sollte. Für mich bliebe fortan nur noch die Angst um dich und
für dich bliebe nur noch deine Rache. Für uns beide und
unsere gemeinsame Zukunft, wäre das kein Leben. Wir beide haben
uns ein bisschen Liebe und Geborgenheit verdient, meinst du nicht
auch, mein Schatz? Schwöre es mir bitte, schwöre es mir.«,
bat sie ihn immer und immer wieder. Er sah ihr tief in die Augen und
ihm war klar, dass wenn er nicht schwören würde, er sie
gänzlich verlieren könnte. Und er schwor ihr auf alles was
ihm heilig war. Denn seine, ja ihre gemeinsame Liebe, war ihm
wichtiger als seine Rache.
Kapitel 20
© 2008 by Peter Althammer
|
Sollten Sie als Verlag Interesse an einer Veröffentlichung in Buchform haben,
nehmen Sie bitte Verbindung auf:
Kurze Vita des Autors, Kontakt
Reiseberichte mit Fotos, Interessantes und Kurioses aus aller Welt:
www.panoptikum.net
|