Wünschelruten

Geomantie oder Radiästhesie

Worauf reagieren Wünschelrutengänger?
Auf Erdstrahlen, Wasseradern,
geologische Störungen?

Geheimnisvolles und Kurioses
Wünschelrutengänger
Wünschelrutengänger bei der Erzsuche auf einem Holzschnitt von Georgius Agricola 1556 (Abb.: Public Domain)
Kommt in einem Gesprächskreis das Thema Erdstrahlen, Wünschelrutengänger, Geomantie oder Radiästhesie auf, kann man beobachten, dass die Menschen sehr verschieden reagieren: Belustigt, abwehrend, gelangweilt, genervt, oder aber auch zustimmend und interessiert.

Geschäftemacher werfen möglichst viele hochtechnisch und gefährlich klingende Begriffe in ihr Angebot und verkaufen Geräte zur Abschirmung und Harmonisierung, die eines gemeinsam haben: Ihre Wirkung kann nicht nachgewiesen werden und viele sind einfach physikalisch und physiologisch unwirksam. Dass sie trotzdem verkauft werden, liegt auch an einer eventuellen psychischen Wirkung nach dem Motto: »Das war teuer, das Unternehmen wirkt seriös, also bringt's was, ich bin zufriedener, beruhigt, und schon fühle ich mich besser.«

Und das ist tatsächlich so, also entsteht über den Umweg der Psychosomatik eine tatsächliche Wirkung. Wie schon Jesus vor 2000 Jahren sagte: »Dein Glaube hat dir geholfen!«. Auch diese Art von Heilung, egal wie man es nennt, hat ihre Berechtigung und ihren Sinn. Mit dem Wünschelruten-Effekt hat das allerdings nichts zu tun.

Mir hilft der Glaube eher nicht, dazu bin ich von Natur aus zu skeptisch. Bei mir machen die Wünschelruten und ähnliche Werkzeuge keinen Zucker, deshalb versuche ich, die Zusammenhänge neutral und möglichst objektiv zu betrachten und kritisch zu hinterfragen. Ergebnis: Entfernt man Fantasie, Esoterik, Gewinnsucht und Betrug, bleibt etwas übrig, das Wünschelruten-Phänomen existiert!

Physikalische Zusammenhänge

Eine Übereinstimmung der Wünschelruten-Ausschläge mit Wasseradern in Felsspalten, geologischen Verwerfungen etc. müsste sich eigentlich experimentell und physikalisch relativ einfach nachweisen lassen. Oft wird die Ursache, auf welche die Wünschelruten reagieren, auch in Zusammenhang mit Elektrosmog und Magnetfeldern oder elektrischen Phänomenen gebracht und in einen Topf geworfen. Das ist sicher falsch. Wissenschaftler hätten das längst herausgefunden und gemessen. Siehe auch meine eigenen Experimente:

Wünschelrutengänger im Fichtelgebirge
Wünschelrutengänger in meinem Garten im Fichtelgebirge (Foto: Erwin Purucker)

Erste Erfahrungen

Zu meinem Haus gehört ein 2000 m² großer Garten. Anfang der Achziger Jahre (Heirat, Familiengründung) ließ ich einen Bekannten, von dem alle sagten, er könne die geologischen Störzonen im Untergrund erspüren, mit einer Wünschelrute durch den Garten gehen, weil ich von gesundheitlichen Gefahren durch Erdstrahlen hörte und vielleicht einen Brunnen graben wollte. Er markierte eine eintretende Ader, die sich spitzwinklig verzweigt, und die beiden Äste verlaufen geradlinig weiter. Die Markierungen habe ich damals in einen Lageplan eingezeichnet.

Jahre später erzählte zufällig in einem Verein jemand, dass er mit der Wünschelrute gehen kann und diese ihm geologische Störungen anzeigt. Ich sprach ihn an, weil mich interessierte, ob er wohl die gleichen Stellen und Verläufe finden würde wie sein Vorgänger ein paar Jahre vorher. Und das tat er tatsächlich! Die beiden wussten nicht voneinander, und dass der jeweils andere auch bei mir gelaufen war. Erst nachträglich sagte ich es ihnen. Die Genauigkeit der Übereinstimmung lag schon nahe am

Beweis für die Existenz des Effekts

.

