WorkTaschenbuch
Die erotischen Männerakte des spätberufenen Fotografen Ed Freeman wirken wie ein Kaleidoskop schwuler Typologie, ein Manifest für die Multikulturalität von Gay Pride. Seine teilweise am Computer bearbeiteten Bilder gehen das klassische Repertoire schwuler Erotikfantasien durch: vom muskulösen Bergsteiger, knackigen Jeansboy und badenden Adonis über den mannhaften Fremdenlegionär, den indianischen Ethno-Folkloristen bis zu den drahtigen Balletttänzern und athletischen Sprintern. Manche Fotos wirken in ihrer perfekten Glattheit wie Werbeaufnahmen, z. B. für Speedo, andere eher wie camp-artige Parodien auf Werbung, so eine schwule Variante des Marlboro-Cowboys. Überhaupt lassen sich in vielen der Kompositionen Zitate finden: Die arkadischen Bildhintergründe erinnern an Pierre & Gilles, die Wüstenimpression an Priscilla - Queen of the Desert, der Military-Man an Tom of Finland, der Bauarbeiter an Village People, der schwarze Männerakt an Robert Mapplethorpe. < P> Am besten gefallen mir die Paaraufnahmen, die vom Ausdruck zwischen romantisierender Zärtlichkeit und kraftvoller Kumpelei, zwischen Ringen und Paartanz oszillieren. Hier kommen Freemans Licht- und Schattenspiele auf nackter Haut besonders gut zur Geltung, sei es bei den teilweise mit Farbfiltern versehenen Schwarzweissfotos mit gestochen scharfer Oberflächenstruktur oder in den farbig grobgerasterten, gewollt unscharfen Darstellungen von ineinander verschlungenen Leibern. Nirgends jedoch wirken Freemans Fotos pornografisch, selbst der gestellte Sexualakt wirkt wie ein Understatement. Dieses Gefühl kühler Distanz rührt von der extremen Stilisierung wie auch den klassizistischen Posen. Die Models schauen selten und schon gar nicht provokativ in die Kamera, rau ist höchstens das Mauerwerk, an das sich der elegante Männerkörper kontemplativ-elegisch lehnt. Am wenigsten allerdings gefallen mir die leicht faschistoid anmutenden Fotos, in denen nackte, gestählte Körper mit überdimensionalen Werkzeugen wie Schläuchen oder Vierkantschlüsseln attribuiert sind. Schön hingegen jene Fotos, die sich im Bereich des nicht ganz Irdischen bewegen: in der Luft suspendierte Körper, eine Hermes-Darstellung, ein schwarzer Engel. < I>-R J Poole
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