Stille NachtProf. Gebhard Henke, Ingrida Bendzuk, Raoul Grass, Carl-Friedrich Koschnick, Stefan Arndt, Klaus Chatten, Monika Bauert, Prof. Martin Steyer, Martin Schmassmann, Dani Levy, Prof. Dr. Andreas Schreitmüller, Rolf Schmid
DVD
1995 auf dem Höhepunkt des Booms deutscher Beziehungskomödien entstanden, ist Dani Levys < I> Stille Nacht eine bemerkenswerte und ziemlich mutige Flucht nach vorne. Levy war von Anfang an ein Außenseiter unter den jungen Regisseuren des neueren deutschen Films. Sein Kino wirkte immer urbaner und internationaler als das seiner Konkurrenten und Weggefährten. Ob seine Filme nun in New York oder wie hier in Berlin und Paris spielen, eines ist ihnen gemeinsam: Sie durchbrechen die Enge und Provinzialität, die selbst noch die meisten heimischen Großstadtproduktionen kennzeichnet. Aber < I> Stille Nacht präsentiert nicht nur seine Schauplätze aus einem anderen, viel faszinierenderen Blickwinkel, auch die Liebe hat hier eine ganz andere, viel radikalere Bedeutung als in den wohltemperierten und unglaublich harmlosen Erfolgskomödien dieser Zeit. < P> Dani Levy hat bei < I> Stille Nacht keinerlei Kompromisse gemacht; er hat vielmehr die Extreme gesucht - auf formaler Ebene wie in der Arbeit mit seinen Darstellern. Maria Schrader, Mark Schlichter und Jürgen Vogel spielen Julia, Christian und Frank, drei haltlose Charaktere um die 30, die sich in einer zerstörerischen Dreiecksbeziehung verfangen haben. Dabei gehen die drei jungen Stars bis zum Äußersten. Sie rennen und schreien, lieben und leiden, flirten und toben mit einer Inbrunst, wie man sie aus dem deutschen Kino kaum kennt. Manchmal muss man fast an die Filme Andrzej Zulawskis denken, in denen Liebe immer auch Exzess bedeutet. Die Rückhaltlosigkeit, mit der sich Maria Schrader, Mark Schlichter und Jürgen Vogel in ihre Rollen stürzen, ist nicht frei von Manierismen und Übertreibungen, aber gerade in ihnen liegt eine Lebendigkeit, die den Zuschauer mit ungeheurer Wucht packt. < P> Zu sehen, wie sich Julia, Christian und Frank gegenseitig attackieren und manipulieren, wie sie sich beschimpfen und zugleich um Liebe betteln, grenzt an eine beinahe körperliche Erfahrung. Die Energie, die Rastlosigkeit, die sie treibt, fängt Dani Levy auch filmisch ein. Obwohl < I> Stille Nacht letztlich ein Kammerspiel ist, das sich weitgehend auf zwei Orte, eine Wohnung in Berlin und ein Hotelzimmer in Paris, beschränkt, besitzt es eine beispiellose Dynamik. Mit den Mitteln des Thrillers und des Film Noir verwandelt Levy sein Liebes- und Eifersuchtsdrama in einen Trip in die Abgründe des menschlichen Verlangens. < I>-Sascha Westphal
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