Tieropfer, Menschenopfer

Tieropfer im Früh-Mittelalter
In vielen Kulturen war es üblich, Opfer zu bringen, um die Götter oder einfach das Schicksal gnädig zu stimmen und Unglück abzuwenden. Oft waren dies auch nur Werkzeuge oder Waffen, die man in Sümpfe oder Schluchten warf, und damit hoffte, ein besseres Leben zu bekommen. Nicht nur in Südamerika, auch in anderen Kulturen waren dies offenbar auch Menschenopfer. Um das eigene Volk zu schonen benutzte man feindliche Gefangene oder von von fremden Völkern oder Sippen entführte Kinder. Weil der Erfolg erfahrungsgemäß sehr unsicher war, scheute man doch häufig das dadurch veursachte menschliche Leid und benutzte stattdessen Tiere. Das Opferlamm oder der Sündenbock mussten stattdessen dran gleuben. Auch in unserer Gegend gibt es  Legenden, wonach zum Beispiel im  Schloss Burgk oder der Göltzschtalbrücke Tiere oder gar Menschen eingemauert wurden, um den Bauwerken bessere Widerstandskraft zu verleihen.

Trotz der beginnenden Christianisierung wurden besonders im Frühmittelalter noch viele heidnische Rituale praktiziert. Dazu gehörten immer auch Tieropfer. Auch in der Bibel, besonders im Alten Testament, sind Tieropfer ja an der Tagesordnung. Widder und Kälber werden am laufenden Band rituell getötet und Stammvater Abraham hätte sogar seinen eigenen Sohn Isaak als Menschenopfer dargebracht, hätte Gott nicht im letzten Moment verzichtet und sich mit einem Tieropfer begnügt.

Im  Geschichtspark Bärnau in der Oberpfalz ist dies drastisch dargestellt. Ich nehme an, dass man nicht nur einfach ein Schaffell über einen Ast gehängt hat, sondern dass das Schaf tatsächlich hier getötet wurde. Den Tierfreunden sei versichert, dass dies durch den sehr gut geführten und organisierten Geschichtspark sicher entsprechend unserer heutigen Ethik auf eine dem Tierschutz entsprechende Art geschah.

Eine solche Ethik kannten die heidnischen Völker in früheren Jahrtausenden nicht, im Gegenteil: Je mehr das Opfer leiden musste, um so größer war die Wirkung. Das galt sicher auch für Menschenopfer! Welche Qualen man einem Menschen zufügen kann, zeigen die Bilder aus dieser  Folterkammer in Tschechien.

Das Blut des Opfertieres floss in einen darunterliegenden Tümpel, auch andere Abfälle der Schlachtung landeten dort, was zur Folge hatte, dass sich Tiere, die diese verwerten können, prächtig vermehrten. Dieses Wurm-Ballett wird von Schlammröhrenwürmern vollführt, offiziell heißen sie Gemeiner Schlammröhrenwurm, lateinisch Tubifex tubifex, oder Gemeiner Bachröhrenwurm:


Früher lag am  Fluss Eger in  Marktleuthen unser Schlachthaus. Blut, Darminhalt und andere Schlachtabfälle flossen in den Fluss. Mir wurde berichtet, dass es an dieser Stelle ebenfalls Massen dieser Röhrenwürmer gab. Die Fische im Fluss profitierten sicher von den eingebrachten Nährstoffen. Heute rätselt man über den Rückgang der Fischzahlen in den Flüssen trotz Kläranlagen und guter Wasserqualität. Der Grund liegt sicher auch daran, dass solche für Fische hochwertige Nährstoffe nicht mehr in die Flüsse gelangen, statt dessen ausgeschwemmte Düngemittel aus der Landwirtschaft, die eigentlich für Pflanzen bestimmt sind, nicht für Fische.

Slawische Gottheit Svantovit (Svantevit)
Am nachgestellten Kultplatz des Slawen-Dorfes findet man auch eine hölzerne Stele, die den slawischen Gott Svantovit (Svantevit) darstellt. In der slawischen Mythologie war er der Kriegsgott und an der Ostsee und der Elbe wurde er sogar als die oberste Gottheit verehrt. Er hat vier Köpfe entsprechend den vier Seiten der Stele. Bei anderen slawischen Stämmen ist Perun die oberste Gottheit. Sehr wichtig war auch der Schöpfergott Svarog, der auch für das Licht zuständig war. Besonders im Gebirge wurden aus diesen Mythen oft Sagen wie die um den Riesen Rübezahl, einen der Elementargeister, die sich um die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer zu kümmern hatten.