Falsche Zusammenhänge

Das Internet gab es damals noch nicht, also kaufte ich mir Bücher. Als physikalisch-technische Ursachen und Effekte wurden darin genannt:
  • Eine elektrische 10-Hertz-Schwingung, wenn man die Erdkugel als resonanten Schwingkreis betrachtet, angeregt durch Blitzschläge
  • Eine örtliche Schwankung oder Unregelmäßigkeit der Feldstärke des Erdmagnetfelds
  • Örtliche Änderungen der Richtung des in die Erde eintauchenden Erdmagnetfelds
  • Änderung des Weißen Rauschens im Bereich um 100 MHz in Rundfunkempfängern im Bereich der Störzonen. Die Wellenlänge dieser Frequenz korreliert mit dem sogenannten Curry-Netz oder dem Hartmann-Gitter
  • Vermehrte Ionen-Konzentration in der Luft im Bereich der Ausschläge

Als Funkelektroniker baute ich verschiedene Geräte, um das zu überprüfen: Einen Empfänger für Magnetfelder von 6 bis 14 Hertz, einen elektrischen Verstärker, um niederfrequente Ströme zwischen zwei eingeschlagenen Erdnägeln zu erfassen, eine Feldstärkeanzeige für meinen Kofferradio, ein Feldstärkemessgerät für das Erdmagnetfeld und einen Ionen-Detektor. Auch einen Geigerzähler lieh ich mir aus.

Sie alle funktionierten technisch, brachten aber ein eindeutiges Ergebnis: Die von den Rutengängern gefundenen Störzonen haben mit konventionellen physikalischen Phänomenen wie magnetischen oder elektrischen Feldern, Ionen oder elektromagnetischer Strahlung nichts zu tun!
Als Beispiel zwei der um 1980 gebauten Messgeräte für magnetische und elektrische Felder:
  • Empfänger für Magnetfelder von 6 bis 14 Hz (große Spule), abstimmbar durch Austausch der Kondensatoren (ein Mess-Sender mit 10 mW konnte auf 10 m empfangen werden), wahlweise hochohmiger Anschluss eines Drahtgitters als Antenne für elektrische Felder der gleichen Frequenzen.
  • Hochohmiger Detektor für positive und negative Ionen, wahlweise Teleskop-Antenne oder Drahtgitter
Messgeräte für magnetische und elektrische Felder

Elektrosensibilität

Oft wird die Fähigkeit, mit der Wünschelrute Störzonen zu erfühlen, auch mit der sogenannten Elektrosensibilität oder Elektromagnetischen Hypersensitivität in Verbindung gebracht. Auch das scheidet aus, da es sich beim Rutengehen nahezu sicher eben nicht um die Reaktion auf magnetische oder elektrische Felder, oder elektromagnetische Strahlung handelt.

Wegen der Angst vor der Strahlung von Mobilfunk-Masten oder der Handystrahlung der Geräte selbst, bei der Menschen über Schlafprobleme, Kopfschmerzen oder sogar Depressionen klagten, wurden umfangreiche Untersuchungen angestellt. Bei einer Versuchsreihe in Österreich zum Beispiel stellte sich heraus, dass nur die Teilnehmer der Gruppe reagierten, die von der Bestrahlung wussten (Stiftung Warentest 09/2019 Seite 93), Doppelblindstudien brachten das Ergebnis, dass kein Zusammenhang besteht.

Nahezu sicher handelt es sich dabei um einen psychischen Effekt, bei dem allein schon die Angst vor der Strahlung eines nahen Handy-Masts die Beschwerden verursacht. Die Krankheiten sind also keine Einbildung, sondern tatsächlich verursacht durch die (unbegründete) Angst, nicht durch die Strahlung selbst!

