Dezember NachtAudio CD
Diese Frau vermag zu verblüffen: " Andrea Berg -mehr Erfolg als Pink Floyd und die Beatles" lautete einst die erstaunliche Schlagzeile, als sich ihre " Best-Of"-C D eine Woche länger in den deutschen Charts hielt, als anno dazumal das legendäre Pink Floyd-Album < I> Wish You Were Here und das rote Album < I>1962-1966 der Beatles! Donnerwetter! Warum die Sängerin jetzt allerdings laut Info auf ihrer Homepage im Einkaufszentrum von Henstedt/ Ulzburg Autogramme geben muss, verwundert ebenso, wie die -für Kinder ausdrücklich nicht zu Nachahmung empfohlene- Orthographie im Titel ihrer aktuelle Vorweihnachts-C D < I> Dezember Nacht. Andrea Berg ist eben immer gut für eine Überraschung. Anstatt sich weihnachtlich als Posaunenengel im rustikal-biederen Ambiente des Musikantenstadl zu geben, räkelt sie sich offenherzig auf einem ledernen Sitzmöbel eines verschwiegenen Hinterzimmers im Stil von " Eyes Wide Shut", jenem Film von Stanley Kubrick, der sich ebenfalls um die Freuden der Vorweihnachtszeit dreht, wenn auch auf etwas andere Art. Glamour und Festlichkeit soll die C D < I> Dezember Nacht verströmen. Das ist gelungen. Die Wahl des Philharmonic Sound Orchestra war zweifellos eine kluge. Produzent, Komponist und Arrangeur Eugen Römer verfolgte damit die Absicht, Balance zu halten zwischen Andrea Bergs Musikalität und ihrem attraktiven Äußeren. Auf < I> Dezember Nacht gelingt ihr das Kunststück, weihnachtliche Romantik aus Lebkuchenduft, Schneegestöber und leuchtender Kinderaugen mit der Welt der Triebe und Liebe zu verbinden, ohne dabei rot zu werden. Kein Kunststück für eine gestandene Frau, die einst ihre Bühnenausrüstung selbst im L K W herumfuhr und parallel dazu auf einer Intensivstation arbeitete. Den traditionellen Teil ihres Albums bilden " Heidschi Bumbeidschi", " Es ist ein Ros' entsprungen", " Stille Nacht, heilige Nacht", " Süßer die Glocken nie klingen", " Leise rieselt der Schnee" und natürlich " Oh Tannenbaum", allesamt Weihnachtslieder, die sich durch angenehm dezente Arrangements auszeichnen und glücklicherweise auf den Einsatz von Schlagzeug und Rhythmusgruppe vollständig verzichten. Sie lassen sich durchaus als Ermutigung verstehen, wieder einmal selbst zu singen. Im Vergleich zu diesen " Klassikern" offenbart sich allerdings die musikalische Schlichtheit der restlichen sieben Eigenkompositionen aus dem Hause Römer-Berg rechts schnell. Vielleicht können ja Schmachtfetzen wie " Die Spuren sind längst geschmolzen" oder " Nur dann hab ich gelebt" Anlass bieten, für ein gelungenes Familien-Karaoke an kalten Winterabenden. Ein Versuch wäre es allemal wert! - < I> Andreas Schultz
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