West-Arbeit des MfS: Das Zusammenspiel von "Aufklärung" und "Abwehr"Hubertus Knabe
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Die West-Arbeit des Mf S ging weit über die "klassische" nachrichtendienstliche Tätigkeit hinaus. Die Stasi begnügte sich nicht mit der "passiven Beschaffung von Informationen" und einer "intensiven Wirtschafts- und Technologiespionage". Vielmehr ging es ihr um die gezielte Nutzung der gewonnenen Informationen zur "aktiven Einflussnahme auf die Politik des Westens" und zur " Abwehr" der inneren und äußeren Bedrohung. < P> Darunter verstand das Mf S die Bekämpfung von allem, was dem S E D-Regime gefährlich werden konnte: von Flucht und Ausreise, von politischer Kritik und von unkontrollierten deutsch-deutschen Kontakten. Aber auch die aktive " Zersetzung" von " S E D-feindlichen Personen und Einrichtungen im Westen" und die Vorbereitung von Sabotage- und Terroraktionen gehörten dazu. < P> Zu diesem Zweck hatte die Stasi ein dichtes Netz geheimer Mitarbeiter über die Bundesrepublik geworfen. Bis zu 30. 000 Bundesbürger standen nach Schätzungen der Berliner Gauck-Behörde im Sold des Mielke-Ministeriums, und seine Spitzel waren in alle gesellschaftlichen Bereiche eingedrungen: in Parteien und Gewerkschaften ebenso wie in Wirtschaft, Kultur und Medien oder in die Studenten- und Friedensbewegung. < P> Hubertus Knabes Studie über die Machenschaften der Stasi liegt in zwei, einander ergänzenden Fassungen vor. Während Die West-Arbeit des Mf S insbesondere die organisatorischen Strukturen der West-Arbeit akribisch darstellt, enthält Die unterwanderte Republik eine Vielzahl an Fallbeispielen, die die Einmischung des D D R-Geheimdienstes in die bundesdeutsche Innenpolitik belegen. < P> Zwar muß die Geschichte der Bundesrepublik nicht neu geschrieben werden, aber bedeutende Aspekte erscheinen unter der bislang vernachlässigten Dimension der Stasi-Anbindung in einem neuen Licht. Die wissenschaftliche Aufarbeitung dieses brisanten Kapitels deutscher Geschichte steht erst am Anfang, und auch für die nächsten Jahre sind noch einige aufsehenerregende Enthüllungen zu erwarten. < I>-Stephan Fingerle
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