Abzocke im Internet

Im Gegensatz zu den 1980er Jahren gibt es heute ja das Internet. Dort findet man bei der Suche nach Rutengängern und Erdstrahlen vor allem teuere Entstörgeräte, Einrichtungen zur Abschirmung oder Matten und andere Gegenstände zur Beeinflussung der schädlichen "Strahlung". Dort wird der beschriebene Effekt vor allem mit Elektrosmog vermischt, Angst erzeugt, und damit werden prima Geschäfte gemacht. Was nützt es jemandem, der auf einer Störzone schläft, wenn man ihm nachweist, dass Tapeten und Fußböden mit Alubeschichtung den Elektrosmog fernhalten, was zweifellos technisch funktioniert. Meistens wird aber, praktisch als Zugabe, eine Abschirmung von Erdstrahlen betont, und bei deren Abschirmung, Ablenkung oder Neutralisierung mit den skurrilsten Gegenständen wie Gipsblöcken oder Glaskugeln offenbar viel Geld verdient. Viele haben eins gemeinsam: Elektrosmog lässt sich verringern, aber mit dem Wünschelruteneffekt hat das alles nicht das Geringste zu tun! Er existiert nach wie vor.

Die Wissenschaft

Auch andere ernstzunehmende Einrichtungen befassten sich schon in den 80er Jahren mit dem Problem. Bei einem großen Versuch in den 1980er Jahren in Südbayern wurden Rohre vergraben, durch die man jeweils Wasser oder kein Wasser pumpen konnte, und Rutengänger sollten beim Darüberlaufen erspüren, durch welche gerade Wasser fließt. Das Ergebnis war erwartungsgemäß gleich Null, woraus man folgerte, dass der ganze Effekt nicht existiert.

Ein logischer Fehlschluss, denn mit dem Experiment hat man nur eins bewiesen:
Ob Wasser in einem Rohr fließt, können die Rutengänger nicht feststellen.
Daraus zu schließen, dass es den ganzen oben beschriebenen Effekt nicht gibt, ist Unsinn.


Die Maxwell-Gleichungen der Elektrodynamik
Die Maxwell-Gleichungen der Elektrodynamik in moderner Form (Integralform in SI-Einheiten), Zusammenhänge erforscht schon ab dem Jahr 1865(!)

Erdstrahlen

Der Begriff Erdstrahlen wurde 1929 völlig hypothetisch von einem

Gustav Freiherr von Pohl

eingeführt, ist also reine Phantasie. Sollte es etwas ähnliches geben, dann handelt es sich nicht um elektromagnetische oder radioaktive Strahlung, Wasseradern oder ähnlich einfache geologische Gegebenheiten. Es muss sich um etwas ganz anderes handeln als konventionelle Physik oder Geologie, elektrische oder magnetische Felder.

Würden die Ausschläge der Wünschelruten auf konventioneller Physik beruhen, hätten das die Physiker der letzten zwei Jahrhunderte bereits herausgefunden. Die berühmten Gleichungen der Elektrodynamik zum Beispiel, die Maxwell-Gleichungen, veröffentlichte James Clerk Maxwell schon im Jahr 1865, heute als Differentialgleichungen ausgedrückt, für deren Verständnis meine Mittlere-Reife-Mathematik von 1965 garnicht ausreicht. Dazwischen liegen eineinhalb Jahrhunderte Forschung mit bahnbrechenden Entdeckungen großer Forscher, so dass elektrische Effekte für das Wünschelruten-Phänomen ausscheiden.

Das Wünschelruten-Phänomen existiert!

