Der verratene SportWerner W. Franke, Udo Ludwig
Gebundene Ausgabe
Der Sport ist seit jeher Arena für große Dramen: gefeierte Sieger, tragische Verlierer, verbissene Wettkämpfe. Mit den Dopingfällen, an die sich das geneigte Publikum langsam gewöhnt hat, hat die Dramatik sogar noch zugenommen. Die Fallhöhe mancher Heroen ist beträchtlich, wie man am einst gefeierten Volkshelden Jan Ulrich sehen kann. Der verratene Sport erzählt die Geschichten solcher gefallener Helden. Wie zum Beispiel der tiefe Fall des goldenen Leichtathletikstars Marion Jones. Oder wie eben jenes Jan Ulrich, dem man immer sein unglaubliches Naturtalent bescheinigte und der am Ende doch nur ein weiteres Rädchen im Dopingsystem war. Diesem System halten Arzt und Doping-Aufklärer Werner Franke und Journalist Udo Ludwig schonungslos einen Spiegel vor: Es geht um Dopingnetzwerke und ihr perfides Funktionieren, um die Verantwortung der Hintermänner und die halbherzigen Gegenmaßnahmen der Sportfunktionäre. Das Fazit der beiden Autoren ist hart, aber nachvollziehbar: " Der Sport, so wie er heute betrieben wird, ist am Ende angelangt. " Das System müsste von Grund auf saniert werden. Ob und vor allem wie der verratene Sport noch zu retten wäre, damit beschäftigt sich das letzte Kapitel dieses lesenswerten Buches, inklusive eines "15-Punkte-Rettungskatalogs für einen dopingfreien Sport". Der Leser ist dankbar für die klaren Worte, die er bei so mancher Sportberichterstattung im Fernsehen lange vermisst hat. Dankbar auch für die komplexen Zusammenhänge und Hintergründe, die Franke und Ludwig aufzeigen. Das einzige, was vielleicht noch stärker betont werden müsste in der ganzen Dopingdiskussion: die Mitschuld des Publikums. Weil wir doch alle nach wie vor der Faszination erliegen und nicht genug bekommen können: von Höchstleistungen, Rekorden und strahlenden Siegern. Auch hier müsste sich auf dem Weg zu einem Sport ohne Doping noch einiges ändern. < I>-Christian Stahl
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