Germanistik und Politik: Schweizer Literaturwissenschaft in der Zeit des NationalsozialismusJulian Schütt
Sondereinband
Die Schweizer Germanistik boomte nach 1945. Emil Staigers geschichtsabstinente und apolitische " Stilkritik" avancierte zur führenden Interpretationsmethode im deutschsprachigen Raum; ebenso löste Walter Muschgs " Tragische Literaturgeschichte" Debatten aus. Was aber tat sich zuvor auf dem literaturwissenschaftlichen Feld? Wie verhielten sich die professionellen Interpreten des deutschen Geisteslebens, als im Dritten Reich Bücher verbrannt und Fachkollegen vertrieben wurden?
Die Schweizer Literaturwissenschaftler verteidigten ein fachliches Schongebiet, das zwischen die Fronten, in eine Pufferzone zwischen nationalsozialistischer Kulturpolitik, antifaschistischer Exilliteratur und zunehmend germanophob gestimmter einheimischer Bevölkerung geriet.
Der Propaganda-Apparat des Dritten Reiches durfte bis 1937 verschiedentlich auf die Mitarbeit der Literaturprofessoren Emil Ermatinger, Robert Faesi und Gottfried Bohnenblust zählen. Auch Emil Staigers Karriereverlauf war eng mit der N S-Epoche verzahnt. Ganz anders der Basler Ordinarius Walter Muschg: Er setzte sich unermüdlich für die verfemten Autoren Döblin, Jahnn und Barlach ein. Und die beiden jüdischen Berner Literaturprofessoren Fritz Strich und Jonas Fränkel? Strich verstummte, Fränkel wurde zum Verstummen gebracht.
Die vorliegende Studie arbeitet erstmals umfassend die Geschichte der Schweizer Literaturwissenschaft in der Zeit des Nationalsozialismus auf.
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