Dreißig Jahre später, also vor kurzem, wurde ich wieder daran erinnert, als ein Freund mir zufällig erzählte, er könne geologische Störzonen mit der Wünschelrute fühlen. Es lag nahe, ihn das auch in meinem Garten versuchen zu lassen. Danach suchte ich den alten Plan und stellte fest, dass er die gleichen Orte fand, mit Adern in der gleichen Richtung, nur etwa 1 m versetzt. Jetzt, nach diesem dritten Versuch, ohne Verbindung der Rutengänger untereinander, kann man das schon als

Empirische Evidenz (Erfahrungsbeweis)

für die Existenz des Phänomens werten. Alle drei Rutengeher verlangten kein Geld und machten es für mich zum Spaß. Wirtschaftliche Interessen scheiden also aus und ein Zufall ist extrem unwahrscheinlich.

Die Neue Physik

In letzter Zeit gibt es aber eine Entwicklung der modernen Physik, die sogenannte Neue Physik, die immer unanschaulicher wird und von der man durchaus den Eindruck gewinnen kann, dass sie durch ein Labyrinth aus "Erkenntnissen" in die Irre führt. Als ob die Natur die Wissenschaftler zum Narren hält. Im Gegensatz zum sogenannten Standardmodell der Teilchenphysik sind die Relativitätstheorien Einsteins geradezu einfach zu verstehen! Die Krönung der ganzen Entwicklung bilden keine Lösungen, sondern immer neue, sonderbare Rätsel:

Dunkle Energie und Dunkle Materie

Es gibt eine Gemeinsamkeit zwischen dem Wünschelruten-Phänomen und der geheimnisvollen Dunklen Energie und der Dunklen Materie: Alle haben gemeinsam, dass man sie mit physikalisch-technischen Mitteln und Geräten nicht nachweisen, erfassen oder messen kann. Vielleicht gibt es sogar einen Zusammenhang. Kein Wunder, dass ich mit meinen einfachen Versuchen in den 1980er Jahren keinen Erfolg hatte, wenn es die Wissenschaftler an den Unis nicht mal schaffen, den größten Teil unseres Universums sichtbar oder messbar zu machen. Und bis heute (2021) auch nicht das  CERN in Genf mit seinem Teilchenbeschleuniger und Detektoren in Hausgröße! Auch die Mathematik-Freaks, die in der Vergangenheit oft physikalische Zusammenhänge in Formeln gegossen haben, lange bevor man sie experimentell nachweisen konnte, schweigen zu dem dunklen Thema komischerweise.

Der einzig messbare Effekt der Dunklen Energie und Dunklen Materie scheint (bis jetzt) der Einfluss auf die Gravitation zu sein, also damit eine Beeinflussung und Veränderung des Raumes selbst. Daraus ergibt sich die für mich beeindruckendste Feststellung der Wissenschaftler: Nicht mal die Hälfte der Materie und Energie im Universum ist für uns messbar oder überhaupt wahrnehmbar!

Wenn ich die Berichterstattung richtig interpretiere, muss dieses "Dunkle" sehr fein im gesamten Universum verteilt sein. Nimmt man an, dass bestimmte Unreglmäßigkeiten in der Erdkruste regionale oder sogar kleine örtliche Dichte-Unterschiede oder andere Veränderungen in der Verteilung der Dunklen Energie erzeugen, und die Rutengänger auf diese reagieren, wie auch immer, wäre das eine Erklärung für den Wünschelruteneffekt. Beweisen lässt sich das erst, wenn die Physik eine Möglichkeit gefunden hat, es objektiv zu messen.

Wirkung auf den Menschen

Man ist sich inzwischen sicher, dass die Ruten selbst, und ihr Material, nichts mit den Ausschlägen zu tun haben, sondern unser Gehirn, unsere Nerven, also unser Körper, die Ruten bewegt. Das gleiche gilt für die sogenannten Siderischen Pendel, und andere Hilfsmittel, mit denen kleine unwillkürliche Muskelbewegungen deutlicher angezeigt werden können. Die Ruten und Pendel stellen also praktisch nur den Zeiger des Messinstruments Körper dar. Als Schnittstelle, das Interface, dazwischen bieten sich hypothetisch die Nervenzellen an. Allein im Gehirn haben wir hundert Milliarden davon, im restlichen Körper auch nicht wenige. Das labile Kräftegleichgewicht der Rute zeigt also wahrscheinlich nur winzige, durch Nervensignale verursachte Änderungen der Muskelspannung an.

