In göttlicher MissionGeiko Müller-Fahrenholz, Geiko Müller- Fahrenholz
Taschenbuch
Der religiöse Fundamentalismus ist für die Vereinigten Staaten von Amerika zu einem ernst zu nehmenden Problem geworden. Dabei steht mittlerweile längst nicht mehr der antiamerikanisch-islamistische Dschihadismus oder sonst irgendein pseudo-religiöser Anti-Amerikanismus im Fokus der Gegenwartsanalyse besorgter Publizisten. Dieses Thema ist sozusagen (im großen Ganzen) "durch". Nun treten immer häufiger solche Autoren an die Öffentlichkeit, die den christlichen Fundamentalismus in den USA selbst als eine Gefahr für das Land und für den Weltfrieden ausgemacht haben. Namentlich verkörpert sehen viele diese Gefahr in der Gestalt des US-Präsidenten und bekennenden Baptisten George W. Bush. Nicht nur "Anti-Amerikaner" äußern sich in diesem Sinne, auch Autoren, die sich selbst als amerikanische "Patrioten" verstehen, machen sich angesichts der brachialen Erlösungsrhethorik ihres Präsidenten große Sorgen und beklagen, dass die US-Regierung selbst zur größten Bedrohung für Amerika zu werden drohe. Neben Noam Chomsky, von dem man solcherlei gewohnt ist, hat sich auch Norman Mailer in seinem wütenden (gleichwohl lesenswerten) Essay Amerikas Kreuzzug und in zahlreichen Interviews in diesem Sinne geäußert. Auch in Europa werden die Stimmen zahlreicher, denen der amerikanische Christianismus Sorge bereitet. Mit Geiko Müller-Fahrenholz, der selbst längere Zeit in den USA gelebt und das vorliegende Buch seinen Freunden dort gewidmet hat, meldet sich nun auch ein deutscher Theologe zu Wort. Er geißelt die sich "in göttlicher Mission" wähnende Politik des George W. Bush mit scharfen Worten als gefährlichen Messianismus. Dies tut auch Eugen Drewermann, der dem Kollegen gleich ein 14-seitiges Vorwort spendiert hat, das die Ausführungen von Müller-Fahrenholz an Deutlichkeit noch übertrifft: "Man merke", schreibt Drewermann dort an einer Stelle: "Solange im Kampf um Macht und Einfluss den USA jedes, wirklich jedes Mittel recht ist, und sei es noch so verbrecherisch, verlogen, grausam und gemein, ist "God's own country" Menschlichkeit und Freiheitsliebe nicht anders zu glauben als den Vertretern von McDonald's ihre Liebe zu Rindern und ihre Sorge um den Hunger in der Welt." Bei Müller-Fahrenholz selbst klingt die - deshalb nicht weniger bestimmte - Kritik zum Glück nur selten so brachial, wenngleich am Ende auch er über das Ziel hinausschießt, wenn er, nachdem er seine Hoffnung Ausdruck verliehen hat, der nächste oder übernächste Präsident möge Amerika wieder auf den rechten Kurs bringen, hinzufügt: "Amerika ist eine Last geworden, die die Erde auf Dauer nicht erträgt." Doch solcherlei Totschlagsrhethorik ist überflüssig und tut dem Buch nicht gut, aus dem man ansonsten manches Erhellende über die religiösen Wurzeln politischer Vermessenheit in den USA erfährt. -Andreas Vierecke
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