Die Opferung diente vor allem dazu, die Götter zu "besänftigen", weil sie vielleicht wegen irgendetwas erzürnt waren. Menschenopfer waren bei den Slawen nicht üblich. Man bürdete seine Bitten einem Tier auf und opferte dieses. Das Aufbürden von Schuld und Sünden stammt mehr aus dem jüdischen Glauben, wo der Sündenbock und das Opferlamm die Menschenopfer ersetzten. Dass man im Alten Testament vor allem Lämmer, Schafböcke oder vor Moses Kälber opferte, liegt an den  esoterischen oder astrologischen Zeitaltern. Sündenböcke und Opferlämmer entsprechen dem Sternzeichen Widder, das Kalb dem Sternzeichen Stier. Da die Zeitalter mit dem Frühlingssternbild alle ca. 2100 Jahre wechseln, führte Jesus die Fische ein, wodurch der Fisch das Symbol der frühen christlichen Kirchen wurde. Die Lehre von den Zeitaltern des Frühjahrssternzeichens hatte Jesus in  Ägypten gelernt, wo er wahrscheinlich zum großen Teil aufwuchs.  Symbole des Widders und des Stiers findet man dort auf Schritt und Tritt. In unseren Tagen wechselt das Zeitalter von den Fischen zum Wassermann. Wassermänner kann man schlecht opfern, es gibt so wenige!

Die Welt, die Menschen und Gott:  Mein Weltbild

Abraham bringt Isaak als Menschenopfer
Eine drastische Darstellung eines Menschenopfers finden wir bei dem venezianischen Maler Tizian (Tiziano Vecellio, auch Titian): Stammvater Abraham bringt seinen Sohn auf Anweisung Gottes als Menschenopfer dar. In letzter Sekunde schreitet Gott ein und begnügt sich mit der Opferung eines Tieres, das zufällig in der Nähe steht. Schockierend? Da wir mit solchen Szenen aus dem Alten Testament der  Bibel von Kindheit an vertraut sind, fällt es uns gar nicht mehr auf, wie grausam auch die Wurzeln unseres christlichen Glaubens sind.
Hier finden Sie weitere Bilder und Kunstdrucke von  Tizian.

In der Kirche und im Gottesdienst ist von diesen Textstellen des alten Testaments nicht viel bis garnichts zu hören. Jesus hat nach den Evangelien diese Praktiken auch relativiert und die neue Lehre von Nächstenliebe und Mitgefühl eingeführt. Diese Entwicklung wurde schon von den Propheten vorbereitet. So steht bei  Jeremia 7, Vers 22: »Denn ich habe euren Vätern, als ich sie aus Ägypten herausführte, nichts gesagt und nichts befohlen, was Brandopfer und Schlachtopfer betrifft.« Was die christliche oder krichliche Auslegung der Bibel betrifft, finden Sie interessante Beiträge hier:  Wie der Teufel in der Bibel hauste (Vieles in der Bibel ist nicht Gottes Wort). Tierschützer werden diese Texte sicher gut finden. Fleisch essen und Tierschutz schließen sich aber nicht unbedingt aus. Moderne Schlachtmethoden gehen wesentlich schonender mit den "Opfern" um.

Die geopferten Tiere wurden sicher nicht immer nur verbrannt, sondern auch zumindest teilweise gegessen. Betrachtet man die Menschheitsgeschichte wissenschaftlich, so muss der  Neandertaler in der Kälte der Eiszeit eine sehr fleischreiche Kost gegessen haben. Der Homo Sapiens, der wohl in Ostafrika seinen Ursprung hat, war in der Wahl seiner Nahrung viel variabler. Durch seine insgesamt größere Anpassungsfähigkeit gewann er schließlich die Oberhand, so dass wir Menschen jetzt als pflanzenbetonte Allesfresser durchgehen. Die letzten Neanderthaler sollen wohl auf Gibraltar ausgestorben sein.

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 Tod und Tötung