Halten sich Menschen an bestimmten Orten jeden Tag lange auf, egal ob Bett, Sofa oder Schreibtisch, ist es wahrscheinlich, dass ein beeinflusster oder gestörter Ort einen Einfluss auch auf diejenigen hat, die beim Wünschelruten-Gehen keinen Ausschlag der Wünschelrute spüren. Dieser Einfluss kann gut oder schlecht, gesund oder ungesund sein, das beweiskräftig zu untersuchen, ist schwierig, so lange die Grundlagen wie oben beschrieben weder objektiv messbar noch realistisch nachweisbar sind und Physik mit Esoterik und Geldschneiderei vermischt wird.

Geldschneiderei und Betrug

Drohung mit Krankheit und Versprechen von Heilung bringt Menschen dazu, ihr Geld unkritisch rauszurücken. Außerdem werden Erfolge über den psychosomatischen Umweg als Beweis für die Wirksamkeit verkauft, ganz zu schweigen von Influencern, die Geld für positive Berichte bekommen. Man muss aber auch die positive Seite sehen, denn psychologisch induzierte Besserung von Krankheiten ist auch gut und richtig, die Absicht dahinter ist allerdings in diesem Fall oft durchaus betrügerisch.

Ernsthafte gründliche Untersuchungen werden dadurch eher verhindert, weil das ganze Phänomen in den Bereich der Esoterik, Parawissenschaften, Pseudowissenschaften oder  Verschwörungstheorien gedrängt wird und Wissenschaftler befürchten müssen, lächerlich gemacht zu werden, wenn sie sich darauf einlassen. Wenn unsere Technik noch nicht so weit ist, die Effekte mit objektiven Messungen zu bestätigen, ist die Versuchung groß, auf Experimente auszuweichen, die keine Ergebnisse bringen, und damit irgendein Ergebnis zu haben. Wenn man nichts findet, heißt das aber eben nicht, dass es nichts gibt. Es ist enttäuschend, zu sagen »Es gibt da was, aber wir haben nichts gefunden.«. Da weicht man lieber aus auf »Weil wir nichts gefunden haben, gibt es nichts.«. Bei der Dunklen Energie geht das nicht, weil sie über die ausgeübte Gravitation eindeutig nachzuweisen ist, außer das Ganze stellt sich in ein paar Jahren als großer Rechenfehler heraus, oder die falsche Interpretation von Messergebnissen, alles ist möglich.

Geopathologie (krank machende Orte)

Es gibt Hinweise, dass bestimmte Orte oder Häuser einen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben, oder sogar krank machen. Ich kenne ein Haus, in dem einer meiner Schulkameraden schon als Kind krankheitsbedingt zum Vollwaisen wurde. Er verkaufte es später, und die Frau des Käufers starb ebenfalls lange vor dem Ruhestand. Nach einem erneuten Verkauf ist dort schon wieder eine Frau viel zu jung an Krebs verstorben. Man kann viele Vermutungen anstellen, Beweis ist es natürlich keiner, aber ich würde dort in der Nähe lieber nicht einziehen. Auch wenn Geopathologie (Radiästhesie, Geopathie) nicht nachweisbar ist, geht man doch lieber auf Nummer sicher.

Käthe Bachler

, eine Lehrerin aus Hallein bei Salzburg, kehrte in ihren 1976 veröffentlichten Erfahrungen mit dem Rutengehen schließlich die Methoden der Rutengänger um. Während alle nach schlechten und krankmachenden Orten suchten, um diese zu meiden, sollte nach guten Plätzen und Bereichen gesucht werden, die Erholung und Wohlbefinden bringen, vor allem für den Schlafplatz.

