Wilhelm Busch: Leben und WerkMichaela Diers
Taschenbuch
Den Umschlag der von Michaela Diers rechtzeitig zum 100. Todestag Wilhelm Buschs am 9. Januar 2008 vorgelegten, wunderschön bebilderten Biografie ziert das Bild eines mürrischen Miesgrams. Und tatsächlich: Obwohl der Mann mit dem Rauschebart, der mit seinen gereimten Bildergeschichten als Pionier des Comics gelten kann, so viel Heiterkeit verbreitete, ist er tatsächlich wohl ein solcher gewesen. Einer, der sein zweifellos großes Talent nicht sonderlich schätzte und seine eigentlichen künstlerischen Ambitionen als gescheitert ansah. Als Maler, der er eigentlich hatte werden wollen, hat Busch den Geist seiner Zeit ohne Zweifel wohl tatsächlich nicht recht getroffen. Umso mehr tat er dies mit seinen bitterbösen, in Bild und Reim gefassten Geschichten um die beiden Lausbuben Max und Moritz. Doch auch die wollte zunächst niemand haben: Als er sie dem Dresdener Verleger Heinrich Richter anbot, der freilich zuvor mit anderen Busch-Geschichten einen Verlust eingefahren hatte, winkte der nur ab. Und dies, obwohl Busch sogar auf ein Honorar verzichtet hätte. Und so gingen die Rechte für die seinerzeit schon recht erkleckliche Summe von 1000 Gulden an Caspar Braun, der damit trotzdem ein Wahnsinnsgeschäft machte. Anstatt die Geschichten, wie von Busch selbst angeregt, nach und nach in den von ihm verlegten "Fliegenden Blättern" zu publizieren, machte Braun ein Buch daraus. Und das verkaufte sich seit 1865 in zahlreichen Auflagen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Für Braun das Geschäft seines Lebens. Und Busch hatte sein Genre gefunden mit diesen und zahlreichen weiteren Bildergeschichten, darunter Die fromme Helene, Hans Huckebein, Fipps der Affe, Plisch und Plum oder Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter. Michaela Diers' Biografie ist eine angemessene Würdigung des Mannes und eines Werks, über das man auch heute noch herzhaft lachen kann - vorausgesetzt, man vermag dem Autor nachzusehen, dass sein Humor gemessen an heutigen Ansprüchen weder politisch noch pädagogisch als "korrekt" bezeichnet werden kann. - Andreas Vierecke, Literaturanzeiger.de
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