Klavierwelten: Faszination eines InstrumentsGebundene Ausgabe
Zwischen edlem Bildband und werbewirksamer Hochglanzbroschüre bewegt sich dieses großformatige Buch über die Firma Carl Bechstein und ihre Klavierinstrumente. Beim ersten Durchblättern bleibt daher die Begeisterung etwas gedämpft, da der Promotion-Anteil des Produkts unübersehbar ist. Es lohnt sich aber, dranzubleiben: Liest man sich erstmal in die einzelnen Artikel und Interviews ein, lässt auch ein tiefer gehendes Angesprochensein nicht lang auf sich warten. < P> Interessant und spannend ist beispielsweise Norbert Elys Aufsatz über die Geschichte der Mitte des 19. Jahrhunderts in Berlin gegründeten Klavierfabrik: Mit großer Zielstrebigkeit erwarb sich Carl Bechstein schnell einen hervorragenden Ruf, weil er in einer Zeit, die den anspruchsvollen Virtuosen nicht allzu viele wirklich brillante Instrumente bieten konnte, mit dem nötigen Know-how nebst guten Ideen und handwerklichem Können zur Stelle war. Vor diesem Hintergrund eines berechtigten Stolzes verzeiht man dem Unternehmen auch die ganzseitigen Flügel- und Klavierfotografien, die insgesamt doch nur einen geringen Teil des Bandes ausmachen. < P> Anregend sind außerdem die zahlreichen Interviews mit Prominenten aus dem kulturellen Bereich, darunter Künstler wie der Dirigent Herbert Blomstedt und der Pianist András Schiff, aber auch die Intendanten Joachim Sartorius und Franz Xaver Ohnesorg: Sie und einige andere gewähren Einblicke in ihre Arbeit und ihr Kulturverständnis. Gewinn bringend ergänzt wird dieses Buch rund ums ( Bechstein-) Klavier durch einen Artikel des Musikwissenschaftlers Peter Rummenhöller über die Geschichte des Hammerklaviers - jenes Instrument also, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Cembalo abzulösen begann und sich schließlich zu unserem modernen Flügel entwickelte. Eine Erfolgsstory, in der sich Ansprüche der Künstler und innovative Ideen des Handwerks stets ergänzten und gegenseitig befruchteten. < I>-Michael Wersin
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