Hartmanngitter, Currynetz, Benkergitter

Die drei Rutengänger zwischen 1980 und 2020 in meinem Garten fanden keinerlei solche Gitternetze. 2022 wurde ich auf einen Bekannten aufmerksam gemacht, der früher auch mit der Wünschelrute gegangen sei. Bei diesem vierten Versuch, mit L-förmigen Metallruten erhielt dieser tatsächlich in regelmäßigen Abständen Ausschläge. Verblüfft hat mich, dass er sich selbst darüber wunderte und es zunächst auf Besonderheiten meines Grundstücks zurückführte. Er ging heim und rief mich verwundert an, dass er jetzt daheim auch diese regelmäigen Störzonen spürte, was früher nie der Fall war.

Eine Erklärung dafür habe ich zunächst nicht gefunden. Auch er tat es nur zum Spaß und nahm diese Fähigkeit eigentlich nicht so ernst. Eine mögliche Ursache könnte sein, dass der Winter 2021/2022 eher warm und sehr regenreich war, was doch auf einen Einfluss von im Untergrund fließenden Wassers und sogenannten Wasseradern hinweisen würde. Mein Haus ist auch nicht unterkellert, was mein Großvater damit begründete, dass der Untergrund zu nass dafür sei.

In der Literatur der achtziger Jahre las ich auch von weltweiten Gittersystemen und regelmäßig verteilten Störzonen, die manche Rutengänger erspüren. Das

Currynetz oder Curry-Gitter

sollte schräg zu den Längengraden und Breitengraden Störzonen oder Feldlinien in einem Abstand ca. 3 m haben, was durchaus der Wellerlänge der UKW-Radiosender entspräche (s.o.). Benannt wurde es nach seinem Entdecker, dem Münchner Arzt Manfred Curry (1899 bis 1953).

Im Gegensatz dazu beschrieb der Mediziner und Homöopath Ernst Hartmann (1915 bis 1992) ein globales Gitter, dessen Gitterlinien mit einem Abstand von 2 bis 4 m nahezu in Nord-Süd und Ost-West Richtung verlaufen, das

Hartmanngitter

. Im Jahr 1964 beschrieb er es in seinem Buch Krankheit als Standortproblem.

Anton Benker

erweiterte 1953 die Gitternetze schließlich in die dritte Dimension und behauptete, Anzeichen für ein weltweites Netz von 10 m großen würfelförmigen Feldern gefunden zu haben. Er bezeichnete es als Benker-Kubensystem oder einfach Benkergitter, das in Zusammenhang mit dem Hartmanngitter stehen soll.

Alle Gitter oder Netze wurden und werden immer wieder als "natürliches, erdmagnetisches Gitternetz" beschrieben, was grundsätzlich falsch ist. Magnetische und elektrische Felder lassen sich seit langer Zeit sehr genau technisch messen, so dass diese Globalgitternetze oder Globalnetzgitter längst physikalisch nachgewiesen wären. Wenn es sie gibt, muss es sich um ganz andere, noch unbekannte Effekte handeln.

Am nähesten kommen dem Phänomen vielleicht noch die Erklärungsversuche des Kesselschmieds André Bovis (1871–1947) aus Nizza, der von feinstofflicher Energie oder sogar Lebens-Energie sprach, was schon sehr nach Dunkler Energie oder Dunkler Materie klingt. Er versuchte, die Stärke, mit welcher der Effekt auf den Wünschelrutengänger einwirkt, in den sogenannten

Bovis-Einheiten

oder Bovis-Zahlen quantitativ zu beschreiben.

Das Wünschen

Ein anderer Rutengänger sagte mir, dass er Ausschläge der Rute an verschiedenen Stellen bekommt, je nachdem, an welches zu suchende Objekt er denkt, an Wasser im Untergrund, leere Rohre, Gitternetze oder sogar vergrabene elektrische Leitungen. Diesen kannte ich allerdings nur sehr flüchtig und ich kann nicht einschätzen, wie seriös diese Behauptungen waren.

