Bramble BriarAudio CD
In den ersten zwanzig Jahren seiner Profikarriere hat sich Martin Simpson vor allem als Bewahrer britischer Tontraditionen einen Namen gemacht. Als Solist, als Mitglied von Steeleye Span und der Albion Band sowie Begleiter der Sängerin June Tabor verwaltete er geschichtsbewusst den Nachlass seiner Vorfahren auf der Insel. Nachdem der Mann aus dem nordenglischen Scunthorpe dann die Amerikanerin Jessica Radcliffe geheiratet hatte und Ende der 80er-Jahre in deren Heimat übergesiedelt war, erweiterte er sein Stilspektrum allerdings um Country- und Blues-Elemente. Die Alben Cool & Unusual, < I> Smoke & Mirrors und When I Was On Horseback legen Zeugnis ab davon. < P> Nach zwölf Jahren in " God's own country" kehrt Simpson nun ins Vaterland zurück, musikalisch jedenfalls. Auf der schönen Soloplatte < I> The Bramble Briar besinnt er sich in zwölf Traditionals aus grauer Vorzeit, einem vertonten Poem ( Rudyard Kiplings " The Four Angels") und zwei Kompositionen jüngeren Datums auf das keltische und britische Erbe. Dabei kommt er über weite Strecken mit einem überaus spartanischen Sound-Setting im Alleingang aus. Nur ganz sporadisch helfen Gäste wie Akkordeonspieler Chris Parkinson, Cellist Barry Phillips und Gitarrist Martin Carthy (bekannt unter anderem von Fairport Convention) aus. Ansonsten beschränkt sich Martin Simpson auf seine rauchige Stimme und eine Akustikgitarre. Die freilich musiziert er so virtuos in kunstfertig notierten Arrangements, dass er damit ein komplettes Orchester ersetzen kann. Zu diesem versierten Saitenspiel erzählt der Brite Geschichten vom Fern- und Heimweh der Matrosen, vom Leben der Dienstmägde Anno dunnemals und von der Macht, die das biblische Wort einst hatte. Doch obwohl sich die Songtexte um altertümliche Themen drehen, tönt Mr. Simpson niemals antiquiert. Denn er versteht es, zum Kern der überlieferten Weisen vorzudringen, zu jenen Wahrheiten nämlich, die ewig gültig sind. Gelungene One-Man-Show! < I>- Harald Kepler
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