Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen.Kevin J. Anderson, James D. Robinson, Alan Moore, Kevin O'Neill
Taschenbuch
Alan Moore ist zweifellos der Kultautor der angloamerikanischen Comic-Szene. Von der progressiven Horrorserie bis zur Superheldenparodie hat er gezeigt, dass er die ganze Bandbreite des Mediums beherrscht. Nach V wie Vendetta und From Hell sorgte er hier zu Lande mit The League of Extraordinary Gentlemen für Furore. Hollywood hat daraus eine aufwändige Filmproduktion gemacht, und rechtzeitig zum Kinostart ist auch der Roman zu diesem Großereignis erschienen. Für Regisseur wie Autor stellen vor allem die Hauptfiguren eine Herausforderung dar. Moore hat sich ausgiebig bei den Popmythen der Weltliteratur bedient: Die Liga besteht aus Tom Sawyer, Dr. Jekyll/Mr. Hyde, Mina Harker (aus Bram Stokers Dracula), Dorian Gray, Kapitän Nemo, Allan Quatermain und dem "Unsichtbaren". Kinozuschauer wie Leser haben natürlich ihre eigenen Vorstellungen von diesen Figuren, Vorstellungen, von denen sie sich lösen müssen, um ihren Spaß an dieser Abenteuergeschichte zu haben. Für den Film wurde die komplexe Handlung der Comic-Serie deutlich vereinfacht und abgeändert: Der geheimnisvolle "M" versammelt eine Gruppe legendärer Helden, um den Ausbruch des ersten Weltkrieges zu verhindern. Erhalten blieb die Atmosphäre der viktorianischen Zeit, der schier unglaubliche Fortschrittsoptimismus jener Jahre. Erhalten blieb auch ein Großteil der zündenden Dialoge - kein Wunder, dass es zwischen so unterschiedlichen Protagonisten zu Missverständnissen und Eifersüchteleien kommt. Der Roman zum Film geht inhaltlich ein ganzes Stück über die Leinwandfassung hinaus. Kevin J. Anderson hat sich die Mühe gemacht, fehlende Passagen aus dem Comic zu übernehmen und damit Hintergrundinformationen zu liefern, die der Film so nicht bietet. Natürlich konnte es ihm nicht gelingen, die Faszination der mit großem tricktechnischen Aufwand geschaffenen Bilderflut in Worte zu fassen, und auch die Dialoge des Buches sind oft allzu hölzern. Insgesamt geht der Roman jedoch weniger Kompromisse ein als die Verfilmung und kann als gelungene Ergänzung zur Liga-Mythologie gelesen werden. -Helge Basler
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