Solche geistige Wirkungen könnten von einer Übereinstimmung der Realität mit einem Mentalen Modell kommen, das schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein im Jahr 1918 beschrieb. Letztlich sind das aber Spekulationen an der Grenze zur Esoterik, die (noch) nicht verifiziert werden können. Mentale Modelle werden heute mehr rational im Hinblick auf effektives Lernen und Verstehen genutzt.

Dazu fiel mir allerdings vor nicht allzu langer Zeit ein, dass der erste meiner Bekannten, der eigentlich nach Wasser suchen sollte, entlang des Gartenzauns bemerkte: »Hier entlang stimmt was nicht, da ist irgendwas ganz anderes!« Deswegen erkundigte ich mich bei den Stadtwerken, und tatsächlich fanden sie einen alten Plan, der entlang der Grundstücksgrenze, ca. 1 m auf meinem Grundstück ein 220-V-Stromkabel zeigt, welches mehrere Häuser mit Strom versorgt hat. Im Grundbuch ist dazu kein Recht eingetragen und die jetzigen Leute wussten nichts davon und mussten lange suchen, bis sie den Plan aus den 1960er Jahren fanden. Eine psychologische Beeinflussung des Rutengängers oder Erwartungshaltungen konnten also keine Rolle gespielt haben.

Esoterische Sichtweise, Spekulationen

Der fehlende Nachweis reizt natürlich zu Spekulationen. In der Dunklen Energie und der Dunklen Materie könnte man auch eine  geistige Welt vermuten, und unser Bewusstsein als eine Verbindung zwischen unserem Nervensystem und dieser verborgenen Welt jenseits von Raum und Zeit. Vielleicht können Rutengänger oder Pendler diese Verbindung besser nutzen, oder sie sich besser bewusst machen. Bis jetzt bleibt es ein großes Geheimnis und für viele ein Mythos.

Erzsucher mit der Wünschelrute
Bergleute und Wünschelrutengänger bei der Erzsuche 1556 (Abb.: Public Domain)

Die Wünschelrute im Mittelalter

Schon in dem Wort findet man eine Anspielung auf das Wünschen. So glaubte man im Mittelalter, man bräuchte sich nur intensiv vorzustellen und zu wünschen, was man sucht, dann findet man es auf diese Weise auch. Auf dem Holzschnitt von Georgius Agricola aus dem Jahr 1556, also schon in der beginnenden Neuzeit und der Aufklärung, sieht man Bergleute bei der Arbeit und wie selbstverständlich darunter einen Erzsucher mit der Wünschelrute. Das sieht mir schon sehr nach Wunschdenken aus. Und irgendwas findet man ja immer!

Die Wünschelrute in der Romantik

Später, in der Romantik, im Jahr 1835, schrieb der Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff einen Vierzeiler, ein kurzes Gedicht, welches beschreiben sollte, wie die Kunst und vor allem die Dichtung, eine verborgene Poesie aus der Natur hervorholt. Bei der Veröffentlichung nannte es Adelbert von Chamisso "Wünschelrute". Das Rutengehen wurde immer wieder mit dem Spirituellen, Geistigen in Verbindung gebracht, man könnte auch sagen, esoterisch gesehen, im 19. Jahrhundert auch romantisch verbrämt:
Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.


21. Jahrhundert

Auch im modernen 21. Jahrhundert gibt es das noch. Als 2001 in Lichtenberg im Frankenwald  das Mädchen Peggy spurlos verschwand, suchten unter anderem Wünschelrutengeher nach ihrer Leiche. Sie fanden nichts. Gefunden wurde sie schließlich 15 Jahre später von Pilzsuchern im nahen Thüringen.

Fazit

Auf diese Weise funktioniert es offenbar nicht. Es ist Physik, aber eine, die wir (noch) nicht kennen. Die Existenz des Effekts ist für mich bewiesen. Ob wir eines Tages die Grundlagen, die Ursachen und die Funktion erforschen können, ist fraglich, und nur machbar, wenn die über Jahrhunderte mit dem Wünschelrutengehen verbundene Esoterik abgeworfen wird.
   
Bitte beachten Sie: © 2021 von Erwin Purucker


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