Die neue Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker: Nach der Ausgabe von 1744Giambattista Vico
Taschenbuch
Anfang des 18. Jahrhunderts fasst der Sohn eines neapolitanischen Buchhändlers den Plan, den Glauben der französischen Aufklärung an einen notwendigen Fortschritt zu zerstören. Lebenslang wird Giambattista Vico an seiner Darstellung der Weltgeschichte arbeiten, die eben nicht das Vergangene als das Barbarische disqualifiziert und die Zukunft mit Fortschritt gleichsetzt, sondern die Historie nach dem Muster von Aufstieg und Verfall, "corsi" und "ricorsi", beschreiben will. In insgesamt drei Fassungen wird schließlich < I> Die neue Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker" zwischen 1725 und 1744 erscheinen. < P> Vicos Zeitgenossen indes bleibt die " Nuova Scienza" unbekannt. Es wird bis zum Ende des 19. Jahrhunderts dauern, als Benedetto Croce Vicos Schriften wieder zu einer Renaissance verhilft. Ganz im Banne des deutschen Historismus steht auch jene Übersetzung, die der seinerzeit noch vollkommen unbekannte Romanist Erich Auerbach 1924 anfertigt. < P> Auerbachs Übersetzung ist dem Leser jetzt wieder zugänglich. Dem Verlag Walter de Gruyter hat dafür unser Dank zu gelten. Zwar ist die wissenschaftlich relevante, weil einzig vollständige Fassung nach wie vor jene, die bei Meiner in Hamburg erscheint. Aber Auerbachs Kürzungen befreien von Vicos mitunter schwerfälligem Duktus, der so manchen Leser bisher auf Distanz hielt. < P> Auch äußerlich ist die Neuausgabe ungemein ansprechend gestaltet. Ein interessantes Gemälde aus dem frühen 16. Jahrhundert schmückt den Einband. Darüber hinaus wird Vicos Denken ein kundiges Nachwort aus der Feder Wilhelm Schmidt-Biggemanns, der sich seit Jahren um die Geschichtsphilosophie der Frühen Neuzeit verdient macht, an die Seite gestellt. Kurz: Eine Ausgabe, die beweist, dass die sogenannten " Klassiker" auch heute noch gewinnbringend verlegt werden können. < I>-Peter Vogt
|