Erzwungene Reue . Vergangenheitsbewältigung und Kriegsschulddiskussion in Japan 1952-1998 (Studien zur Zeitgeschichte)Volker Fuhrt
B, Broschiert
Seit Anfang der 1980er Jahre werden Japans Beziehungen zu den ostasiatischen Nachbarn immer wieder durch die ambivalente Haltung Tokyos zur eigenen Vergangenheit belastet. Bis dahin hatte Japan im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland seine Beziehungen zur Außenwelt nach dem 1945 gescheiterten Versuch der territorialen Expansion durch Eroberungskriege und Kolonialherrschaft weitgehend ohne selbstkritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit aufbauen können.
Revisionistische Äußerungen japanischer Poltiker sorgten wiederholt für wütende Proteste in den Nachbarstaaten, in der Frage der ehemaligen Zwangsprostituierten wurde Japan in internationalen Menschenrechtsforen an den Pranger gestellt, die Schulbuchpolitik des Monbushô wird in China und Südkorea immer noch kritisch beobachtet. Japan ist durch seine jahrelange Politik der Beschönigung seiner Vergangenheit zur Zielscheibe staatlicher und nicht-staatlicher Druckausübung geworden.
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Die vorliegende Arbeit möchte die kurz angerissenen Ergebnisse und Anregungen der gaiatsu-Studien für eine Analyse der Bewältigungsstrategien der japanischen Politik gegenüber den asiatischen Nachbarn nutzen, wobei die beiden vor 1945 am stärksten von Japans militaristischem Expansionsdrang betroffenen Länder China und Korea besondere Berücksichtigung finden. Im Bewußtsein, daß Auseinandersetzungen über Kriegsschuld und Kriegsverbrechen häufig in unproduktive, weil diffus moralisierende Diskussionen ausarten, wird Bewältigung der Vergangenheit hier im wesentlichen eingegrenzt als Erfüllung der politischen Verantwortung Japans gegenüber den asiatischen Staaten für Aggressionskrieg und Kolonialherrschaft.
Weiter soll untersucht werden, welche Akteure der Kriegsschulddiskussion aufgrund welcher Motivation bzw. Einflüsse den Aspekt der Verantwortung gegenüber Asien in den Diskurs eingebracht und Versuche unternommen haben, diesen Aspekt auf die politische Tagesordnung zu bringen.
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