Picasso, Die Welt der KinderPablo Picasso, Werner Spies
Gebundene Ausgabe
Großzügig mit Abbildungen versehen, sorgfältig komponiert und mit informativem Text erfüllt Werner Spies' Buch < I> Picasso. Die Welt der Kinder alle Erwartungen. Es ist ein Geschenkbuch, das man am besten gleich zweimal kauft: Einmal zum Verschenken und einmal für sich selbst, da man sich unweigerlich am interessanten Inhalt festliest. < P> Spies, der versierte Picasso-Experte, stellt Picassos (1881-1973) zahlreiche Kinderbildnisse im Bezug zum Gesamtwerk vor. Er entdeckte einen stilistisch zurückhaltenden, motivisch vielfältigen und humorvollen Meister. Selbst Vater von vier Kindern aus verschiedenen Beziehungen schuf Picasso zeitlebens Kinderdarstellungen. In ihrer Intimität sind sie ganz unterschiedlich, je nach der Intensität und Nähe zu den kleinen Menschen. Treten Kinder in der melancholischen Blauen Periode noch als Schutzgeister der Erwachsenen auf, entstehen in der Rosa Periode ab 1905 Mutter- und Kind-Bilder von inniger Zärtlichkeit. Nur zwischen 1906 und 1919, in der ersten kubistischen Phase Picassos, fehlen die Kinderbildnisse. In ihr haben " Kind und Kegel keinen Platz", stellt Spies lakonisch fest. < P> Doch bereits in seiner zweiten kubistischen Periode erschließt sich Picasso wieder die Kinderdarstellung. Auf dem Umweg über das Medium der Fotografie: Nach Fotos malt er z. B. " Paolo auf einem Esel". Sein erster, 1921 geborener Sohn wird in diesen Jahren eines der beliebtesten Motive des stolzen Vaters. Nach den Vorbildern der alten Meister - nach Velazquez und Rembrandt - malt er ihn im Pierrotkostüm auf dem Balkon, beim Zeichnen, als Harlekin. Es sind Standesporträts, die auch seine Ehe mit Olga, der russischen Generalstochter, charakterisieren. < P> Bei Claude und Paloma, in den 40er Jahren, sucht Picasso eine ganz andere Annäherung. Er wendet sich ihrer Gebärdensprache und Vorstellungswelt zu, er zeichnet mit ihnen, schnitzt Marionetten und bemalt Puppen für sie. Und er nimmt ihnen ihr Spielzeug weg: Aus zwei Miniaturautos, die der Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler den Kindern mitbringt, baut Picasso 1952 den Kopf der Skulptur " Pavian mit Junge" ( Musée Picasso, Paris). In diesen Jahren entstehen die sonnigsten und humorvollsten seiner Kinderdarstellungen: Die Bronzen " Das seilhüpfende Mädchen" mit den viel zu großen Schuhen und die " Frau mit Kinderwagen", die aus der niedrigen Kindperspektive eine hieratisch majestätische Muttergöttin schildert, oder das Bild " Françoise Gilot mit Paloma und Claude". < P> Spies stellt wissenschaftliche Ergebnisse gut lesbar vor, er verweist für den Interessierten auf weiterführende Literatur und er gelangt zu einem Ergebnis von Bedeutung für die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts: Picasso scheute in seinen Kinderbildern vor verletzenden Formzertrümmerungen, extremen Verschlüsselungen und rabiaten Zerstückelungen zurück. Das porträthafte Erfassen der Kinder steht bei ihnen im Vordergrund. < I>-Doris Gerstl
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