Du, mein Licht in dunkler Nacht

Ein Liebesroman von Peter Althammer

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Die Genesung

Fast eine Woche später:
Sheila hatte sich im Krankenhaus sehr gut erholt und konnte deshalb schon nach vier Tagen entlassen werden. Die körperlichen Wunden, die ihr zugefügt wurden, heilten sehr rasch ab. Doch seelisch sah es nicht sehr gut in ihr aus. Zudem kam noch eine Depression hinzu. Auf besonderen Wunsch ihrer Eltern hin, blieb sie bis zu ihrer vollständigen Genesung auf dem Familienanwesen. Sie und Johnny beabsichtigten, nach dieser Zeit eine gemeinsame Wohnung hier in Stuttgart zu mieten. Dies hatte für beide Seiten enorme Vorteile. Sheila konnte ihre Eltern viel öfter besuchen kommen und das gleiche galt natürlich auch für Johnny. Jonny wurde eine besondere Behandlung zuteil, denn bis Sheila wieder gesund war, wurde er höchstpersönlich von ihren Eltern, was natürlich Sheila und vor allem Claudia wunderte, auf dem herrschaftlichen Anwesen eingeladen. Die Herrschaften hatten bisher eine altmodische Ansicht, was das Übernachten mit Sheila, ihrer Tochter, in ihrem Anwesen anging. Zum Beispiel konnte Karl zwar auf Besuch kommen, musste jedoch, wenn der Abend hereinbrach, ins Hotel gehen. Ob Sheila ihm folgte oder nicht, oblag in ihrem Ermessen. Johnny bekam das Gästezimmer exakt gegenüber von Sheilas Zimmer im linken Flügel. So brauchte er nur ein paar Schritte zu gehen, um Sheila sehen zu können. Ein Tag nach dem anderen verging für die beiden wie im Fluge. Johnny und Claudia, ja selbst die Hausherrin persönlich, scharwenzelten ständig um Sheila herum und lasen ihr jeden Wunsch von den Lippen ab. Der Hauseigene Leibarzt, der ganz in der Nähe vom Anwesen eines von den Herrschaften gestelltes Häuschen bewohnte, ordnete noch zusätzlich zirka zwei Wochen Bettruhe an. Jedoch begriff Claudia sehr schnell, dass dieser Wunsch eigentlich die Einflüsterung bzw. das Siegel der Hausherrin trug.
Johnny verbrachte fast den gesamten Tag an Sheilas Bett. Er las ihr viele Geschichten aus des Hausherrn Bibliothek vor. Sie alberten herum und es verging keine Stunde, in der sie sich nicht küssten. Sie bat ihn darum und er konnte nicht nein sagen. Er war glücklich, mit ihr zusammen sein zu dürfen. Und es gab Momente, wo Johnny sie etwas aufheitern konnte und ihr immer öfter ein Lächeln entlocken konnte. Zudem studierten beide stundenlang sämtliche Zeitungen nach einer geeigneten Mietwohnung, die sie sich von einem der Dienstmädchen im örtlichen Kiosk besorgen ließen. Die Projekt- und Anwaltskanzlei, die ihr der langjährige Freund und Makler der Familie, Johann Schmidt, in Aussicht stellte, verwarf sie nicht. In einem langen Gespräch hatte Johnny nichts dagegen, wenn sich Sheila beruflich entfalten würde. Im Gegenteil, er begrüßte es sogar.
Johnnys Kopf lag auf Sheilas Schoß, wo er eingeschlafen war. Sie strich mit ihren Fingern der linken Hand durch sein sehr kurzes Haar. Sanft begann sie, seine Schläfen zu massieren. Er wurde wach und sah sie an.
Wie schön du doch bist, mein Engel. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder ohne dich sein kann.«, sagte er und küsste ihre rechte Hand.
Sie sah ihn an, doch irgendwie anders als sonst. Was ihn natürlich etwas irritierte.
»Was, was ist, Sheila?«, fragte er ganz verlegen geworden.
»Du wirst ja richtig rot im Gesicht. Wie putzig.«, sagte sie und schmunzelte lieblich. Einen Augenblick lang, könnte sie ihre große Liebe, sprichwörtlich auffressen. Sie liebte ihn abgöttisch. Er hatte ihr das Leben gerettet und sie wusste, dass er ihr Flehen, während sie in dieser dunklen Nacht an dem Baum gefesselt war, irgendwie empfing. Sie begriff, dass er ihr Licht war und in gewisser Weise eine Art Seelenverwandtschaft zwischen ihnen bestehen musste.


*


Mimmi wusste von all dem vergangenem Geschehen nichts. Sie saß, im vollen Eifer, Sir Peter von Pfefferberg im Kartenspiel gegenüber. Dieses Mal stand es gut für Mimmi und Sir Peter sollte in diesem Pokerspiel das Nachsehen haben. Was Mimmi natürlich aufs Äußerste entzückte.
»Meine liebste Freundin, sie haben, wenn ich es mir erlauben darf zu bemerken, heute ein glückliches Händchen, nicht wahr?«, deutete er. Seine Gedanken jedoch waren von Missgunst geprägt, was aber seine Liebe zu ihr nicht im entferntesten schmälerte. Im Gegenteil, es fachte seine Leidenschaft zu ihr noch weiter an.
»Und ich, mein Lieber, darf noch hinzufügen, dass ich im Besitz von einem Gesamtwert an Chips, von insgesamt sechs Euro und vierundzwanzig Cent bin. Und was sagt ihnen das, Sir Peter von Pfefferberg?«, fragte sie ihren Mitstreiter.
»Nun, meine Liebe, wenn Sie das verlorene Spiel am letzten Wochenende andeuten, ja, dann muss ich zu meinem größten Bedauern feststellen, dass sie sich mit zwei Euro und vierundzwanzig Cent in absoluter Führung befinden.«, stellte er fest.
Mimmi sah Sir Peter heute mit einem sonderbaren Blick an, was ihrem Freund natürlich nicht entgangen war.
»Peter, weist du, wir sind irgendwie alle Gefangene der Liebe, mehr oder weniger. Und weißt du noch etwas? Diejenigen welche, die es begriffen haben, leiden am meisten darunter. Trotz alledem ist immer etwas Verbleibendes in der Vergänglichkeit. Peter, ich wünsche, nicht mehr leiden zu müssen. Du warst mir stets ein guter und langjähriger Freund. Und ein noch ehrbarerer Gentleman dazu. Doch, ach was soll es, komm her und küss mich endlich, du alter Dummkopf.«, forderte Mimmi, und Sir Peter hielt nichts mehr auf seinem Stuhl.
Sie stand auf und sie küssten sich so zärtlich, dass dieser Kuss niemals eine Sünde hätte sein können.
Nach all diesen Jahren waren die beiden noch immer in sich verliebt. Klar, es war eine eigene Art von Liebe, die mit der eines jungen Paares nicht zu vergleichen war und sie trotzdem aneinander brachte. Dennoch, für die beiden war es die wahre Liebe. Nach dem die beiden Turteltauben ihren Hormonspiegel wieder etwas reguliert hatten, gingen die beiden wieder in ihren alten Trott über und begannen ein neues Spiel.



 Kapitel 21
© 2008 by Peter Althammer

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