Master and EveryoneAudio CD
Das Leben ist wie Slalomlaufen: Die einen nehmen die Strecke selbstbewusst in Angriff, umkurven die Hindernisse und erreichen stets das Ziel. Andere bleiben an jedem Strang hängen oder fliegen ganz heraus. Will Oldham alias Bonnie ' Prince' Billy ist zwar kein Verlierer, eher der Typ, der laufend nachdenklich stehen bleibt. War das grandiose B P B-Debüt I See A Darkness noch rabenschwarzer Sadcore-Folk, so kam Licht in den Nachfolger Ease Down The Road. Zwischendurch sang Oldham seinen Song " I See A Darkness" im Duett mit Johnny Cash auf dessen Meisterwerk Solitary Man. Der introvertierte Singer/ Songwriter hätte diese Zusammenarbeit ausnutzen können, um seine Popularität zu steigern. Und was macht der Mann, von dem jedes Stück wie eine Katharsis klingt: Er lehnt Interview-Wünsche weiterhin kategorisch ab, hält sich mit Konzerten zurück und zeigt sich verschlossen. Auf < I> Master And Everyone verkriecht sich Oldham noch mehr in seinen Kokon. Das ist die konsequente Haltung eines Anti-Popstars. Fans lieben ihn natürlich trotzdem. Genau wie seine Songs, die direkt, mystisch oder fiktional sein können. Diesmal aber sind sie vor allem sehr, sehr ruhig und intim, dazu spartanisch arrangiert. Nur wenige Musiker wurden zu den Aufnahmen von < I> Master And Everyone eingeladen: Mark Nevers, William Tyler und Tony Crow von Lambchop, die Sängerin Marty Slayton sowie Bruder Paul Oldham. Akustik-Gitarren dominieren die zehn Tracks, ein Cello taucht manchmal auf und die Keyboards leisten höchstens flankierende Sounds. So zieht einem das Album beim Hören sanft die Beine weg und wurde passend im Winter veröffentlicht, als seien die Tage nicht schon grau genug. < I>-Sven Niechziol
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